Woher kommt der Name Ihrer Figur, Nagelritz?
Der Name kommt daher, dass die Vertonung von Gedichten von Joachim Ringelnatz ein fester Bestandteil meiner Shows ist. Da rührt der Name her, es ist ja fast ein Anagramm von Nagelritz. Damit habe ich damals begonnen, also mit dem Aufführen dieser Gedichte, und seitdem hat die Figur sich sehr stark entwickelt und ein Eigenleben bekommen.
Was zeichnet Nagelritz aus?
Erst mal ist er natürlich ein Seemann und zwar ein Seemann, wie ihn die Leute erwarten. Und das nach allen Klischees: Er ist tätowiert, er hat Bräute in jedem Hafen, er erzählt Geschichten, die über die Stränge schlagen, und geht natürlich auf Landgang. Er betrachtet die Dinge so vielleicht auch ein bisschen naiv, vor allem alles, was an Land geschieht. Er zieht alles in seine Welt und betrachtet alles, was ihn umgibt, auf eine sehr eigene, maritime Weise.
Wie sieht denn Ihre persönliche Beziehung zur See aus?
Ich bin zum einen nicht nur Wahlbremer und lebe mehr als mein halbes Leben in Küsten- oder allgemein Hafenstädten, sondern habe auch zwischenzeitlich Schiffe betreten. Doch eigentlich ist es die Beschäftigung mit und durch Nagelritz mit eben dem Maritimen, die mich so intensiv und auch theatralisch beschäftigt. Ich bin jetzt ja seit über 20 Jahren mit diesem Thema unterwegs. In dieser Zeit ist es zu einem ureigenen Bestandteil von mir selbst geworden.
Was fasziniert die Menschen an dem Maritimen als Thema?
Es ist nach wie vor so, dass die Seefahrt und die Seeleute für Abenteuer und Fernweh stehen. Auch wenn der Alltag der Seeleute heutzutage ganz anders ausschaut. Auch wenn das längst nicht alle wissen, sind sich dessen doch viele bewusst, und dennoch hält sich dieses Wunschbild der Seefahrt hartnäckig in den Köpfen der Menschen. Die Leute haben nach wie vor ein Bedürfnis danach, die Welt als etwas Exotisches erleben zu können. Es ist ein Hunger nach Exotik. Und das, diese Reinform der maritimen Exotik als Faszinosum, verkörpert Nagelritz. Die wahre Exotik heute ist leider eine ganz andere auf den Schiffen, doch in der Fantasie bleibt das idealisierte Bild bestehen.
Wie läuft das ab, wenn Sie auf der Bühne stehen?
Es ist eine bunte Mischung aus Musik, Komik und Gefühlen. Die Musik ist oft eher melancholisch, aber die Texte und auch die Kunst, die ich von mir zeige, sind eigentlich immer komödiantisch-lustig. Es werden immer alle Register gezogen, aber auf eine moderne Weise. Seemannsgarn, nur eben ohne Staub. Kein Shantychor, keine alten Witze, die der Uropa schon kannte, sondern eine ganz lockere Art, an das Thema ranzugehen, die lebendig ist und auch immer nah am Publikum stattfindet. Improvisation gehört also auch immer dazu, und ich habe immer jede Menge Ahoi-Brause dabei.
Was ist Nagelritz‘ liebstes Seemannsgarn?
Eine Geschichte, die er sehr liebt und immer wieder erzählt, dreht sich ums Geldverdienen, zusammen mit Hinnerk. Denn Geldnot ist ja an der Tagesordnung. Sie bieten also im Hamburger Hafen Hafenrundfahrten an, aber nicht mit einem normalen Schiff, sondern mit einem U-Boot. Nun ja, Hinnerk lässt den Diesel laufen, und Nagelritz schiebt oben Dias ins Periskop, und die Leute sind total begeistert, da sie auf einer Rundfahrt Schloss Neuschwanstein, das Brandenburger Tor und Rothenburg ob der Tauber zu sehen bekommen.
Das Gespräch führte Gerald Weßel.
Zur Person
Dirk Langer verwandelt sich seit 1996 in den Seemann Nagelritz. Immer gedanklich dabei: sein Kumpel Hinnerk und der Spanier Raoul. Dirk Langer selbst bezeichnet sich als hauptberuflicher, maritimer Unterhalter, der modernes Seemannsgarn erzählt. Der 47-jährige Bühnenkünstler lebt in Walle.
Der Aufritt
Dirk Langer alias Nagelritz ist am Freitag, 24. November, um 20 Uhr im Bürgerhaus Weserterrassen, Osterdeich 70b. Die Karten kosten 14 Euro, zehn Euro ermäßigt. Kontakt unter 0421/54949-0.