Wer in Bremen einen Job sucht, hat es so leicht wie schon lange nicht mehr. Etwa 8000 freie Stellen meldete die Agentur für Arbeit Ende Januar; gleichzeitig fiel die Arbeitslosenquote im Land Bremen unter die Zehn-Prozent-Marke. Das ist im Vergleich mit den Landkreisen in der Region zwar immer noch recht viel, vergleichbar große Städte wie Dortmund, Gelsenkirchen oder Hannover vermelden hingegen ähnliche Werte.
Die Bremerinnen und Bremer könnten der Arbeit des Senats also ein gutes Zeugnis ausstellen. Schließlich ist aus dem großen Problem Arbeitslosigkeit in den vergangenen vier Jahren ein vergleichsweise kleines geworden. Die Realität sieht anders aus: 40 Prozent der Befragten gaben an, eher zufrieden zu sein, was den Aufbau und den Erhalt von Arbeitsplätzen angeht. 46 Prozent sind eher unzufrieden. Vor vier Jahren sah das noch anders aus. 43 Prozent lobten damals die Anstrengungen des Senats.
Kampf gegen Dumpinglöhne
Dass sich die Lage am Arbeitsmarkt so deutlich verbessert hat, dürfte vor allem mit der Konjunktur in Deutschland zusammenhängen. Seit Jahren geht es den Unternehmen gut, sie expandieren und stellen neue Mitarbeiter ein. Davon profitierte zuletzt sogar eine Gruppe, die es sonst recht schwer am Arbeitsmarkt hat: Langzeitarbeitslose. Allein vergangenes Jahr haben 560 von ihnen einen Job gefunden. Für sie gibt es zudem zahlreiche Chancen auf dem sozialen Arbeitsmarkt, in Jobs also, die öffentlich gefördert werden. Allein das im Dezember verabschiedete Teilhabechancengesetz soll 600 geförderte Stellen in Bremen und Bremerhaven bringen.
Als sich SPD und Grüne 2015 auf ihren Koalitionsvertrag einigten, war ein zentraler Punkt der Kampf gegen Dumpinglöhne. Hier hat Wirtschafts- und Arbeitssenator Martin Günthner (SPD) einen Erfolg erzielt, indem er den Tarifvertrag für das Hotel- und Gaststättengewerbe für allgemein verbindlich erklärt hat. Das heißt: Jeder Beschäftigte in Hotels oder in der Gastronomie muss mindestens 9,56 Euro bekommen. Zuvor war es Arbeitgebern möglich, ihren Beschäftigten nur den gesetzlichen Mindestlohn von 8,84 Euro zu bezahlen.

Probleme gibt es aber in einem anderen – grundlegenden – Bereich: der Ausbildung. Trotz Ausbildungsgarantie und Jugendberufsagentur, die dafür sorgen soll, dass Erwachsene bis 25 Jahren bei der Berufsfindung begleitet werden, sind Jahr für Jahr etliche Bewerber ohne Ausbildungsplatz geblieben. Zwar ist die Zahl der Betriebe, die ausbilden, gestiegen, einen Ausbildungsplatz für jeden gibt es trotzdem nicht. Bis September 2018 wurden der Agentur für Arbeit 4990 Ausbildungsplätze gemeldet. Demgegenüber standen 5404 Männer und Frauen, die eine Lehrstelle gesucht haben.
Auch mit der Bremer Vereinbarung sind die Beteiligten, zu denen neben Gewerkschaften und Unternehmen auch der Senat gehört, gescheitert. Sie wurde 2014 geschlossen und hatte zum Ziel, bis 2017 die Zahl der Ausbildungsplätze in Bremen auf 7800 zu steigern. Diese Zahl wurde nicht erreicht. Seit 2018 gibt es daher eine neue Vereinbarung mit demselben Ziel. Sie läuft bis Ende dieses Jahres.
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