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Radsport Bremer Sixdays frühestens wieder im Januar 2023

Die Entscheidung ist den Veranstaltern schwer gefallen, überrascht angesichts der schwierigen Planung in Corona-Zeiten aber nicht: Wie 2021, wird es auch 2022 kein Rennen in der ÖVB-Arena geben.
07.09.2021, 19:30 Uhr
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Bremer Sixdays frühestens wieder im Januar 2023
Von Jörg Niemeyer

Wirklich glücklich mit dieser Entscheidung ist niemand im Lager der Veranstalter. "Man muss sehen, dass man irgendwie die Laune hochhält", sagt Mario Roggow, "man hat viel geplant – und am Ende fällt dann doch wieder alles aus." Mario Roggow ist Projektleiter in der ÖVB-Arena, in dieser Funktion auch Leiter der Sixdays, und es seit Ausbruch der Corona-Pandemie mit seinen Arena-Kollegen gewohnt, Veranstaltungen abzusagen. Am Dienstag wurden die Sixdays 2022 vom Terminplan genommen, nach 2021 zum zweiten Mal in Folge.

Weil die Absage zu erwarten war, wirkten die Hauptpersonen in der Organisation der Sixdays zwar ein bisschen traurig, aber auch irgendwie erleichtert. Endlich hat das Warten ein Ende, ob Corona das Radrennen zulässt oder nicht. Endlich können sie wieder konkret planen – wenn auch nicht für 2022, so aber für 2023. Dann werden die bislang letzten Sixdays auf der Bremer Bahn bereits drei Jahre zurückliegen. Ein Zyklus, in dem coronabedingt derzeit auch die Olympischen Spiele abgehalten werden.

"Schweren Herzens und klaren Verstandes" habe sich das Team entschieden, nun die Reißleine zu ziehen, sagt Hans Peter Schneider. Als Geschäftsführer der Event & Sport Nord GmbH (ESN), die das Sechstagerennen veranstaltet, sowie als Geschäftsführer der Bremer Messegesellschaft M3B ist er sozusagen doppelt betroffen von der Pandemie. Und froh, dass an diesem Mittwoch erstmals nach anderthalb Jahren Zwangspause mit der Hanselife wieder eine Messe in den Hallen auf der Bürgerweide öffnen darf. "Aber was nicht geht, geht nicht", sagt er, "irgendetwas halb Gewagtes können wir uns nicht erlauben."

Die Hanselife, so sagt Schneider, könne mit einem Hygienekonzept wenigstens durchgeführt werden. Unter vielen Auflagen und mit niemals mehr als 2500 Personen zeitgleich in den Hallen. Während der Sixdays sei das zum Beispiel am traditionell gut besuchten Montag oder im Innenraum der Arena aber nicht darstellbar. Sollen die Menschen draußen warten, bis sie irgendwann hineingelassen werden? Und dann stelle sich, so Schneider, auch die Frage, wem er die Logen vermieten und wen er als Sponsoren gewinnen soll, wenn er nicht weiß, wie die Rahmenbedingungen sein werden?

"Wir haben keine Planungssicherheit", sagt Hallenchef Andreas Adolph, "unter diesen Voraussetzungen können wir nicht loslegen." Das Wesen der Sixdays ist ihre besondere Kombination aus Sport und Party. "Den reinen Sport könnten wir organisieren", sagt Schneider – das war kürzlich bei der deutschen Tischtennis-Meisterschaft in der ÖVB-Arena zu sehen. Bei etlichen Sportevents sei auch Geld über Fernsehrechte zu verdienen. Bei den Sixdays ist das aber nicht so. Die benötigen ihre eigenen Einnahmequellen, zu denen maßgeblich Publikum, Sponsoren und sonstige Partner zählen.

Eine Party in Pandemie-Zeiten hält Andreas Adolph sowieso für unmöglich. "Abstand ist da nicht zu gewährleisten", sagt er, "das ist das K.-o.-Kriterium für die Sixdays." Das gilt zumindest für die Form, wie die sechs Tage seit Urzeiten in Bremen begangen werden. Und noch etwas hätte die Sixdays zum Fiasko werden lassen können: Ein Tanz- und Singverbot, wie es demnächst auf dem Bremer Freimarkt vorgesehen ist, dürfte dem Partyvolk unter dem Sixdays-Publikum wohl vollends die Lust auf den Besuch nehmen. "Ohne Tanz erreichen wir nicht mehr unsere breite Masse", sagt Projektleiter Roggow, "die Mischung macht die Sixdays aus." Wer die Veranstaltung kennt, weiß: Nur mit Sport in der großen Halle sind die sechs Tage nicht attraktiv genug, um Gäste in Scharen anzulocken. Schließlich rühmen sich die Organisatoren und die Stadt Bremen auch gerne damit, dass die Sixdays ein touristisches Ereignis mit Anziehungskraft auf Butenbremer sind.

"Ich glaube nicht, dass die lange Pause die Marke Sixdays kaputtmachen wird", sagt Mario Roggow. Andreas Adolph und Hans Peter Schneider teilen diese Einschätzung. Schädlicher für die Marke sei eher, eine abgespeckte Version anzubieten und damit am Ende zu scheitern. "Die jetzige Absage ist ja nicht das Todesurteil für unsere Veranstaltung", sagt Adolph. Aber umso wichtiger sei für das nächste Mal die Unterstützung der Stadt: "Sie muss es wollen."

Die Veranstalter wollen auf jeden Fall. Sie machen sich ständig Gedanken, was sie besser machen können. Und sie planen eine Veranstaltung, um die Sixdays auch zwischen den Rennen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Wegen des aufwendigen und teuren Aufbaus der Holzbahn dürfte eine Radsport-Hallenveranstaltung wahrscheinlich nicht die erste Wahl sein.

"Schon in der kommenden Woche werden wir wieder miteinander sprechen", sagt der Sportliche Leiter der Sixdays, Erik Weispfennig. Er war während der vergangenen Monate immer im Austausch mit seinen Bremer Kollegen und hat auch stets die Kontakte in die Fahrerszene gepflegt – nicht zuletzt bei seiner eigenen, eintägigen Sixdays-Night im badischen Oberhausen. Da hat Weispfennig selbst erleben müssen, wie schnell sich die Lage verändern kann und wie schwer ein Ereignis – auch in finanzieller Hinsicht – zu planen ist. Weil kurz vor der Veranstaltung die Inzidenzzahlen hochgegangen waren, durfte er plötzlich statt 1500 Zuschauer nur noch 750 an die Bahn lassen. "Es ist schade, dass wir in Bremen absagen müssen", sagt Weispfennig, "aber es ist vernünftig so."

Zur Sache

Auch ohne Rennen arbeiten die Veranstalter ständig an den Sixdays

Zwei Jahre ohne Sixdays auf der Bremer Bahn bedeuten für die Veranstalter nicht, dass sie zwei Jahre keinen Gedanken ans Rennen hegen. "Wir haben wie immer die Zeit genutzt, um Dinge zu hinterfragen", sagt Sixdays-Leiter Mario Roggow. Die Frage sei nicht gewesen, ob es eine weitere Veranstaltung gibt, sondern "wie wir weitermachen wollen". Dabei kristallisiere sich heraus, dass die Sixdays 2023 sich nicht großartig von denen des Jahres 2020 unterscheiden werden. Die Mischung aus Sport und Show werde bleiben. Und die Gäste, so glaubt Mario Roggow, werden auch weiterhin sich treffen und feiern wollen.

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