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Bremer Pannekoekschip Noch immer Brandgeruch unter Deck

Bald acht Monate nach dem Feuer im Unterdeck des Restaurantschiffs "Admiral Nelson" an der Schlachte will Eigner Klaas Smit seinen Nachbau einer historischen Fregatte in eine Werft schleppen lassen.
25.10.2024, 05:00 Uhr
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Noch immer Brandgeruch unter Deck
Von Justus Randt

Seit es im März an Bord der „Admiral Nelson“ gebrannt hat, liegt das beliebte Pannekoekschip als gastronomisches Geisterschiff an der Schlachte. Der Pirat auf dem Hinweisschild an der Promenade preist „das coolste Schiff in Bremen“ an. Ironie des Schicksals: Der Ofen an Bord ist aus, seit die Feuerwehr den Brand im Unterdeck in einem aufwendigen und gefährlichen Einsatz gelöscht hat. Eigner Klaas Smit will nun seinen Nachbau einer historischen Fregatte wieder herrichten lassen. Seine Hoffnung, die „Admiral Nelson“ im Sommer in eine Werft schleppen zu lassen, hatte sich zerschlagen. „Das ist eben ein ganz besonderes Schiff.“

Das sehen offenbar auch die Brandsachverständigen der Versicherung so. „Sie sind noch dabei, den Zeitwert des Schiffes zu ermitteln“, sagt Smit. „Der Versicherung ist es egal, wie lange das dauert.“ Smit nicht. Alles in allem, schätzt er, summiere sich der Schaden mittlerweile auf rund eine Million Euro, einschließlich entgangener Gewinne aus der ins Wasser gefallenen Sommersaison. Alle paar Wochen macht er sich aus Groningen auf den Weg nach Bremen, um die Reparatur voranzutreiben. „Jedes Mal kommen wir einen Schritt weiter, aber alles dauert viel zu lange.“ Es seien bereits viele Firmen an Bord gewesen. „Aber bei diesem Schiff kann man nicht einfach irgendjemandem die Schlüssel in die Hand drücken.“

Ziemlich genau 219 Jahre liegt die erbitterte Seeschlacht am Kap Trafalgar zurück, bei der auch der siegreiche Admiral Lord Nelson sein Leben ließ. Das nach ihm benannte Pannekoekschip gilt als originalgetreuer Nachbau eines Kriegsschiffs, wie Nelson sie am 21. Oktober 1805 befehligte. „Das Schiff ist älter als 60 Jahre, ganz genau wissen wir das auch nicht“, sagt Smit, der dieser Tage mit seinem Mitarbeiter Perry Groen nach dem Rechten gesehen hat. Früher mal, als sie in Liverpool zu Hause war, hieß die „Admiral Nelson“ noch „Conway“. Nach dem Umbau in Groningen war sie ab 2001 klar für ihren Einsatz als Gastro-Fregatte in Bremen.

Auch wenn der Brand nicht allzu groß war, hat er vieles zerstört. Obwohl im Hauptdeck Durchzug herrscht, hängt der Rauchgeruch in dem Gastraum, als wäre das Feuer eben erst erloschen. Im Bereich der Kombüse im achterlichen Unterdeck soll eine in Brand geratene Waschmaschine das Desaster verursacht haben. Inmitten des verkohlten und verrußten Gastraums hängt der feuerrote elektrische Brandmelder, als wäre er nagelneu. Um ihn herum das hölzerne Interieur und die teils durchgebrannten und geborstenen Decksplanken, die den Aufenthalt an Bord des Erlebnisschiffs, wie Smit sein Lokal nennt, erst recht abenteuerlich machen.

Pfannkuchen werden vermisst

„Ein Schiff riecht immer ein bisschen nach Teer“, glaubt Smit, der auch in den Niederlanden Projekte wie den Pannekoektrein im friesischen Marrum managt. „Viele Leute haben Fantasie, aber sie unternehmen nichts“, sagt er. Und so mancher hätte nicht daran geglaubt: Pfannkuchen in einem Eisenbahnzug… „Aber natürlich geht das.“ Auf dem Schiff ja auch. „An der Schlachte gibt es die meisten Touristen in Bremen“, ist der Schiffseigner überzeugt. Und immer wieder erhalte er Anrufe enttäuschter Bremen-Gäste, die vergebens versucht hätten, die „Admiral Nelson“ zu entern.

Der Gestank auf der verräucherten Fregatte „ist ein Problem“, weiß Smit. „Wir haben herausgefunden, dass es eine elektronisch-chemische Ozon-Methode gibt, die helfen könnte. Aber der Fachmann denkt auch schon wieder vier Wochen darüber nach.“ Eine echte Geduldsprobe, die der Groninger auf jeden Fall bestehen will. „Das Schiff soll mit noch mehr Piraten-Atmosphäre und Kanonen wieder zurück an die Schlachte kommen.“ Der bisherige „Käpt’n“, der schon unmittelbar nach dem Brand nicht mehr zu erreichen war, sei, was das Geschäft betrifft, tatsächlich nicht mehr an Bord, bestätigt Smit. „Wir suchen einen neuen Betreiber.“

Verhandlung mit Werften

Erst einmal sei man jedenfalls „auf gute Handwerker angewiesen“, sagt Smit. Der Eigner sagt, er verhandle mit drei deutschen und einer niederländischen Werft, und eine oder mehrere stünden unmittelbar davor, den Zuschlag für die Arbeiten zu erhalten. „Ich bin sicher, dass wir das Schiff nun Anfang November in die Werft schleppen können.“

Wohin die Reise jetzt auch gehen wird: Zwei Schlepper dürften zum Verholen nötig sein, vermutet Smit. Ehe das antriebslose Schiff den Anleger verlassen und die Weser-Brücken passieren kann, müssen die drei 19, 23 und 16 Meter langen Masten abgetakelt und mit einem Autokran aus dem Rumpf gezogen werden. Sie sollen, auf einem Ponton schwimmend, in der Nähe zwischengelagert werden. Für die Arbeiten kalkuliert der Schiffseigner „mehrere Monate“ ein. Dann soll es wieder Pfannkuchen geben auf dem „coolsten Schiff“ Bremens.

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