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Wirtschaftsdelikte in Bremen Auf Augenhöhe mit den Betrügern

Die Aufklärungsquote ist niedrig, Opfer können ihr Geld in der Regel abschreiben. Das Innenressort muss reagieren, wenn der Bereich Online-Betrug nicht zum rechtsfreien Raum werden soll, meint Michael Brandt.
24.12.2024, 06:17 Uhr
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Auf Augenhöhe mit den Betrügern
Von Michael Brandt

Die Zahlen, die der Bremer Senat vorgelegt hat, lassen klare Muster erkennen. Eines dieser Muster: Betrug ist ein Massendelikt. Betrügereien – vielfach per Computer – machen den Hauptanteil der Wirtschaftskriminalität aus. Das Spektrum reicht von Fake-Produkten, die für viel Geld angeboten werden, bis hin zu ausgeklügelt inszenierten Anlage-Betrugsfällen und entsprechend hohen Summen im Einzelfall.

Polizei und Innenbehörde können schmerzhaft wenig tun, um die Bürgerinnen und Bürger zu schützen. Seit Jahren wird in einer Art Dauerschleife daran erinnert, dass man bei zu günstigen Angeboten misstrauisch sein sollte. Bei astronomischen Renditeversprechen ebenso. Das mag in Einzelfällen Bürger vor einem Fehler bewahren, andererseits machen es die Verbraucher den Verbrechern aber immer wieder einfach: Einige tappen mit Sicherheit in die Falle – wenn sie die Hoffnung auf ein Schnäppchen blind macht.

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Das zweite Muster: Weder die Aufklärungsquote noch die Geldbeträge, die die Behörden in Ermittlungsverfahren sichern können, sind befriedigend. Für die Bürger, die Opfer eines solchen Betrugs werden, bedeutet das: Sie können vernünftigerweise weder hoffen, dass die Täter geschnappt werden, noch dass sie ihr Geld wiedersehen. Der Senat verwendet dafür das Wort "Totalverlust".

Eine Antwort darauf zu finden, ist kompliziert. Eine gibt das Innenressort von Ulrich Mäurer (SPD) in dem Senatspapier: Hier vor Ort müssen Menschen ermitteln, die ebenso fit sind in der Materie wie die Betrüger. Es darf auf der Verbrecherseite keinen Wissensvorsprung geben, wenn man nicht zulassen möchte, dass neue rechtsfreie Räume entstehen. Die Behörden müssen ausreichend Kapazitäten haben, um langfristig zu recherchieren. Und es muss eine enge internationale Zusammenarbeit geben. Denn die Urheber sitzen nicht zwingend in Bremen oder Hannover. Sie können ihre Geschäfte in Seelenruhe von einem Ort aus tätigen, an dem die deutschen Ermittlungsbehörden keinen direkten Zugriff haben.

Ein alleiniges Bremer Problem ist das nicht. Aber eines, das Bremerinnen und Bremer betrifft, wenn sie einmal schlechte Erfahrungen gemacht haben. Und auf das sie eine Antwort erwarten dürfen.

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