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Kuriose Polizeimeldungen 2021 Von Straßenbahnpiraten und einer Straßensperrung für Grillschweine

Ein ziemlich tolpatschiger Einbrecher, ein Musikvideo mit unerfreulichen Nebenkosten und im Keller gegrillte Schweine – unter den Polizeimeldungen des Jahres fanden sich auch 2021 wieder Kuriositäten.
30.12.2021, 15:01 Uhr
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Von Straßenbahnpiraten und einer Straßensperrung für Grillschweine
Von Ralf Michel

Gut 950 Meldungen hat die Pressestelle der Bremer Polizei 2021 geschrieben. Einbrüche, Verkehrsunfälle, Betrügereien . . . Wie immer ging es dabei in den meisten Fällen um ganz normale Polizeiroutine, zumeist natürlich mit ernstem Hintergrund. Einige der Meldungen fielen dann aber doch aus dem Rahmen. Eine kleine Auswahl:

Straßenbahnpiraten

"Alle einsteigen, die Bahn fährt gleich los", tönte es in Gröpelingen aus dem Lautsprecher der Straßenbahnlinie 10. Keine gewöhnliche Durchsage und auch sonst stimmte nichts an dieser Fahrt: Am Steuer der Bahn saß ein 18-Jähriger, einziger Fahrgast war sein 13-jähriger Kumpel, das Ganze spielte sich um 2.45 Uhr nachts ab. Die beiden hatten sich an der Endhaltestelle Gröpelingen Einlass in die abgestellte Straßenbahn verschafft. Der 18-Jährige setzte sich ans Steuer, führte sicherheitshalber die Ansage durch und fuhr dann in Richtung Innenstadt.

Nach gut zwei Kilometern beendeten die beiden ihre Fahrt und flüchteten aus der Straßenbahn. Das half aber nichts, die Polizei war längst verständigt, schnappte sie kurz darauf und dann war Schluss mit lustig. Auch wenn niemand verletzt wurde: Für den 18-Jährigen folgten Strafanzeigen wegen Störung öffentlicher Betriebe, Hausfriedensbruch und Fahren ohne Fahrerlaubnis.

Dumm gelaufen

Nicht besonders schlau stellte sich ein 35-Jähriger bei einem Einbruch in ein Geschäft in der Woltmershauser Straße an. Nicht nur, dass der Einbrecher so auffällig und laut vorging, dass ihn Anwohner trotz nächtlicher Stunde bemerkten und die Polizei herbei riefen, die den Täter dann auch wenig später an einer Haltestelle in der Nähe des Tatortes entdeckte. Nein, als die Beamten ihn nach seinem Personalausweis fragten und er den Ausweis aus der Hosentasche zog, purzelten gleich mehrere der kurz zuvor aus einer Vitrine gestohlenen Silberringe auf den Boden. Leugnen zwecklos – für den stark alkoholisierten Bremer klickten die Handschellen.

Tierisches I

An einem späten Herbstabend nahm ein 58 Jähriger aus der Erkelenzer Straße in Blockdiek verdächtige Geräusche an seiner Wohnungstür wahr. Als er die Tür vorsichtig einen Spalt öffnete, entdeckte der Mann aber keineswegs einen Einbrecher, sondern ein für ihn in der Dunkelheit nicht zu identifizierendes kleines Tier, das beharrlich an seiner Eingangstür kratzte. Das war dem Mann dann doch nicht geheuer. Er drückte die Tür zu und rief die Polizei. Als die das Treppenhaus betraten, erblickten sie zwei glühende Knopfaugen, die zu einem stattlichen Frettchen gehörten.

"Das Tier ergab sich widerstandslos und ließ ich sich auf den Arm nehmen", hieß es anschließend in der Polizeimeldung. "Pfotenfesseln waren nicht erforderlich, obwohl sich das Frettchen auffallend für die Ausrüstung des Polizisten interessierte." Damit aber war der Fall für die Ordnungshüter noch nicht erledigt, schließlich passen Frettchen nicht unbedingt zum Straßenbild von Blockdiek. Hinweise führten schließlich zu einer weiteren Hausbewohnerin, die gar nicht bemerkt hatte, dass ihr Frettchen namens Klaus ausgebüxt war. "Die Wiedersehensfreude war groß und Klaus war wieder zu Haus", reimte die Pressestelle der Polizei, über die in diesem Artikel noch zu sprechen sein wird.

Service für Poser

Ende September war die Kontrollgruppe "Raser und Poser" der Polizei  im Stadtgebiet unterwegs und überprüfte Autofahrerinnen, Autofahrer und Fahrzeuge. Bei größtenteils sonnigem Wetter konnten keine größeren Beanstandungen festgestellt werden, hieß es in der Polizeimeldung, die abschließend mit einem Wetter-Service für alle Poser aufwartete: "In Bremen werden heute 14 bis 17 Grad erwartet."

