Die Zahl geflüchteter Menschen ist in Bremen rückläufig, die genutzten Unterkünfte leeren sich zusehends. Oder sie besitzen eine befristete Baugenehmigung, wie etwa das Übergangswohnheim Überseetor in Walle, genannt „Rotes Dorf“. Das 2015 erbaute Containerdorf mit Platz für 200 Geflüchtete wird früher oder später geschlossen, doch ein möglicher neuer Platz scheint nun in der Ladestraße in Woltmershausen gefunden worden zu sein.
Fortan sollen dort bis zu 100 Studierende in 100 Containern wohnen. „Der Standort Ladestraße ist ideal“, sagte Ulrike Mansfeld von der „School of Architecture“ der Hochschule Bremen bereits im Mai in der Sitzung des Beirates Woltmershausen. „Die Hochschule Bremen trifft gemeinsam mit ihren Studierenden die Vorbereitung und gestaltet die Umsetzung eines von ihren Studierenden aufgesetzten und gemeinschaftlich getragenen Wohnprojektes“, heißt es in der Präsentation, die dem Beirat vorgestellt wurde.
Die wirtschaftliche Grundlage sei durch die studentische Nachfrage und den sehr konkreten Bedarf nach Wohnraum gegeben. „Die Verbindung von Wohnen und Arbeiten wird für die Studierenden die Attraktivität Bremens erhöhen“, heißt es weiter. Die Nähe zur Hochschule biete demnach günstigen „Workspace“ und damit auch Möglichkeiten zur Ausgründung und Existenzgründung bereits während oder nach dem Studium. Zudem lägen Angebote am freien Wohnungsmarkt häufig außerhalb der finanziellen Möglichkeiten der Bafög-Geförderten „oder nur entsprechend finanziell ausgestatteten Studierenden.“
Offene Fragen zu klären
Vor der Umsiedlung des Roten Dorfes von der Überseestadt zum Gelände an der Weser müssen jedoch noch einige offene Fragen geklärt werden. Laut Matthias Reimann vom Ortsamt müssten noch Unklarheiten zu den Themen Lärm, Hochwasserschutz und Altlasten ausgeräumt werden. Einen genauen Zeitpunkt, wann das Rote Dorf an der Ladestraße aufgebaut werden soll, kann er daher nicht nennen. Die Hochschule rechnet nicht mit einer baldigen Umsetzung, in ihrer Präsentation ist von einer Bereitstellung nicht vor 2021 die Rede: „Auch wenn aktuell Vorbereitungen laufen, weitere 200 Wohneinheiten für Studierende im Stadtteil zu planen und durch das Studierendenwerk Bremen zu realisieren, könnten diese unter optimalen Voraussetzungen frühestens ab 2021/22 zur Verfügung stehen.“
Die Kosten für die ganze Aktion belaufen sich auf insgesamt 375 000 Euro und schließen den Auf- und Abbau der Container, das Herrichten und Erschließen, die Einrichtung und Ausstattung, die Außenanlagen sowie die Baunebenkosten ein. Diese Kosten sollen sich durch die Miete refinanzieren. „Der Mietanteil im Bafög-Satz beträgt circa 250 Euro, die darin enthaltene Umlage für Nebenkosten einschließlich Wohnungsverwaltung ist mit 70 bis 75 Euro und der Zeitraum für die Nachnutzung/Restlaufzeit der Containeranlage ist mit 25 Jahren angenommen“, ist in der Präsentation zu lesen. „Bei einer entsprechenden Standzeit ergibt sich aus einer einfachen überschlägigen Betrachtung zu Erlösungen und Aufwendungen eine Refinanzierung für die Investition.“
Behörde unterstützt Hochschule
Bernd Schneider, Pressesprecher der Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport, sagte, seine Behörde habe ein großes Interesse daran, dass der Umzug des Roten Dorfes von der Überseestadt in die Ladestraße gelingt. „Es gibt ein Interesse der Hochschule, das Containerdorf weiter zu nutzen. Die Bestrebungen, die dahinterstehen, unterstützen wir. Und die Container selbst sind gut wärmeisoliert. Wir wünschen uns eine angemessene Nachnutzung.“
Die bisherigen Bewohnerinnen und Bewohner ziehen nach und nach aus dem Containerdorf aus. Ziel ist es, sie aus dem Übergangswohnheim in Wohnungen zu vermitteln. Das Dorf selbst wird an seinem Platz in der Überseestadt stehenbleiben können, bis der Platz für den Bau einer Berufsschule auf dem Gelände am Überseetor benötigt wird.