Busse, Bahnen, Radfahrer, Fußgänger, alle zusammen auf wenig Platz und meistens mit wenig Zeit: Es gibt Orte in Bremen, an denen das Ein-, Aus- oder Umsteigen mehr Spaß macht als an der Domsheide. Vor allem Menschen, die nicht mehr fit sind oder eingeschränkt mobil, bereitet die Enge auf den Bahnsteigen häufig Probleme.
Hinzu kommt, dass durch die digitalisierten Wartehäuschen, offiziell heißen sie Fahrgastunterstände, sowohl Sicht als auch Platz zusätzlich eingeschränkt werden. Als Landesbehindertenbeauftragter kennt Joachim Steinbrück die Tücken der Domsheide. Er sagt: „Unter dem Aspekt der Barrierefreiheit ist die Domsheide problematisch. Dort gibt es kein konstantes Konzept, viel ist Flickwerk. Es gäbe es noch viel zu tun.“
Seine größten Kritikpunkte sind die Überquerungen zwischen den Schienen. Vor allem die zwischen der Haltestelle der Bahnen Richtung Wilhelm-Kaisen-Brücke und der Busspur auf der McDonald's-Seite. Steinbrück: „Wenn dort zwei Busse gleichzeitig halten, ragt der hintere noch in die Querung. Und auf der anderen Seite kommt direkt der Radweg. Das ist oft schwierig.
Informations-Tafeln für Touristen sind weitere Hindernisse
Auf der Haltestellen-Seite ist zu wenig Platz, mit einen Kinderwagen oder Rollstuhl kann man dort kaum stehen, wenn man wartet.“ Ähnlich sei es bei der Überquerung in Höhe der Dechanatsstraße, auch dort gäbe es zu wenig Platz für zu viele Verkehrsteilnehmer. Steinbrück: „Ich habe es schon erlebt, dass ein Busfahrer meinen Rucksack erwischt hat. Wir haben schon öfter den Wunsch gehört, hier auch eine akustische Ampel wie am Bahnhof einzurichten.“

Busse ragen oft in die Überquerungen hinein: Ein Problem nicht nur für Joachim Steinbrück.
Weitere Hindernisse, die vor allem Blinden und Sehbehinderten zu schaffen machen, sind die Informations-Tafeln für Touristen. Stößt man dagegen, kann man sich an ihren scharfen Kanten mindestens blaue Flecken holen. Eine steht direkt am Ein- und Ausstieg der Linien 2 und 3 in Richtung Viertel, daneben ein Mülleimer und der Pfahl der Wartezeit-Anzeige – problematisch, wenn man schlecht sieht und sich nicht auskennt.
Buchstäblich in die Irre, nämlich auf Kurs Zusammenstoß mit dem Wartehäuschen, führt das alte Blindenleitsystem an der Haltestelle der Linien 4 und 6 in Richtung Wilhelm-Kaisen-Brücke. Das neuere Leitsystem, es ist im Gegensatz zum alten weiß, lässt mehr Abstand zum Unterstand.
Nächster großer Umbau ist für 2020 geplant
Bei der BSAG weiß man um die grundsätzliche Problematik des Verkehrsknotens. Sprecher Andreas Holling: „Es ist einfach kein großzügiger Verkehrsraum, den wir da haben. Es ist alles eng, das können wir aber nicht beeinflussen. Wir sind auch nicht alleine zuständig, in vielen Bereichen ist es auch das Amt für Straßen und Verkehr.“ Der nächste große Umbau ist für 2020 geplant, dann sollen alle Gleise ausgetauscht werden.
Holling: „Grundsätzlich treffen wir alle Entscheidungen in Sachen Barrierefreiheit in Absprache mit dem Landesbehindertenbeauftragten. Beim Umbau werden wir prüfen, wo wir zusätzlich Dinge verbessern und anpassen können. Das haben wir im vergangenen Jahr vor dem Hauptbahnhof auch gemacht, als wir zum Beispiel das Blindenleitsystem ausgewechselt haben.“
Der Hauptbahnhof an sich gehört ebenfalls zu den Orten, an denen sich die Barrierefreiheit noch verbessern ließe. In der Halle ist das Blindenleitsystem schon ordentlich abgelatscht", sagt Steinbrück, "außerdem existiert es nur auf einer Seite. Was auch inzwischen nicht mehr ausreicht, ist die Kapazität der Aufzüge."