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Bremen-Liga Union 60: Die Schwierigkeiten mit dem Favoriten-Image

„Ich möchte nicht die Liga rocken, sondern die Jungs und die Mannschaft entwickeln“, sagt Unions Trainer Fabrizio Muzzicato. Dabei hat er auch mit einer Wahrnehmung zu kämpfen, die ihn verwundert.
04.09.2025, 05:06 Uhr
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Von Stefan Freye

Die ersten Partien liegen nun hinter ihm, und die Bilanz ist ausgeglichen: Nach vier Spielen mit dem FC Union 60 hat Fabrizio Muzzicato sechs Punkte auf dem Konto. Das Spiel gegen den Brinkumer SV ging am Wochenende mit 0:3 verloren, ebenso wie zuvor die Partie gegen Eiche Horn (1:2). Aus den Duellen mit dem Habenhauser FV (2:1) und Vatan Sport (3:0) ging Union dagegen als Sieger hervor. „Es gibt Sachen, die man besser machen kann, aber ich bin zufrieden“, sagt der Trainer.

Er ist allerdings auch ein bisschen verwundert. Auf mehreren Ebenen. Wenn man nach sechsjähriger Pause auf die Trainerbank zurückkehrt, gibt es eben eine ganze Menge neuer Erfahrungen zu machen. Zumal Fabrizio Muzzicato ja eigentlich noch nie bei einem Verein wie dem FC Union 60 gearbeitet hatte. Beim Bremer SV (2015 bis 2017) und beim TB Uphusen (2017 bis 2019) war es nämlich anders zugegangen. Dort herrschten Ambitionen, die sich auch in der finanziellen Ausstattung abbildeten. In der Pauliner Marsch möchte man dagegen einen anderen Weg einschlagen. Nach einem großen Umbruch im Sommer setzt man dort auf eine überwiegend junge Mannschaft. Das Ziel von Fabrizio passt gut zu diesem Modell. „Ich möchte nicht die Liga rocken, sondern die Jungs und die Mannschaft entwickeln“, sagt der Trainer.

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Aus seiner Sicht hat sich das aber noch nicht in Bremen herumgesprochen. „Ich hatte auf offene Spiele gehofft, aber wir haben in fast jedem Spiel die Favoritenrolle“, findet Muzzicato. Bis auf den Brinkumer SV am Sonntag wären die Gegner seiner Mannschaft eher zurückhaltend begegnet. So, als hätten sie es mit einem Topteam der Liga zu tun. „Aber wenn ich Union 60 neutral betrachte, mit all den Ab- und Zugängen, dann sind wir doch eher ein Kandidat fürs Mittelfeld“, sagt der Trainer. In Niklas Hiegemann (32, FC Oberneuland) und Inouss Touré (34, Brinkumer SV) hatte er zwar zwei erfahrene Zugänge begrüßt. Sie sind derzeit aber erst noch auf dem Weg zu alter Stärke. Zudem steht Union ansonsten allenfalls eine Handvoll von Spielern zur Verfügung, die mit einer mehrjährigen Erfahrung versehen sind.

Der Rest des Teams ist jung, vor allem die Offensive. Insofern machten sich gerade gegen die eher passiv ausgerichteten Gegner auch die Probleme im Spiel mit dem Ball bemerkbar. Sie gelten deshalb neben dem ein oder anderen individuellen Fehler in der Defensive als derzeit größte Baustelle. „Das ist harte Arbeit“, betont Fabrizio Muzzicato. Ein effektives Umschaltspiel und der konstruktive Aufbau ließen sich nämlich nur über „Spielformen“ verbessern. Die Entwicklung setzt zwangsläufig ein gewisses Vertrauensverhältnis zwischen Trainer und Mannschaft voraus. Hinter Union liegt aber eine Vorbereitung, die – wie bei den meisten anderen Teams auch – von diversen Urlauben und anderen Pausen beeinträchtigt wurde. „Da muss man dann in zwei, drei Einheiten pro Woche auch erst mal eine Bindung zur Mannschaft aufbauen“, findet der Trainer. Mit dem Spagat zwischen eher seltenem Training und schneller Entwicklung würden allerdings „Tausende von Amateurtrainern in Deutschland“ kämpfen.

Mit den Erwartungen im Umfeld womöglich auch. Sie sind jedenfalls der zweite Punkt, den Fabrizio Muzzicato etwas überrascht zur Kenntnis nahm. Er bekommt immer wieder mit, dass man von außen fragt, woran sich Dinge wie ein „Matchplan“ und eine „Handschrift“ erkennen ließen. „Interessant: Ich weiß nicht, was die Leute erwarten“, sagt der Trainer. Natürlich hätte er sein Team gern in wenigen Wochen geformt, und es soll ja auch „so schnell wie möglich“ der Fall sein. „Aber das ist nicht in drei Wochen, sondern vielleicht in drei Monaten möglich“, betont Fabrizio Muzzicato. Ihm ist allerdings klar: Nicht nur die Mannschaft, sondern auch er selbst sollte noch zulegen. „Ich muss mich steigern“, sagt der Trainer.

Womit seine recht lange Pause angesprochen wäre. Nach sechs Jahren befindet sich Muzzicato erst noch auf dem Weg in seine alte Rolle: „Ich habe den Fußball im Blut, aber ich bin nicht perfekt.“ Er habe die Auszeit ja auch nicht genutzt, um möglichst viele Spiele in den Bremer Amateurligen zu beobachten: „Fußball habe ich im Fernsehen verfolgt, sonst hat er mich nicht viel beschäftigt.“ Es wird also noch ein bisschen dauern, ehe Fabrizio Muzzicato gänzlich angekommen ist in der Bremen-Liga.

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Vielleicht läuft es dann auch für die Mannschaft schon viel besser. Der Trainer wird in den kommenden Wochen jedenfalls weiter daran arbeiten, dass sein Team die vorhandenen Fähigkeiten nachhaltig, also am besten über die gesamte Spielzeit, auf den Platz bringen kann. Sein wenig überraschendes Rezept: „Konzentration über 90 Minuten.“ Dabei ist sich Fabrizio Muzzicato allerdings sicher, dass seine Bemühungen von Erfolg gekrönt und seine Spieler ein „sehr gutes Niveau“ erreichen werden. Man dürfe am Ende eben auch nicht vergessen, dass es sich um eine „sehr junge Mannschaft“ handelt. Gerade darin liegt für den Trainer aber auch der Reiz seiner Aufgabe. „Es ist sehr spannend, mit den Jungs zu arbeiten“, sagt er. Und auch, wenn sich Fabrizio Muzzicato die ein oder andere Erfahrung der vergangenen Wochen nicht so richtig erklären kann, hat er die Freude an der Rückkehr auf die Trainerbank noch längst nicht verloren: „Es macht mir Spaß.“

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