Vor fünf Jahren wurde der Kunst- und Kulturhof Haus Kränholm in St. Magnus eröffnet. Er hat sich zu einem beliebten Ausflugsziel entwickelt. Auch der Stifter kommt regelmäßig zum Frühstück.
An diesem Vormittag ist es ruhig im Kunstcafé. Es duftet nach Kaffee und frischem Gebäck. Nur einige Tische sind besetzt. Mehr los ist an den Wochenenden. Der Kunst- und Kulturhof Haus Kränholm ist in den rund fünf Jahre seit der Eröffnung im Sommer 2012 zu einem beliebten Ausflugsziel geworden. „Für uns ist es fast wie ein zweites Wohn- und Esszimmer“, sagt Hans-Herbert Saacke. Der Stifter kommt regelmäßig, um hier mit seiner Frau Elke Saacke zu frühstücken. Dann genießt er das Ambiente in dem ehemaligen Obergärtnerhaus, umgeben von Kunstwerken aus seiner Sammlung.
Mehrere Millionen Euro hat Saacke in das Projekt Kränholm investiert. Als Trägerin setzte er eine Stiftung ein. Sie erwarb das rund 12 000 Quadratmeter große Areal mit dem Fachwerkhaus Kränholm samt Scheune und Obergärtnerhaus von der Stadt Bremen, die es zuvor als Sitz des Gartenbauamts genutzt hatte. Die Gebäude am Raschenkampsweg wurden aufwendig saniert. Es entstanden ein Restaurant, ein Café und ein großer Raum für Veranstaltungen, in denen die Exponate des Sammlers präsentiert werden. Der malerisch angelegte Garten wurde zur Kulisse für Skulpturen.

Inga Harenborg ist Kuratorin der Stiftung Kränholm. Sie bereitet zurzeit die Beteiligung des Hauses an der Nacht der Museen vor.
„Wenn ich beobachte, dass Gäste aufstehen, zu den Bildern gehen und sie genauer anschauen, dann macht mich das glücklich“, erzählt Saacke. Sein Projekt, einen Ort zu schaffen, an dem Menschen Kunst, Kultur und Kulinarik genießen können, hat sich genau so entwickelt, wie er es sich vorgestellt hat. Mittlerweile vier Mal hat Inga Harenborg, Kuratorin der Stiftung, die Ausstellung im Kunstcafé neu arrangiert. Auch in der Scheune wurden die Bilder bereits ausgetauscht und neu gehängt. Für die Ausstellungen kann Harenborg aus einem Fundus von mehreren Hundert Werken des Sammlers wählen.
Großen Erfolg verbuchte Kränholm mit zwei Sonderausstellungen in der Galerie im Obergeschoss des Kunstcafés. Zum 100. Geburtstag von Manfred Schmidt, dem Schöpfer des Comic-Helden Nick Knatterton, wurden in Zusammenarbeit mit dem Museum Wilhelm Busch Originalbilder des Zeichners gezeigt. Im vergangenen Jahr gehörte die Ausstellung mit Bildern des Malers Bernd Schwarting zu den Höhepunkten. Sie habe wesentlich dazu beigetragen, Kränholm in der Galerie- und Kunstszene bekannter zu machen, sagt Inga Harenborg.

Die Besucher können den Genuss von Kunst und Kulinarik verbinden.
Auch die Vernetzung mit anderen Institutionen, Galerien und Museen hat die Kuratorin inzwischen ausgebaut. Mit dem Ergebnis, dass sich der Kunst- und Kulturhof Haus Kränholm in diesem Jahr mit sechs weiteren Nordbremer Kunst- und Kultureinrichtungen am 20. Mai erstmals an der Langen Nacht der Museen beteiligt (wir berichteten). Er empfinde das als „kleinen Ritterschlag“, sagt Hans-Herbert Saacke.
Derzeit bereitet Harenborg das Programm für die Lange Nacht der Museen vor. Auf der Galerie im Kunstcafé werden Werke von Bildhauern gezeigt, darunter voraussichtlich Gustav Seitz, Toni Stadler, Michael Croissant und Klaus Hack. Und passend zum Motto des Abends „Anders sehen“ plant sie die Inszenierung des Skulpturengartens mit einer besonderen Beleuchtung.
Die Gestaltung des Skulpturengartens ist nach beinahe fünf Jahren so gut wie abgeschlossen. Bei der Platzierung der Exponate haben die Kuratorin und das Stifter-Ehepaar unter anderem auf die Sichtachsen in dem parkähnlichen Außengelände geachtet. Alle Skulpturen stehen in Beziehung zueinander und zu ihrer Umgebung. Höchstens für ein weiteres Objekt sei noch Platz, so Saacke. „Wir wollen den Skulpturengarten nicht überfüllen.“

