Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Herdentorsteinweg Radweg statt Wallzufahrt

Der Bremer Herdentorsteinweg wird umgestaltet: Stadteinwärts soll die Rechtsabbiegespur zugunsten eines breiteren Fahrradstreifens wegfallen. Das ist politisch gewollt, sorgt aber auch für Kritik.
17.01.2018, 21:04 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Radweg statt Wallzufahrt
Von Pascal Faltermann

Etwa 2200 Fußgänger laufen stündlich über den Herdentorsteinweg. Hinzu kommen circa 600 Radfahrer, die pro Stunde auf der Hauptachse in die Innenstadt unterwegs sind. An dieser auf die Sögestraße zulaufenden Schneise soll der Radweg stadteinwärts auf die Fahrbahn gelegt werden. Mit der Veränderung wird die Rechtsabbiegespur entfernt, die auf die Straße Am Wall in Richtung Mühle führt. Dann geht es nur noch nach links oder geradeaus. So steht es im beschlossenen Verkehrsentwicklungsplan Bremen 2025 und in der Vorlage für die Sitzung der Verkehrsdeputation an diesem Donnerstag. Die Umnutzung des Herdentorsteinwegs ist politisch gewollt, sorgt aber bei Verbänden und Organisationen für Kritik.

„Wir wollen das Tor zur Innenstadt so gestalten, dass es nicht zu Verkehrsgefährdungen kommt“, sagt der Grünen-Verkehrspolitiker Ralph Saxe, der diese angedachten Änderungen vor Jahren angeregt hatte. Es sei ein „Komfortgewinn für die Verkehrsteilnehmer“. Auch Heiko Strohmann, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, sieht die Pläne als „machbaren Kompromiss an der Haupteinflugschneise“. Hier gehe es nicht um Parteipolitik, sondern um den Gesamtkontext und um die beste Lösung. Aus verkehrspolitischer Sicht sei es der vernünftigste Weg, so Strohmann.

Kein Halt mehr für Reisebusse

Geplant wird eine stadteinwärtige Umnutzung der Westseite des Herdentorsteinwegs, um den Fuß- und Radverkehr ab Bahnhofstraße zu fördern, ihm mehr Raum zu geben und Konflikte zwischen Passanten und Radfahrern zu vermeiden. Auf der Westseite besitzen die Wege keine kontinuierliche Breite. Während die Breite des Radweges zwischen einem Meter und 2,10 Metern variiert, ist der Gehweg im Bereich der Bahnhofstraße mit einer Minimalbreite von etwa 2,10 Metern sehr schmal.

In einer Verkehrszählung vom September 2016 fahren in der Spitze stündlich circa 1000 Autos die Straße entlang. Die Querung Am Wall Richtung Sögestraße nutzen bis zu 2000 Fußgänger und 300 Radfahrer pro Stunde. Angesichts des hohen Aufkommens im Fußgänger- und Radverkehr gebe es an den Engstellen ein großes Konfliktpotenzial, weil sich die Verkehrsströme dort auch kreuzen, heißt es in der Vorlage. Nun soll ein zwei Meter breiter Streifen auf der Fahrbahn angelegt werden, der an der Bahnhofstraße beginnt. „Dadurch werden die bestehenden Engstellen entschärft“, sagt Saxe.

Das Ziel: Fußgänger sollen eine durchgängige Breite von mehr als drei Metern zur Verfügung haben, und Am Wall wird die Rechtsabbiegespur zugunsten des Fahrradweges aufgehoben. Möglich ist das laut Baubehörde, weil diese Abbiegespur nur von einer relativ geringen Zahl von Fahrzeugen genutzt werde – dies seien etwa 900 Wagen am Tag. Außerdem ist vorgesehen, dass die Fußgängerzone in der Birkenstraße künftig für den Radverkehr freigegeben wird und es eine direkte Verbindung zum Hillmannplatz gibt. Die Haltemöglichkeit für Reisebusse im Herdentor soll entfallen, da durch den Umbau des Rondells am Hillmannplatz neue Plätze entstehen würden.

Wichtige Aufwertung

„Die Trennung der Wege ist längst überfällig, damit es weniger Konflikte gibt“, sagt Albrecht Genzel, Verkehrsreferent beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club Bremen (ADFC). Auch wenn der ADFC die Änderungen begrüße, so Genzel, sehe er Optimierungsbedarf bei den Kreuzungsmöglichkeiten. Die Pläne, die einen Erhalt von zwei Parkbuchten vorsehen, würden ein einfaches Überqueren des Herdentorsteinwegs verhindern. Problematisch findet er auch, dass Radfahrer gezwungen würden, einen Umweg zu fahren oder durch die viel zu enge Birkenstraße müssten. Das widerspreche der Idee der Premiumrouten. Die Verbindung zwischen Contrescarpe und Loriotplatz müsse in beiden Richtungen unbedingt erhalten bleiben.

Auch die Handelskammer Bremen begrüßt, dass die wichtige Fußgängerverbindung zwischen dem Hauptbahnhof und der Innenstadt aufgewertet werde. „Allerdings lehnen wir den Verlust des Rechtsabbiegers ab, da die künftige Erschließung der Innenstadt für den motorisierten Individualverkehr nach Entfall des Parkhauses Mitte noch nicht einmal im Ansatz geklärt ist“, erläutert Andreas Otto, Leiter des Bereichs Standortpolitik Häfen Verkehr bei der Handelskammer.

„Wir sehen es kritisch, wenn eine Fahrspur wegfällt“, sagt Nils Linge vom ADAC Bremen. Das könne nicht nur zu verbotswidrigem Abbiegen an der Stelle führen, sondern auch zu einem Verdrängungsverkehr. Man müsse den Wegfall für das Gesamtkonzept für die Stadt in den Blick nehmen. „Bremens Verkehrsinfrastruktur ist durch die wenigen Querungen über die Weser sowieso schon recht wackelig“, sagt Linge. Wenn es mal zu einem Stau oder einer Sperrung auf einer anderen Strecke komme, fehle dann eine Alternative, um auszuweichen.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)