Willkommen in der Freien und Fahrradstadt Bremen! Ganz ehrlich, haben Sie so ein Schild hier schon mal gesehen? Und noch ehrlicher: Wird es nicht Zeit, mal eins aufzuhängen? Die Stadt des weltgrößten Sechstagerennens glitzert ja nicht gaaanz so doll wie sogenannte
Metropolen, da sollte sie dann wenigstens mit dem glitzern, was sie hat. Sie hat eben nicht nur Stadtmusikanten, Freimarkt, Rathaus und Werder. Sie hat das Rad, sie ist einer von nur noch zwei (!) Sixdays-Überlebenden in Deutschland, und dazu hat sie fast so viele Fahrräder wie Einwohner. Das ist echt ein Wow, finden wir. Sie hat inzwischen ganze Fahrradstraßen. Doppel-Wow!!

Wenn ich zur Arbeit fahre oder nur so in die City, radle ich zwischen Stern und Friedenstunnel die Parkallee entlang. Auf einer Straße, an der unübersehbar angezeigt wird, wie es um die Machtverhältnisse auf dem Asphalt bestellt ist. Ungefähr so: Erstens Rad, zweitens Rad, drittens … und so weiter. Vierzehntens: Auto. Man radelt nicht über herausbrechende Pflastersteine, Baumwurzeln oder andere Wegelagerer. Man radelt gemütlich auf gewalztem Teer, so glatt wie ein Kinderpopo. Man schwebt geradezu. Und hat Vorfahrt. Ein Träumchen.
Wobei: Ist nicht immer ein Träumchen. Erst neulich wieder kam die harte Realität hinzu. Ich also auf dem Rad in dieser schönen Radstraße, hinter mir ein Auto.
Genauer: ein Mann im Auto. Noch genauer: ein Kerl in seinem Schlitten. Er wollte, was er laut der sehr großen Verkehrsschilder nicht zu wollen hatte. Er wollte vorbei. JETZT. Er so: Hupe, Lichthupe, Motorbrumm. Ich so: He, Mann, ist ’ne Fahrradstraße! Er: noch mehr Brumm und Dröhn. Als er nach endlosen Nanosekunden dann schließlich an mir vorbeiziehen konnte, ließ er es sich nicht nehmen, in den intensiven Austausch zu treten. Er brüllte, und ich würde mal sagen, dass man das durchaus als Kriegsgebrüll bezeichnen durfte. Rein inhaltlich war dagegen Ribérys Geschimpfe wegen der Goldsteak-Kritik eher harmlos.
Feine Damen am SUV
Liebe Autofahrer. Damit war jetzt nur ER gemeint, nicht Ihr als Gruppe. Ich hab‘ aber leider immer wieder mal solche Momente auf meiner Traum-Straße, wenn auch nicht in dieser Ausformung. Letztlich sind aber böse Blicke von an parkenden SUV lehnenden feinen Damen auch nicht viel besser. Sie sind so aus dieser Man-wird-ja-wohl-noch-mal-sagen-dürfen-Liga, und das kann dich genauso fertigmachen.
Ich muss in solchen Momenten leider denken, dass es Bremen doch noch nicht in den Rad-Olymp geschafft hat. Neulich bin ich mal in Den Haag geradelt, und kurz darauf hab‘ ich ein Video von Kopenhagen gesehen. Das sind dann aber mal Fahrradstädte, meine Herren! Da sollte mein Brüller von der Parkallee mit seinem Schlitten lieber nicht hinfahren. Sonst radikalisiert er sich noch. Meiner Meinung nach gibt es noch einiges zu tun in Bremen, so ein Schild wäre ja vielleicht ein kleiner Schritt nach vorne. Eine Präsentation im Rahmen des Sechstagerennens, das wär‘s doch, oder? Ich würde sagen: wäre ein Träumchen.
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