Tierisches II

Der eher nicht alltägliche Anruf eines Bürgers erreichte die Polizei an einem Freitagnachmittag im Januar: "Im Keller eines Wohnhauses in der Kornstraße werden Schweine unsachgemäß gegrillt." Vor Ort in der Neustadt staunte die Streifenwagenbesatzung nicht schlecht, als sie im Untergeschoss der Anschrift auf zwei 26 und 37-jährige Männer trafen, die gerade im Begriff waren, die Borsten von zwei großen Schweinen abzubrennen. Ein 40 Jahre alter Hausbewohner gab an, die Tiere tags zuvor in Niedersachsen gekauft und dort vor Ort getötet zu haben. Anschließend habe man sie nach Bremen transportiert, wo sie nun lecker zubereitet werden sollten.

Die Einsatzkräfte hegten deutliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit und riefen eine Amtstierärztin dazu. Diese stellte fest, dass die Schweine alles andere als fachgerecht getötet worden waren. Die Polizei beschlagnahmte daraufhin die 150 Kilo schweren Borstentiere, die anschließend unter großem Aufwand von der Feuerwehr aus dem Haus getragen wurden. Eigens für die Bergung musste die Kornstraße einspurig gesperrt werden. Die Grillfreunde erhielten Strafanzeigen wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz  sowie eine Kostenrechnung für den Feuerwehreinsatz.

Teures Musikvideo

Eine Rechnung, diesmal von der Polizei selbst, erhielten auch vier junge Männer, die in der Neustadt  ein Musikvideo drehten und sich dabei offenkundig keinerlei Gedanken über die Außenwirkung ihrer "Dreharbeiten" machten. Gleich mehrere Anrufer meldeten sich per Notruf bei der Polizei und berichteten von  Männern, die in der Straße Herrlichkeit an einem BMW mit Gewehren hantierten. Als die Polizei anrückte, versuchte das Quartett zu fliehen, konnte aber von mehreren Streifenwagen gestoppt werden.

Im Auto der Männer fanden die Beamten drei Anscheinswaffen, die einer echten Pistole und zwei Sturmgewehren ähnelten. Die Hobbyfilmer im Alter zwischen 18 und 30 Jahren erklärten, dass sie nur ein Musikvideo gedreht hätten. Und im Übrigen den Einsatz als Lachnummer empfänden. Wie lustig die Herren die Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten sowie die Kostenrechnung über den Polizeieinsatz fanden, ist nicht bekannt.

Schlagkräftiges Quartett

In Lüssum-Bockhorn geriet eine eigentlich alltägliche Verkehrssituation völlig außer Kontrolle. Gegen 19 Uhr bog ein 53 Jahre alter Mann mit seinem 23-jährigen Sohn auf dem Beifahrersitz von der Vorberger Straße in die Köhlhorster Straße ab. Hier blockierte allerdings ein Transporter die Fahrbahn, so dass Vater und Sohn nicht weiter kamen. Zwei Männer, 23 und 25 Jahre alt, waren gerade dabei, etwas aus dem Fahrzeug zu entladen.

Es folgte ein verbaler Disput, dann ging das Quartett mit Fäusten aufeinander los. Erst der alarmierten Polizei gelang es, die Streithähne voneinander zu trennen, die bei der Prügelei allesamt leichte Blessuren davontrugen. Die Polizei fertigte Strafanzeigen an. Der Vorfall könnte aber noch weitere Konsequenzen für die vier Männer haben. Zur Prüfung weiterer Maßnahmen wurde die Führerscheinstelle  über das Verhalten der Fahrzeugführer informiert. Den Schlusspunkt des durchaus filmreifen Vorfalls setzte die Pressestelle mit der Überschrift der Polizeimeldung: "Acht Fäuste für ein Halleluja".

Tierisches III

Apropos Freude am Formulieren: Hatte schon ein ausgebüxtes Frettchen die Pressestelle zu dichterischen Höchstleistungen animiert (siehe oben), so gab es die Pressemitteilung zum Schicksal von vier kleinen Meisen im Deliusweg in Horn in komplett gereimter Form. 

Vier kleine Meisen saßen auf dem Ast,

vier kleine Meisen hielten in Horn kurz Rast.

Vier kleine Meisen verfingen sich in einer Dachtraufe,

vier kleine Meisen waren gefangen durch die Drahtschlaufe.

Vier kleine Meisen, der Hausbesitzer schaut in die Höh,

vier kleine Meisen, es ergreift ihn mit wildem Weh.

Vier kleine Meisen, die Polizei wird gerufen,

vier kleine Meisen, die Polizisten kommen in die Hufen.

Vier kleine Meisen wurden dann befreit,

vier kleine Meisen waren fluchtbereit.

Vier kleine Meisen flogen wieder fort,

vier kleine Meisen, die Polizisten verließen dann den Ort.

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