Der Bildungssektor bleibt auch knapp vier Monate vor der Bürgerschaftswahl die größte Baustelle des rot-grünen Senats. Das zeigen die Ergebnisse der Infratest-Dimap-Umfrage: Wie bereits im April 2018 sind 13 Prozent der Bremer mit der Arbeit von Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD) eher zufrieden, fast vier Fünftel sind eher nicht zufrieden. Das sah zu Beginn der Wahlperiode anders aus: Im Wahljahr 2015 waren 15 Prozent der Bremer mit der Bildungspolitik zufrieden, die Zahl stieg bis Mai 2016 auf 20 Prozent. Seitdem ist die Zustimmung gesunken.
Im Koalitionsvertrag hatten sich SPD und Grüne vor vier Jahren auf eine Schwerpunktsetzung im Bildungssektor, auf zusätzliche Mittel und Ressourcen für diesen Bereich geeinigt. Die dort angestrebte Fortsetzung des Bildungskonsenses wurde im Herbst 2018 erreicht, womit das zweigliedrige Schulsystem aus Gymnasien und Oberschulen sowie die Inklusion in Bremen fortgeführt werden.
Trotzdem sorgte die Bildungspolitik immer wieder für Negativschlagzeilen: Der IQB-Bildungstrend, eine Art Pisa-Test auf Bundesebene, genauso wie der Bildungsmonitor der wirtschaftsnahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) bestätigten im vergangenen Jahr, dass Bremen trotz gestiegener Ausgaben im Bildungsressort im Vergleich zu anderen Bundesländern wenig in diesen Sektor investiert. Die Bremer Schüler hinken hinterher: Beim IQB-Bildungstrend 2017 zeigte sich, dass jeder dritte Viertklässler nicht richtig rechnen und jeder vierte nicht richtig lesen kann. Bereits beim IQB-Bericht 2016 hatte es ein ähnliches Urteil für die Bremer Neuntklässler gegeben. Viele Schüler erreichten in den Erhebungen nicht die Mindeststandards. Beim INSM-Bildungsmonitor bildete Bremen im vergangenen Jahr das Schlusslicht. Die Bildungssenatorin reagierte, seit Kurzem gibt es ein unabhängiges Qualitätsinstitut nach Hamburger Vorbild, womit die Unterrichtsqualität in den Fokus rücken soll.
Auch an Platz mangelt es
Bis 2025 sollen die Schülerzahlen in Bremen erheblich steigen, davon geht der Senat aus. Vertreter der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft bemängelten zum Halbjahreswechsel Anfang des Monats, dass sich der Fachkräfteengpass an den Schulen weiter verschärfen werde. Auch an Platz mangelt es in den Schulen: Zuletzt hatte der Senat deshalb ein Sofortprogramm für den Schulausbau auf den Weg gebracht. Im August 2019 sollen zwölf Standorte mit Mobilbauten ergänzt werden. Laut Koalitionsvertrag soll bis 2020 eine Versorgungsquote von mindestens 50 Prozent für Kinder unter drei Jahren und von 98 Prozent für Drei- bis Sechsjährige in den Kitas erreicht werden. Doch noch ist dieses Ziel nicht geschafft. Zu Beginn des Kita-Jahres im September 2018 standen in ganz Bremen fast 500 Familien auf Wartelisten. Zudem ist das Personal knapp, immer wieder kommt es zu Betreuungsengpässen. Die Bildungsbehörde bemüht sich um Abhilfe: Das Modellprojekt für praxisintegrierte Ausbildung für Erzieher, genannt Pia, ist zum Schuljahr 2018/19 mit 50 Teilnehmern gestartet.
Der Kita-Ausbau bleibt aber ein Dauerproblem: 2017 wurden 1800 neue Plätze geschaffen, allerdings steigt zugleich der Bedarf. Im Frühjahr vergangenen Jahres ging die Bremer Bildungsbehörde davon aus, dass bis zum Jahr 2025 zusätzlich 3800 Kita-Plätze benötigt werden.