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Skurrile Polizeimeldungen aus Bremen Klopapier, Skorpion und Sexhotline

Die meisten der etwa 870 Bremer Polizeimeldungen im Jahr 2020 haben Routineeinsätze wie Einbrüche oder Verkehrsunfälle betroffen. Es gab aber auch kuriose Fälle, in einem spielte ein Kalb die Hauptrolle.
31.12.2020, 05:00 Uhr
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Klopapier, Skorpion und Sexhotline
Von Ralf Michel

Gut 870 Meldungen hat die Bremer Polizei im Jahr 2020 verfasst. Der weitaus größte Teil davon kann getrost unter „Routine“ abgelegt werden – Einbrüche, Verkehrsunfälle, Betrügereien... Aber es gab auch eine Reihe von Einsätzen aus eher skurrilem Anlass, von denen der eine oder andere sogar weit über Bremens Grenzen hinaus für Aufsehen sorgte. Eine kleine Auswahl:

Tierisches I – der Skorpion: Im September meldete sich ein 53-Jähriger aus Horn-Lehe bei der Polizei. Der hatte abends in seiner Küche auf dem Boden ein spinnenartiges Tier mit Scherenhänden entdeckt und geistesgegenwärtig mit einem Glas gefangen – ein Skorpion, wie sich herausstellte. Die Suche nach weiteren exotischen Krabbeltieren blieb zum Glück erfolglos, die Polizei transportierte den Skorpion in einer mit Lüftungsschlitzen versehenden Box zur Wache. Von dort wurde er später in die Obhut eines Experten gegeben. Wie das Tier den Weg nach Bremen fand, konnte nicht ermittelt werden. Ganz oben im Ranking der Vermutungen: als blinder Passagier in einer importierten Obstkiste.

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Tierisches II – das Kalb: Definitiv aus heimischen Gefilden, nämlich aus Oyten, stammte die Hauptfigur eines weiteren tierischen Einsatzes in diesem Jahr. Anfang Juli meldeten sich nächtens Anwohner der Straße Nußhorn in Osterholz. Bei ihnen würde ein Kalb durch die Straße irren. Zwei jungen Einsatzkräften gelang es, das Tier mit einem Lasso einzufangen. Als Besitzer wurde ein Landwirt aus Oyten ausgemacht, der das Kalb kurz darauf abholte. Bemerkenswert am Rande: Aus diesem Vorfall wurde die einzige Polizeimeldung des Jahres, die die Bremer Polizei komplett in Versform präsentierte: „Der Bauer erschien sofort vor Ort, ergriff das Kalb und fuhr es fort.“

Ritt auf der Motorhaube: Auch bei diesem Vorfall, der sich Ende Juli in Gröpelingen zutrug, spielte ein Tier eine Rolle, allerdings nur als Auslöser für den Streit dreier Frauen. Eine 20-Jährige ging kurz vor Mitternacht mit ihrem Hund Gassi. Die beiden kamen an einem Wagen vorbei, in dem zwei Frauen Anfang und Mitte 30 saßen. Der Hund sprang an dem Wagen hoch und hinterließ dabei wohl Kratzspuren im Lack. Daraufhin kam es zu einer lautstarken Auseinandersetzung zwischen Hunde- und Autobesitzerin, die in eine handfeste Rangelei mündete. Als die 20-Jährige zu Boden ging, entriss ihr ihre Kontrahentin das Smartphone, setzte sich in den Wagen und wollte davonfahren. Um dies zu verhindern, rappelte sich die Hundebesitzerin auf und hechtete beherzt auf die Motorhaube des Wagens – was diesen aber nicht stoppte und die Frau am Steuer fuhr in langsamer Geschwindigkeit weiter. Allerdings ausgerechnet in Richtung des Polizeireviers Walle, wo sie kurz darauf von der Polizei angehalten wurde. Alle Beteiligten erwartete anschließend, neben zahlreichen Hämatomen, ein Strafverfahren.

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Corona I – das Klopapier: Mitte März, zu Zeiten des ersten Lockdown, musste die Polizei in einem Supermarkt in Hastedt eingreifen. Als eine 41-Jährige an der Kasse darauf aufmerksam gemacht wurde, dass jeder Kunde nur ein Paket Toilettenpapier kaufen dürfe, flippte die Frau aus. Sie schrie herum und schubste eine Supermarktmitarbeiterin in einen Reinigungswagen. Als weitere Mitarbeiter hinzukamen, trat der 45-jährige Begleiter der Kundin auf den Plan und versetzte einem Verkäufer mehrere Faustschläge. Erst die alarmierte Polizei konnte die Lage beruhigen. Die 41-Jährige bekam ein dauerhaftes Hausverbot, gegen ihren Begleiter wurde wegen Körperverletzung ermittelt.

Corona II – das Desinfektionsmittel: Vom selben Tag im März stammt eine weitere Meldung, bei der die Polizei ebenfalls einen Zusammenhang mit Corona vermutete: Aus einer Kinderklinik in der Östlichen Vorstadt stahlen Unbekannte eine größere Menge Desinfektionsmittel. Als Mitarbeiter der Klinik mittags die Bestände prüften, stellten sie fest, dass mehr als 60 Flaschen fehlten.

