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Schwachhausen Sanierung eines Altbremer Hauses als Familienprojekt

Selenay und Tansel Özkan renovieren ein Altbremer Haus in Schwachhausen. Eine große Hilfe: Tansels Vater Hüseyin. Der Bauingenieur erläutert, worauf man bei solchen Projekten achten muss.
27.06.2025, 05:29 Uhr
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Sanierung eines Altbremer Hauses als Familienprojekt
Von Silke Hellwig

Nicht nur Selenay und Tansel Özkan sind so gut wie jeden Tag auf ihrer Baustelle in Schwachhausen. Auch Tansels Vater Hüseyin kommt vorbei. "Wenn alle weg sind, ist es am schönsten, dann schaue ich mich in aller Ruhe um und überlege, was wir wie machen können." Hüseyin Özkan ist vom Fach, er ist Geschäftsführer in einem deutschlandweit tätigen Bauunternehmen und hat in der Vergangenheit unter anderem Altbausanierungen betreut. Davon profitiert das junge Paar, das sich ein 120 Jahre altes Bremer Haus als neues Heim auserkoren hat.

Die Väter des Paars waren in die Entscheidung eingebunden. "Man muss wissen, dass bei so einem Projekt sehr viel Arbeit auf einen wartet", sagt Hüseyin Özkan. "Man kauft in seinem Leben meist nur einmal ein Haus, man muss eine emotionale Verbindung dazu haben. Hier hat das Herz gesprochen." Ohne Expertise im Familien- oder Freundeskreis, sagt der Bauingenieur, würde er davon abraten, ein Bremer Haus zu kaufen oder zu sanieren. "Man muss schon richtig Ahnung haben oder einen Architekten engagieren", um abschätzen zu können, "was gemacht und was nicht unbedingt gemacht werden muss". Vor allem die Dachkonstruktion müsse mit Sachverstand begutachtet werden, um etwaige Schäden frühzeitig beheben zu können.

"Manches machbar, was sonst nicht machbar wäre"

Das Dach sei der einzige Schwachpunkt des Hauses von "Selly & Tanny" Özkan. Die allgemeine Bausubstanz sei gut, die Holzarbeiten an Wänden, Böden und Decken beeindruckend. Im Dachgeschoss aber mussten ein maroder Balken ausgetauscht, ein Stahlträger eingezogen werden, um das Dach zusätzlich zu stützen. "Den Stahlträger dorthin zu bekommen, war schon ein großer Akt", sagt Selenay Özkan. Dokumentiert wurde dieser Akt bei Instagram – mehr als 4300 Personen verfolgen mittlerweile die Fortschritte am Haus.

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Wichtig sei es, sich verlässliche Handwerksfirmen zu suchen und dabei nicht nur aufs Geld zu gucken, sagt der Bauingenieur. "Da bezahlen Sie hinterher doppelt. Guten Handwerkern muss ich nicht sagen, wie es geht, sondern sie beraten mich, welche Lösung die beste ist und wo ich eventuell noch Geld sparen kann." Hüseyin Özkan kann auf ein großes Experten-Netzwerk zurückgreifen. "Es ist von Vorteil, dass ich seit 43 Jahren bei einer Baufirma bin. Da ist manches machbar, was sonst nicht machbar wäre."

Man muss wohl auch vom Fach sein, um auf den ersten Blick zu erkennen, was sich im künftigen Zuhause von "Selly & Tanny" Özkan in den vergangenen Wochen getan hat. Die Schlitze für die Stromkabel wurden (selbst) gezogen, die Kabel sind verlegt und teilweise schon verputzt. Ungefähr 230 Steckdosen sind über vier Etagen vorgesehen, fast doppelt so viele wie zuvor – ein Zugeständnis an durchtechnisierte zeitgenössische Haushalte.

Kompromisse schließen – und den Charme erhalten

Außerdem sind einige Fenster ausgetauscht worden. "Manche waren einglasig, die hätte man ganz einfach durchboxen können", sagt Tansel Özkan. Schon allein aus Sicherheitsgründen hätten sie ersetzt werden müssen. Im Erdgeschoss bleiben die Originalfenster erhalten, nur doppelverglast, aber dafür mit verschnörkelten Fenstergriffen versehen. Auch aus energetischer Sicht sei das ein vertretbarer Kompromiss, sagt Hüseyin Özkan. Modernisiert werden soll nur, was nötig und passend ist, "um den Charme des Gebäudes zu erhalten". In der Küche hat eine zweiflügelige Tür Platz gefunden, allerdings stehe bislang nicht fest, ob sie auf einen Balkon oder eine Terrasse münden wird. Noch ist nicht jeder Zentimeter des neuen Zuhauses durchgeplant.

Die Sanierung koste tatsächlich etwas mehr Zeit und Nerven als erwartet, räumt Tansel Özkan ein. Das liege vor allem daran, dass nicht nur die Arbeiten übernommen, sondern zudem viele Entscheidungen getroffen werden müssen – allein für die Bäder. "Welche Dusche, welche Wanne, welche Waschbecken, Mikrozement oder Fliesen? Es gibt unzählige Möglichkeiten. Irgendwann wird man ein bisschen entscheidungsmüde."

Das Schlimmste ist fast geschafft

In den nächsten Tagen, sagt Hüseyin Özkan, werde es sehr viel schneller vorangehen. "Kaputtmachen dauert immer lange, erneuern geht schnell. In den nächsten Wochen wird es große Fortschritte geben." Er habe seinen Sohn und seine Schwiegertochter darauf eingestimmt, dass es "in den ersten zwei bis zweieinhalb Monaten im Haus immer schlimmer aussehen wird." Ende Juli werde sich ein ganz anderes Bild ergeben.

Oft verschätzten sich Hausbauer und -käufer auch bei Eigenleistungen. "Man kann bei einem Altbau viel selber machen, wenn man etwas handwerkliches Geschick hat", sagt Hüseyin Özkan, aber über Wochen und Monate hinweg nach oder neben einer Vollzeittätigkeit auf der eigenen Baustelle weiterzuarbeiten, sei Stress pur.

Manchmal kommt es zu Meinungsverschiedenheiten

Kommt es unter solchem Druck auch schon mal zu Reibereien zwischen Eltern und Kindern? "Ab und zu kommt es zu Meinungsverschiedenheiten, zum Beispiel bei der Raumplanung", sagt Selenay Özkan. Insgesamt sei die Stimmung jedoch harmonisch – vermutlich auch deshalb, weil allen an dem alten Haus liegt. "Mein Traum als junger Mensch war auch, in einem Altbremer Haus zu leben", sagt Bauingenieur Özkan. "Bei mir hat es aber nicht geklappt." Es sei eine Freude, junge Leute zu begleiten, die einem alten Gebäude neues Leben einhauchten.

Arbeit bleibt in den nächsten Wochen noch genug. Das Paar bekommt Hilfe, vor allem von Selenay Özkans Vater und von Hüseyin Özkans Schwager. Beide seien mit ganzem Herzen dabei, weil sie ihren Hobbys nachgehen könnten. "Wir haben tolle Kinder", sagt Hüseyin Özkan, "da ist die Unterstützung auch angebracht."

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