Einfache Ursache, unübersichtliche Wirkung: Der Wasserrohrbruch an der Ecke H.-H.-Meier-Allee und Schwachhauser Ring, der sich am 16. Februar ereignet hat, konnte bald behoben werden – die Folgen allerdings sind noch nicht ausgelotet. Deshalb dauern die Beeinträchtigungen der Straßenbahnlinien 6 und 8 an. Die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) und die für die Wasserleitung zuständige SWB-Tochter Wesernetz planen einen Austausch ihrer bisherigen Erkenntnisse am Montag. Dann erst wisse man, was die nächsten Schritte sein könnten.
Ehe nicht klar sei, welche Untersuchungen angestellt und welche daraus resultierenden Ergebnisse berücksichtigt werden müssten, bleibe es bei den Umleitungen. Da sind sich Andreas Holling von der BSAG und seine Sprecherkollegin von der SWB einig: "Safety first, das ist die Maxime", wie Angela Dittmer es nennt. Sicherheit zuerst, die Parole nimmt Anklang an die Seefahrt. Der Wasserrohrbruch stelle eine große Herausforderung für alle Beteiligten dar. "Wenn so etwas passiert, dauert es immer eine Zeit, bis das Wasser an die Oberfläche kommt", sagt Dittmer. Bis das Problem also wahrnehmbar werde, sei schon einiges an Wasser geflossen. "Auf seinem Weg nimmt es Sand, Kies und Erde mit und verteilt alles neu." Besondere Gefahren gingen dabei von möglicherweise unter dem Asphalt entstehenden Hohlräumen aus.
Was sich im Untergrund, unter der Fahrbahn und den Gleisen, verändert hat, müsse nun sehr genau erkundet werden. Die neuen Nordlicht-Straßenbahnen, sagt Andreas Holling, wögen immerhin rund 47 Tonnen. Angela Dittmer erinnert sich mit Schaudern an Ereignisse wie den Einsturz des Kölner Stadtarchivs 2009 oder einen 1994 in München plötzlich im Nichts verschwundenen Omnibus. Das zeige die Gefahren auf – auch wenn sie so in Bremen kaum zu gewärtigen sein dürften: Schließlich werden beide Unglücke in Zusammenhang gebracht mit U-Bahn-Baustellen.
Auch ohne U-Bahn-Bau ist der Schwachhauser Unfallort samt seiner unterirdischen Umgebung eine komplexe Erscheinung: Außer der künftigen Fernwärmeleitung, an der umfangreich gearbeitet wird, verlaufen dort laut Angela Dittmer Kanalrohre, Gas-, Strom- und Telekommunikationsleitungen und eben Wasserrohre. Derzeit seien Experten dabei, Gutachten beispielsweise über die Statik zu erstellen und sie auszuwerten. "Wir wissen selbst noch nicht genau, welche Arbeiten nötig sind", sagt Angela Dittmer. "Erst dann können wir alles Weitere koordinieren und einen Zeitplan aufstellen."
Bis sich am Montag oder später Konkretes abzeichnet, bleibt es dabei, wie BSAG-Sprecher Andreas Holling bestätigt: Die Linie 8, die normalerweise zwischen Huchting und der Kulenkampffallee verkehrt, endet nun an der Haltestelle Bürgerpark. Die Linie 6 aus Richtung Flughafen wird ab Brahmsstraße umgeleitet und endet derzeit an der Kulenkampffallee. Bis zur Uni und zurück fahren Ersatzbusse der Linie 6E. Holling erklärt das so: "Der Grund ist, dass die Wendeschleife an der Kulenkampffallee zu eng ist für zwei Bahnlinien." Die Linie 8 fährt alle 20 Minuten, die 6 häufiger – sie müsste an der 8 vorbei.
Für Anwohner Gerd Kutscher, dessen Heimathaltestelle die Crüsemannallee ist, stellt der Ausnahmezustand ein Ärgernis dar – vor allem, weil unabsehbar ist, wie lange er anhalten wird. "Weder auf dem Weg von der Crüsemannallee in die Stadt noch aus Richtung Bahnhof nach Hause gibt es aktuelle Fahrpläne an den Haltestellen. Das wäre doch mit einem schnellen Verwaltungsakt zu beheben", meint Gerd Kutscher. Normalerweise werde das nicht gemacht, wenn es um kurzfristige Änderungen gehe, sagt Andreas Holling. "Aber wenn sich das zieht, muss man gucken."