Der Serienmeister der vergangenen Jahre hat die Bremen-Liga im Sommer verlassen und kämpft nun in der Regionalliga um den Klassenerhalt. Ohne den Bremer SV gestaltet sich das Titelrennen einigermaßen ausgeglichen, denn es streiten vier Mannschaften mit mehr oder weniger guten Aussichten um die Meisterschaft. Der WESER-KURIER stellt die Titel-Kandidaten vor.
FC Oberneuland (1. Platz/ 21 Spiele/51 Punkte): „Die Lage ist ausgeglichen und wird es auch bleiben“, sagt Sören Seidel. Der FCO-Trainer bestreitet nicht, dass sein Team derzeit über eine „gute Ausgangsposition“ verfügt. Aber dem FCO geht es eben wie seinen Verfolgern: So richtig souverän tritt auch der Spitzenreiter nicht auf. Davon zeugten zuletzt ein mühsames 2:1 in der Neustadt und der kuriose 5:4-Erfolg beim TS Woltmershausen. „Es liegt auf der Hand, dass wir zu viele Gegentore bekommen“, sagt Seidel. So wirklich überrascht das nicht, war Oberneuland nach dem Regionalliga-Abstieg doch mit einer recht jungen Mannschaft angetreten. „Da fehlt manchmal noch die Konsequenz vorn und hinten“, so der Trainer. Andererseits hat der FCO bislang eine echt gute Spielzeit absolviert und liegt gewissermaßen über dem vom Trainer ausgegebenen Ziel. Schließlich hatte Seidel um Geduld gebeten und einen Platz in unter den ersten drei, vier Mannschaften anvisiert. Wenn es nun aber besser läuft als gedacht, peilt der FC Oberneuland dann nicht die Rückkehr in die Regionalliga an? „Ich sage nichts dazu“, meint Seidel, und von Marko Mock, dem Vorsitzenden des Fördervereins, ist zu hören: „Wir beschäftigen uns damit, und dann wird der Vorstand bis zum Ende des Monats eine Entscheidung treffen.“ Bis zum 31. März, um genau zu sein, dem Stichtag für den Lizenzantrag beim Norddeutschen Fußball-Verband.

Schafften schon gemeinsam den letzten Aufstieg in Hemelingen: die Brüder Günter (l.) und Feyhat Tuncel.
SV Hemelingen (2./22/49): Im Grunde genommen ist es eine Überraschung, dass die SV Hemelingen in der Spitze mitmischt. Schließlich war das Team der Brüder Günter und Feyhat Tuncel erst 2019 aus der Landesliga aufgestiegen. „Das vergisst man manchmal“, sagt Günter Tuncel. Für ihn wäre deshalb auch mit einem zweiten Platz eine „überragende Saison“ verbunden. Allerdings: Sie wollen schon mehr angesichts der guten Position. „Und es ist ein besseres Gefühl, den Spitzenreiter zu jagen, wir wollen Druck auf den FCO ausüben“, betont der Trainer. Für Günter Tuncel wird am Ende entscheidend sein, welche Topmannschaft ihre regelmäßigen Ausrutscher abzustellen vermag: „Es kommt auf die Konstanz an, denn in dieser Saison kann auch eine Mannschaft aus dem Mittelfeld ein Team von oben ärgern.“ Die Meldung zur Regionalliga wird gerade „intern besprochen“. Der Vorstand mischt also auch bei der SVH mit, die Entscheidung wird nicht allein von den Trainern getroffen. Dann wäre es einfach. „Es ist doch klar, dass wir unbedingt wollen, wenn die Möglichkeit besteht“, sagt Tuncel.

Könnte die ganze Welt umarmen: Markus Werle, Trainer der SG Aumund Vegesack.
SG Aumund-Vegesack (3./20/43): Nach dem wohl lockersten Team der Spitzengruppe muss nicht lange gesucht werden. Es kann sich dabei nur um die SG Aumund-Vegesack handeln, hat sich das Team von Markus Werle doch ziemlich unerwartet in die Riege der Topteams geschmuggelt. „Wir spielen eine überragende Saison, wenn man sieht, wo wir herkommen“, bestätigt der Trainer. Als er die SAV im vergangenen Sommer übernommen hatte, lag gerade eine schwierige, gelegentlich sogar von Abstiegssorgen begleitete Saison hinter dem Team. Der 13. Tabellenplatz von damals ließ jedenfalls nicht auf eine Spielzeit schließen, die das Werle-Team an die Spitze der Bremen-Liga führen würde. Dort fand sich die SAV aber schnell wieder, stellte sie in der Hinrunde doch meistens den Tabellenführer. Bis zum Einbruch, als das Team über den Jahreswechsel fünfmal in Folge sieglos blieb. Nach drei siegreichen Partien ist die SAV nun zurück in der Spur. „Aber wir sind für jeden Gegner schlagbar, wenn unser Kollektiv nicht funktioniert“, sagt Markus Werle. Als ernsthafter Kandidat für den Aufstieg gilt der Verein seit jeher nicht, völlig unabhängig von der sportlichen Situation. Aber der Trainer möchte sich in diesem Jahr wenigstens mal mit der Regionalliga-Lizenz beschäftigen. Er sagt: „Das Thema ist noch nicht finalisiert besprochen.“

Erfahrener Trainer: Björn Böning vom OSC Bremerhaven.
OSC Bremerhaven (4./20/41): Ob der OSC noch eingreifen kann? „Ich kann es ehrlicherweise nicht sagen“, meint Björn Böning – Trainer, Sportlicher Leiter und Vizepräsident der Olympischen. Auch er vermisst die Konstanz, hat aber eine recht genaue Vorstellung von den Gründen für die schwankenden Leistungen: „Es herrscht manchmal ein Mangel an Disziplin.“ Insgesamt 53 Gelbe Karten sahen die OSC-Kicker bislang, allein sie waren für so manche Sperre verantwortlich. Daneben kassierte das Team gleich zwei lange Auszeiten, beide für Beleidigungen: Deniz Syga pausiert deshalb seit dem November, hat seine zwölf Spiele währende Sperre aber bald abgesessen. Dagegen fiel Yagmur Horata erst im Februar aus dem Rahmen, muss also noch einige Zeit pausieren, ehe er seine neun Spiele abgesessen hat. Björn Böning ist genervt von den Aussetzern seiner erfahrenen Spieler, will aber „auch nicht alles schlechtreden“. So habe der OSC den Titel der besten Bremerhavener Mannschaft nahezu sicher, und seine Spieler würden insgesamt sehr motiviert auftreten. Viel wird nun davon abhängen, wie die kommenden Spitzenspiele bei der SAV (Sa., 13 Uhr) und gegen den FCO (25. März) ausgehen. Bleibt der OSC dran an der Spitze, richtet sich der Blick intensiv in Richtung der Regionalliga-Qualifikation. „Wenn eine reelle Chance besteht, werde ich melden“, sagt Björn Böning.