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Universum-Geschäftsführer Münder über die Krise des Science Centers "Wir müssen noch Hausaufgaben machen"

Das Universum ist durch den Besucherrückgang in finanzielle Not geraten. Die Finanzlücke macht ungefähr 300.000 Euro aus. Bremen hat zunächst ausstehende Zahlungen gestundet. Im Interview spricht Geschäftsführer Herbert Münder über Probleme und Pläne
12.01.2012, 05:00 Uhr
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Das Universum ist durch den Besucherrückgang in finanzielle Not geraten. Die Finanzlücke macht ungefähr 300.000 Euro aus. Bremen hat zunächst ausstehende Zahlungen gestundet. Mit Universum-Geschäftsführer Herbert Münder sprach Michael Brandt über Probleme und Pläne.

Herr Münder, ist die Existenz des Universums gefährdet?

Herbert Münder: Nein. Es wird uns gelingen, das Universum in die Zukunft zu führen. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir in den laufenden Gesprächen mit der Stadt zu einer gemeinsamen Lösung kommen werden. Aber es gibt noch Hausaufgaben, die wir machen müssen.

Hätten Sie Insolvenz anmelden müssen, wenn die Stadt vor Weihnachten nicht ihre Forderungen in Höhe von ungefähr 300.000 Euro gestundet hätte?

In der akuten Situation um Weihnachten wäre es sehr schwer gewesen, eine andere Lösung als die Stundung herbeizuführen.

Wann rechnen Sie mit einer Lösung?

Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten zwei bis vier Wochen eine klare Antwort auf die Frage haben werden, wie es mit dem Universum in den nächsten zwei Jahren weitergeht. Wir werden unseren Beitrag leisten und Einsparmöglichkeiten mit unseren Mitarbeitern umsetzen.

Sie sagen aber, dass Sie es schaffen, in diesem Jahr den Fehlbetrag einzusparen.

Ja. Wir sind dabei, einen Plan aufzustellen, mit dem gewährleistet ist, dass wir in Zukunft mit 250000 Besuchern auskommen könnten. Das ist die Basis, um die Zeit bis zur Neuausrichtung des Universums zu überbrücken.

Seit 2009 zeichnet sich ab, dass sich die Besucherzahlen negativ entwickeln. Was haben Sie dagegen unternommen?

Wir haben zum Beispiel im vergangenen Jahr fünf Sonderveranstaltungen gehabt und weitere zusätzliche Aktionen geschaffen. Der Trend hat sich damit leider nicht umkehren lassen.

Andere Einrichtungen wären froh über 250000 Besucher im Jahr. Haben Sie falsch gewirtschaftet?

Nein. Die Kostenstruktur ist noch einmal genau analysiert worden. Es gibt einfach Unterschiede zu anderen Einrichtungen. Wir haben sehr viele interaktive Exponate, die aufwendig in der Instandhaltung und im Betrieb sind. Wir haben also einen hohen technischen Aufwand. Das ist nicht unbedingt mit anderen Museen zu vergleichen.

Derzeit hat das Universum 102 Beschäftigte. Vor wenigen Jahren waren es deutlich mehr. Lässt sich bei den Personalkosten weiter sparen? Und wäre das sinnvoll?

Es werden von außen Anforderungen an das Haus gerichtet. Man erwartet zum Beispiel von uns, dass wir Sonderveranstaltungen und -ausstellungen anbieten. Dazu braucht man den Personalstamm, den wir haben. Durch die bisherigen Sparmaßnahmen bleibt zwar die Funktionsfähigkeit erhalten, weiter kann man es aber nicht herunterschrauben. Deshalb konzentrieren wir unsere Suche nach weiteren Einsparmöglichkeiten in erster Linie auf die Sachkosten. Unser Anspruch bleibt es weiterhin, den Gästen ein qualitativ gutes Besuchserlebnis bieten zu können.

Früher kamen 500.000 Besucher im Jahr. Ist das Universum langweilig geworden?

Nein. Es ist für neue Besucher mit Sicherheit nicht langweilig geworden. Wenn Gäste aber drei- oder viermal da waren, haben sie den Eindruck, dass sie alles gesehen haben. Um dem entgegenzuwirken, bieten wir zusätzlich temporäre Ausstellungen an. Langfristig ist auch das der Grund für die geplante Neuausrichtung. Nach einer gewissen Zeit muss man ein neues Angebot schaffen.

Vor Jahren ist das schon einmal versucht worden. Bremen hat mehr als sechs Millionen Euro in das Schaubox-Gebäude und den Entdeckerpark investiert. Ist das Geld in den Sand gesetzt worden?

Nein. Es hat funktioniert. Die Besucherzahlen sind vor allem durch die neue Ausstellungsfläche nach der Eröffnung der Erweiterung gestiegen. Zudem sieht man ja, dass sich Besucher bei gutem Wetter im Entdeckerpark aufhalten. Die Investitionen haben dazu beigetragen, dass die Verweildauer der Gäste im Universum auf durchschnittlich mehr als vier Stunden gestiegen ist. Man hatte aber damals die Hoffnung, dass mehr Besucher kommen als letztendlich gekommen sind.

Besteht die Gefahr, dass im Abstand von fünf bis sieben Jahren immer wieder Millioneninvestitionen notwendig werden, um den Besucherschwund aufzuhalten?

Nein. Wir haben zum Beispiel mit den Schulklassen ein Grundniveau, auf dem man aufbauen kann. Es schmerzt, dass das Grundniveau nicht ausreicht, um den drastischen Einbruch zu kompensieren, den wir erlebt haben.

Die Konkurrenz hat deutlich zugenommen. Stimmt es noch, dass diese Konkurrenz erwünscht ist?

Ich glaube, dass das weiterhin stimmt. Es ist positiv, wenn sich in diesem Bereich mehrere Einrichtungen tummeln, die dann ihre Aktivitäten koordinieren. Bremen engagiert sich in einem europäischen Projekt mit Namen "Places". Die Idee dahinter ist, Wissenschaft und Forschung im Bewusstsein der Bevölkerung eine stärkere Wahrnehmung zu verschaffen. Es ist ein richtiger Ansatz, wenn dabei alle zusammenarbeiten. Nicht nur die Science Center und Museen, sondern auch die Stadt.

Das Universum plant eine Neuausrichtung. Wie realistisch ist es, hierfür in absehbarer Zeit acht bis neun Millionen Euro an Sponsorengeldern zu sammeln?

Die Gespräche laufen bereits seit geraumer Zeit. Wir befinden uns da jetzt in einer zukunftsweisenden Phase, weil sich die Vorstände der möglichen Partner mit den Sponsoring-Entscheidungen befassen. Wir wissen nicht, wie unsere Gesprächspartner die aktuellen Nachrichten aufnehmen. Ich halte die Neuausrichtung für eine realistische Vision. Das ist auch der Grund, warum ich hierhergekommen bin.

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