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Ehemalige Frauenbeauftragte Ulrike Hauffe Vollzeitjob im Ruhestand

2017 ist die frühere Frauenbeauftragte Ulrike Hauffe in den Ruhestand gegangen. Mit dem Thema Frauengesundheit befasst sie sich weiterhin - auch auf Bundesebene.
27.12.2021, 15:11 Uhr
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Vollzeitjob im Ruhestand
Von Sara Sundermann

Ja, sie ist noch in Bremen, ja, sie wohnt noch in der Östlichen Vorstadt und ja, sie ist noch aktiv für Frauenthemen: Ulrike Hauffe war Bremens Landesfrauenbeauftragte, 23 Jahre lang. 2017 ging sie in Pension. Aber ihr neuer Alltag klingt nach allem anderem als nach Ruhestand.

Ulrike Hauffe setzt sich dafür ein, dass Frauen in der Schwangerschaft, bei der Geburt und in der ersten Zeit danach mehr zugetraut wird: Es müsse bei ihnen weniger nach Auffälligkeiten gesucht und stattdessen müssten ihre Fähigkeiten mehr gestärkt werden.

Eine Hebamme für eine Frau

Konkret habe ihr Einsatz gemeinsam mit anderen dazu geführt, dass im Koalitionsvertrag der Ampelregierung nun als Ziel eine Eins-zu-Eins-Betreuung durch eine Hebamme bei der zentralen Geburtsphase steht, sagt die 70-Jährige. Eine solche Eins-zu-Eins-Betreuung ist nicht selbstverständlich: Hebammen müssen teils zwischen mehreren Kreißsälen pendeln, wenn in einer Klinik mehrere Frauen gleichzeitig ihr Kind bekommen.

Und auf noch etwas ist Ulrike Hauffe stolz: Sie arbeitete gemeinsam mit Wissenschaftlern und Spitzenverbänden von Ärzten und Krankenkassen am sogenannten nationalen Gesundheitsziel für den Bereich "Gesundheit rund um die Geburt". Die nationalen Gesundheitsziele halten fest, was der Bund in der Gesundheitspolitik anstrebt. Sie werden vom Bundesgesundheitsministerium gemeinsam mit Gesundheitsakteuren erarbeitet. Und das zuletzt erarbeitete nationale Ziel für den Bereich Geburt will die Ampelkoalition nun umsetzen.

Frauengesundheit im Blick

Ulrike Hauffe ist ausgebildete Psychologin. Vor ihrer Zeit als Frauenbeauftragte arbeitete sie in der Psychotherapie und in der Ausbildung von Ärzten und Hebammen. Auch als Landesfrauenbeauftragte habe sie mit ihrem Team schon früh das Thema Frauengesundheit in den Blick genommen, sagt sie. Frauenbeauftragte sind in Bremen oft länger im Amt als Bürgermeister: Sie werden für zwölf Jahre von der Bürgerschaft gewählt. Die lange Amtszeit soll sie von Landesregierungen unabhängig machen und ihnen erlauben, Ziele langfristig voranzutreiben.

Nach mehr als zwei Jahrzehnten als Landesfrauenbeauftragte hieß es für Ulrike Hauffe dann Abschied nehmen: "Man hat mir nicht zugetraut, dass ich gut von diesem Amt Abschied nehmen kann, aber ich habe gut vorgesorgt, damit unsere Arbeit weiter gehen konnte und hatte eine tolle Abschiedsfeier im Rathaus", erinnert sie sich. Danach habe sie bewusst keine öffentlichen Posten in Bremen angenommen, sagt Hauffe.

Arbeit am nationalen Gesundheitsziel

Aber im Hintergrund ist sie weiter sehr aktiv: Ihr Einsatz für Frauengesundheit fülle sie momentan ähnlich stark aus wie ein Vollzeitjob, sagt Hauffe. Sie ist stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrates einer der großen gesetzlichen Krankenkassen. Zudem ist sie derzeit Vertreterin für den Spitzenverband der Krankenkassen im Gemeinsamen Bundesausschuss. Dieses Gremium entscheidet unter anderem, welche Leistungen Versicherte von den Kassen bekommen. Zudem ist Ulrike Hauffe im Verein "Arbeitskreis Frauengesundheit" aktiv. Als Vertreterin dieses Vereins ist sie auch Teil der Arbeitsgruppe, die das nationale Gesundheitsziel für den Bereich Geburt aushandelte.

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Für Frauen in der Schwangerschaft und bei der Geburt müsse sich vieles ändern, sagt Hauffe: "Gebraucht wird ein kompletter Kulturwandel." Ihre Kritik: "Wir haben in Deutschland einen risikoorientierten Blick auf Schwangerschaft und Geburt." Wichtig sei, erst einmal davon auszugehen, dass Frauen gebären könnten. "Aber der ganze Mutterpass ist so angelegt, dass Frauen zu einem Risiko gemacht werden. Wir machen aus Auffälligkeiten einen behandlungsbedürftigen Zustand."

Mehr Hilfe durch Hebammen

Zudem spielten Hebammen in Deutschland eine viel zu geringe Rolle: "Viele Frauen haben in der Schwangerschaft keine Hebamme. Viele wissen auch gar nicht, dass sie sich von einer Hebamme und einem Frauenarzt gleichzeitig betreuen lassen können."

Hauffe übt zudem Kritik an Corona-Regeln für die Geburt: "Die Frauen sind in der Pandemie oft alleine im Kreißsaal, dabei werden ihre Partner dort dringend gebraucht – das ist völlig gaga und furchtbar", sagt Hauffe. "Wenn wir uns für den Weihnachtsmarkt testen können, dann doch wohl auch für den Kreißsaal."

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