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Schlüpfriges I – die Hotline: Zwei Polizistinnen waren im Streifenwagen unterwegs, als ihr Diensthandy klingelte. Am anderen Ende der Leitung ein unbekannter Mann – soweit noch nichts Außergewöhnliches. Dann aber nahm das Gespräch einen äußerst merkwürdigen Verlauf. Einen kleinen Augenblick dauerte es, dann fiel der Groschen bei den beiden Beamtinnen: Der Mann hatte sich verwählt. Eigentlich wollte er eine Sexhotline anrufen, wählte jedoch ausgerechnet die Nummer eines Polizeiapparates. Dem Unbekannten sei der Anruf außerordentlich peinlich gewesen, berichtete die Polizei. Er habe mehrfach um Entschuldigung gebeten und außerdem noch erklärt, dass er aufgrund der derzeitigen Corona-Lage gelegentlich solche Hotlines anriefe. „Auch eine Möglichkeit, den Mindestabstand einzuhalten“, endete die Polizeimeldung.

Schlüpfriges II – die Zahnbürste: Reaktionen aus ganz Deutschland erhielt die Bremer Polizei auf eine Meldung von Anfang März. Ein Bremer Pärchen hatte sich nachts in seiner Wohnung geliebt und zuvor nicht die Vorhänge geschlossen. Während des Aktes bemerkten sie im gegenüberliegenden Haus einen Mann, der etwas rot Leuchtendes in der Hand hielt, das in unregelmäßigen Abständen blinkte. Die Liebenden befürchteten, dass der Unbekannte sie filme, und alarmierten die Polizei. Die klingelte bei dem vermeintlichen Voyeur und stellte ihn zur Rede. Der jedoch konnte alles mit einer einfachen Erklärung auflösen. Er hatte sich am Fenster stehend mit einer elektrischen Zahnbürste die Zähne geputzt. Weil er dabei die Bürste häufig zu fest aufdrückte, reagierte sie jedes Mal indem sie rot aufleuchtete...

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Falschparken mit Folgen: Diese Geschichte beginnt mit einem VW Golf, der unberechtigt auf einem Behindertenparkplatz stand. Den entdeckte eine Streifenwagenbesatzung in der Straße Beim Handelsmuseum. Als ein junger Mann in den Wagen einsteigen wollte, kontrollierten ihn die Polizisten. Zunächst gab er falsche Personalien an, was die Einsatzkräfte aber sofort bemerkten. Daraufhin nahm der Mann die Beine in die Hand und flüchtete in den Breitenweg. Hier riss er die Seitentür eines wartenden Mercedes auf, setzte sich auf den Beifahrersitz und forderte die 45-jährige Fahrerin auf, Gas zu geben. Die jedoch zog den Schlüssel aus dem Zündschloss und stieg aus. Die Polizisten konnten den Mann im Wagen festnehmen. Weitere Ermittlungen ergaben, dass er unter Drogeneinfluss stand, nicht im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis war, per Haftbefehl gesucht wurde und den Golf von einer Bekannten gestohlen hatte. Letzteres stritt er allerdings ab. Er habe sich den Wagen von ihr geliehen, beteuerte er und ärgerte sich so sehr über seine Bekannte, dass er der Polizei von den Drogenaktivitäten der 24-Jährigen und ihrem 32 Jahre alten Ex-Lebensgefährten erzählte. Als das besagte Duo wenig später an der Wache erschien, um den Fahrzeugdiebstahl anzuzeigen, wurden die beiden gebeten, zu bleiben. Zwischenzeitlich erwirkte die Polizei Durchsuchungsbeschlüsse für Wohnung und Auto und konnten so ein halbes Kilogramm Cannabis, kleineren Mengen an Kokain, Plantagenanbau-Equipment sowie eine Machete beschlagnahmen.

Ostfriesenpech: Kurz vor Weihnachten nahm die Polizei ein Pärchen aus Ostfriesland fest. Ein 43-Jähriger und seine 33-jährige Lebensgefährtin hatten in der Straße Beim Handelsmuseum den Abstellraum einer Firma aufgebrochen und zwei Gasflaschen entwendet. Anschließend fuhren sie davon. Eine Zeugin hatte die Tat jedoch beobachtet, sie der Polizei gemeldet und dabei auch das Auricher Kennzeichen des Wagens durchgegeben. Lange fahnden musste die Polizei indes nicht: Ausgerechnet vor einem Revier in der Innenstadt blieb der Wagen wenig später mit einem Getriebeschaden liegen. Und als sei dies noch nicht genug, bat der 43-Jährige die Polizeibeamten um Hilfe. Dass er offensichtlich unter Drogen stand, war ihm augenscheinlich nicht bewusst, aber die Beamten hatten ohnehin bereits das zur Fahndung ausgeschrieben Fahrzeug erkannt. Im Wagen wurden fünf Gasflaschen und Einbruchswerkzeug gefunden.

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