Herr Arambasic, Sie wohnen in Bremen, arbeiten seit Januar als Trainer in Rehden. Wie viele Kilometer haben Sie in den sechs Monaten abgerissen?
Kristian Arambasic: Puuh, das muss ich mal schnell runter rechnen. 85 Kilometer hin, 85 Kilometer zurück, macht 170 pro Tag. In der Woche waren es im Schnitt also knapp 1000 Kilometer, mal vier pro Monat. Also insgesamt so um 25.000 Kilometer.
Und haben die sich gelohnt?
Absolut, das war die hundertprozentig richtige Entscheidung, mein Bauchgefühl hat mich nicht in die Irre geleitet. Ich hatte ja gesagt, dass ich was Neues brauche, was Frisches nach viereinhalb Jahren beim FC Oberneuland. Ich wusste, dass es schwer wird, eine Mannschaft in der Saison zu übernehmen. Aber es war von Anfang an eine große Liebe. Wir hatten unglaubliche Momente in diesen Monaten.
Was ist in Rehden besser als in Oberneuland?
Die Mannschaft war von Anfang sehr wissbegierig. Es war ähnlich wie am ersten Tag beim FCO, beide Seiten waren offen für was Neues. Aber in Rehden ist die Mannschaft professioneller, weil sie schon länger viertklassig spielt. Da mache ich eine Ansage, die dann umgesetzt wird, ohne dass ich 18-mal nachfassen muss. Und beim Training sind die Spieler nicht erst fünf Minuten vor Beginn da, sondern eine halbe Stunde.
Wie oft trainieren Sie?
Fünfmal die Woche, beim FCO waren es viermal die Woche. Aber das wollte ich ja, mehr Fußball, mehr Entwicklung, mehr Professionalität.
Am Ende ist es so gekommen, wie viele es erwartet hatten: Der FCO steigt ab, Rehden hält die Klasse.
Aber es war trotzdem hohes Risiko, das ich gegangen bin. Wäre ich mit Rehden abgestiegen, wäre ich jetzt ohne Job. Und beim FCO hätte ich bestimmt noch zehn Jahre arbeiten können, aber ich wollte eine Herausforderung, ich wollte den Druck. Und den haben wir in positive Energie verwandelt, besser konnte es nicht laufen. Für mich waren diese ersten fünfeinhalb Monate sensationell schön.
Die Krönung war sicherlich der Sieg im Niedersachsen-Pokal.
Auf jeden Fall. Da habe ich Shamsu Mansaray im Finale gegen Meppen in der Schlussphase eingewechselt und ihm gesagt: Du machst heute das Ding! Und dann trifft er tatsächlich zum 1:0-Sieg. Diese Momente sind so unglaublich emotional.
Wie groß war die Enttäuschung, dass es im DFB-Pokal in der ersten Runde jetzt nur gegen Sandhausen geht und nicht gegen Dortmund oder Schalke?
Ich bin jetzt das vierte Mal mit einer Mannschaft in der ersten Pokal-Runde, da war ich total entspannt. Am Ende ist es ein Bonusspiel. Und ganz ehrlich, ich habe gegen Sandhausen die Hoffnung, dass es am Ende ein etwas engeres Spiel wird. Ich bin zu ehrgeizig, als dass ich mich darüber freuen kann, wie mit dem FCO vor zwei Jahren 0:8 gegen Gladbach zu verlieren. Ich will jedes Spiel gewinnen.
Und die TV-Gelder werden ja unabhängig vom Gegner verteilt. Da ist es egal, ob der Gegner Sandhausen oder FC Bayern heißt.
Ganz genau, und gegen Sandhausen haben wir wohl die Möglichkeit, hier in Rehden zu spielen und nicht in Osnabrück im Stadion. Das freut uns alle sehr. Jetzt versuchen wir, die Sensation zu schaffen. Das Pokal-Spiel ist eigentlich nur für die Mannschaft, für mich zählt nur der Klassenerhalt. Aber die Spieler sind im Pokal live bei Sky im Fernsehen zu sehen, das ist doch was. Ich habe brutal viel Arbeit in das halbe Jahr geknallt, aber am Ende sind wir alle belohnt worden.
Daran werden Sie jetzt gemessen.
Wenn ich sehe, wie schnell Trainer entlassen werden, muss ich mir immer wieder sagen: Genieß' den Moment, freu' Dich jetzt. Wer weiß, wie es in ein paar Monaten ist? Wir werden hier in Rehden wieder einen Umbruch haben, es sind mehr Spieler gegangen, als ich gedacht hatte. Aber das gehört dazu in der Regionalliga.
Sie haben mit dem Bremer SV einen Konkurrenten aus Ihrer Stadt in der Liga.
Ja, ich habe mich gefreut, dass der BSV den Aufstieg geschafft hat. Ich kann zu Fuß zum Panzenberg gehen, dort gibt es eine echte Fan-Kultur. Noch besser wäre es gewesen, mit dem FCO noch eine Bremer Mannschaft in der Liga zu haben. Aber jetzt geht es für den BSV und für Rehden nur darum, über dem Strich zu bleiben.
Benjamin Eta wollte den Vertrag beim BSV nicht frühzeitig verlängern, deshalb haben sich die Wege zum Saisonende getrennt. War es von Eta ein Fehler, zu lange zu warten?
Dazu gehören ja beide Seiten, deshalb will ich das gar nicht bewerten. Benjamin war der erfolgreichste Trainer beim BSV seit Jahren, er hat alles gerockt. Aber ich weiß, dass bei jedem Regionalligaklub, der einen Trainer sucht, sofort 40 Bewerbungen eingehen. Und zehn Trainer kontaktiert der Verein noch von sich aus. Da ist es brutal schwer, einen Posten zu bekommen.
Gibt es in der nächsten Saison einen zweiten Arambasic in Rehden?
Ich kann nur sagen, dass mein Präsident Alessio schon gefragt hat, wann er denn endlich unterschreibt. Er trainiert derzeit bei uns mit, hat am Sonntag im Testspiel gegen Verl gespielt. Und dann entscheiden wir, was passiert. Er hat auch noch zwei andere Optionen. Aber ich will mich als Vater da gar nicht einmischen, er hat jemanden, der sich darum kümmert.
Das Gespräch führte Mathias Sonnenberg.