Im Kunst Café gibt es Torten und Kuchen zum Kaffee.
Einen Namen gemacht hat sich Kränholm inzwischen auch mit den zumeist ausverkauften Konzerten in der Scheune. Zahlreiche renommierte Künstler waren bereits zu Gast, erst kürzlich ist Jazz-Pianist Michael Wollny aufgetreten, in den nächsten Wochen spielen unter anderem die Geigerin Tanja Becker-Bender und Pianistin Claudia Janet Birkholz.
Um die Organisation der Konzerte, aber auch die Vorbereitung neuer Ausstellungen künftig zu erleichtern, hat Hans-Herbert Saacke zusammen mit Stiftungsvorstand Lutz Diedrich und dem Architekten, der bereits für die Sanierung des Fachwerkensembles zuständig war, den Bau eines weiteren Gebäudes hinter der Scheune geplant. „Inzwischen haben wir die Baugenehmigung und nun wollen wir schnell loslegen, damit wir möglichst schon im Sommer fertig sind“, sagt Lutz Diedrich.
Das neue Gebäude mit einer Grundfläche von etwa acht mal zehn Metern soll sich optisch ansprechend in das Areal einfügen. Es bietet Platz, um neue Ausstellungen vorzubereiten, die Kunstwerke zu arrangieren und zusammenzustellen. Und es soll als Lagerstätte, beispielsweise für einen Konzertflügel, dienen. „Bisher müssen wir für die Konzerte jedes Mal einen Flügel anmieten und das kostet eine Menge Geld“, erläutert Saacke.
Darauf, dass möglichst sparsam gewirtschaftet wird, achtet der Stiftungsvorstand. „Das Projekt Kränholm sollte mit der Stiftung zu einem Perpetuum mobile werden, das sich selbst trägt. Und das ist uns gelungen“, sagt Saacke. Die Überschüsse aus dem Kränholm-Betrieb fließen in die Gestaltung des Kunst- und Kulturprogramms. „Wir haben allerdings eine Menge Fixkosten. Das, was übrig bleibt, nutzt unsere Kuratorin, um etwas auf die Beine zu stellen.“
Vom Kulturprogramm profitiert wiederum der Gastronomie-Betrieb, der in den Händen von Claudia und Jan Janning liegt. „Die Gäste kommen wegen der Kombination aus Kunst und Kulinarik. Das eine lebt vom anderen“, sagt Claudia Janning. Mit der Auslastung ihres Restaurants und Cafés ist die Gastronomin allerdings noch nicht zufrieden. Aus ihrer Sicht ist die grüne, ruhige Lage von Kränholm auch ein Handicap. „In jüngster Zeit hatten wir allein vier Absagen für Hochzeiten, weil Kränholm den Gästen zu weit draußen ist und es keine Möglichkeit gibt, in der Nähe zu übernachten“, sagt sie. Dasselbe Problem zeigte sich, als sie einen Weinabend plante. „Die Leute kommen hier einfach schlecht wieder weg. Wir sind ausschließlich mit dem Auto zu erreichen. Aus dem Grund haben wir auch Probleme, Personal zu finden.“
Nichtsdestotrotz erweitere sich das Einzugsgebiet der Gäste ständig. „Die Leute kommen mittlerweile aus Bremen-Mitte, Verden, Achim, Oldenburg und dem gesamten Weser-Ems-Gebiet zu uns“, sagt Inga Harenborg. Das zu erreichen, sei schwierig gewesen. „Es war kein einfacher Weg, die Lesum zu überspringen“, sagt Hans-Herbert Saacke. „Vom Nordbremer Einzugsgebiet alleine könnten wir nicht leben.“ Sein Fazit nach fast fünf Jahren ist positiv: „Ich bin zufrieden. Mein Musentempel wird angenommen. Ich genieße ihn. Alles richtig gemacht.“