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Fischtown Pinguins Popiesch: "Der Standort ist nun gefestigt"

Im Interview mit dem WESER-KURIER spricht Pinguins-Trainer Thomas Popiesch über die starke Saison, das Duell im Tor und die Zukunft des Eishockey-Standorts Bremerhaven.
16.02.2024, 06:29 Uhr
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Popiesch:
Von Jean-Julien Beer

Herr Popiesch, was haben Sie Ihrem Manager Alfred Prey zum 70. Geburtstag geschenkt – oder gibt es das Geschenk erst in den Play-offs?

Thomas Popiesch: Wir hoffen, das Geschenk für ihn kommt erst im Laufe der Play-offs. Wir werden uns jedenfalls Mühe geben, den Alfred zufrieden zu stellen – vielleicht schon im Heimspiel gegen Straubing an diesem Freitag.

Vor der Saison haben Sie Ihrem Kapitän Jan Urbas zugestimmt, dass man die Hauptrunde für eine bessere Play-off-Platzierung nutzen sollte. 44 Spiele sind nun vorbei, die Pinguins stehen auf Platz zwei. Wie schätzen Sie das ein?

Bis jetzt sind wir auf einem guten Weg. Die vergangenen Monate haben gezeigt, dass wir die Mannschaft gut entwickelt haben. Aber wir sind noch nicht am Ende unseres Weges. Die Hauptrunde ist noch nicht vorbei, deshalb ist diese Platzierung nur eine Momentaufnahme. Wenn wir uns über Plätze unterhalten, dann nach der Hauptrunde im März.

Worum geht es bis dahin, was werden Sie Ihren Spielern sagen? Platz zwei verteidigen oder sich Platz eins von den Eisbären Berlin zurückholen?

Ich denke nicht, dass man sich auf Platz eins oder zwei fokussieren sollte. Jan Urbas hatte recht, wir wollen uns eine gute Platzierung für die Play-offs erspielen. Das erreichen wir nur, wenn wir über die einzelnen Spiele reden und nicht über das große Ganze. Wir müssen uns in jedem Spiel die Siegchance erarbeiten und immer zu 100 Prozent da sein – und dann müssten noch andere für uns spielen. Tabellenführer Berlin müsste zum Beispiel patzen, um vorbei zu ziehen. Das können wir nicht beeinflussen. Wir müssen unsere Aufgaben erledigen und uns an den eigenen Plan halten.

Ein Plan, der bisher voll aufging.

Ja, Schritt für Schritt. Wir haben gesagt, dass wir erst einmal nichts mit dem Abstieg zu tun haben wollen. Das haben wir erreicht. Wir wollten die Play-offs klar machen, das haben wir auch geschafft. Jetzt wollten wir Platz sechs absichern. So geht es weiter. Es bringt uns nichts, auf Platz eins zu schielen oder Platz zwei zu verteidigen. Die Fans und die Medien können sich darüber gerne Gedanken machen, wir konzentrieren uns immer nur auf das nächste Spiel. Wir brauchen Ergebnisse, alles andere wäre kontraproduktiv.

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Wie richtungsweisend werden die Spiele jetzt nach der Länderspielpause gegen die Verfolger Straubing und Wolfsburg?

Straubing startete schon am Dienstag und gewann in Nürnberg – ich glaube, dass sie einen kleinen Vorteil haben, weil sie dadurch schneller in ihren Spielrhythmus kommen. Für uns ist es auf dem Eis und in den Köpfen nicht entscheidend, ob es gegen die Teams geht, die direkt hinter uns stehen oder vor uns oder am Tabellenende. Jede Mannschaft spielt um bestimmte Platzierungen und versucht, genau jetzt in dieser Saisonphase das beste Eishockey zu spielen. Das muss auch unser Ziel sein.

Es wirkt so, als habe Ihre Mannschaft in dieser Saison schon oft ihr bestes Hockey gespielt. Lässt sich das noch steigern?

Die Mannschaft spielt immer am Limit, aber das ist eine Grundvoraussetzung bei uns, immer 100 Prozent geben zu wollen und zu müssen. Jetzt geht es vor allem um Kleinigkeiten, die man von Spiel zu Spiel nachsteuern kann. Taktische Dinge. Manche Teams verstärken sich auch noch mal, da muss man sich wieder anpassen.

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Auffallend sind die 99 Gegentore – Ihre Mannschaft ist die einzige in der DEL, die noch keine 100 Gegentreffer kassiert hat. Was waren die wichtigsten Stellschrauben dafür?

Wir hatten uns im Sommer Gedanken gemacht, wie es in den vergangenen Jahren gelaufen ist. Wir hatten in der Offensive immer genügend Potenzial, um jedes Spiel zu gewinnen. Aber wir haben das ein oder andere Gegentor zu viel bekommen. Es gibt eine Regel: Bei zwei Gegentoren hast du immer eine Chance, Punkte zu holen. Wir wollten den Gegentorschnitt drücken, weniger Schüsse zulassen und in der neutralen Zone defensiver agieren mit mehr Wert auf Zweikampfführung. Wir verlassen uns also nicht nur auf den Torhüter. Aber auch der spielt natürlich eine Rolle: Kristers Gudlevskis hat bisher eine Riesensaison gespielt und großen Anteil daran.

Es heißt oft, ein Team brauche zwei starke Torhüter – Gudlevskis musste nach der Verletzung von Stammtorwart Maxi Franzreb monatelang durchspielen. Hat er die Grenze für einen Torhüter verschoben, indem er diese starken Leistungen immer wieder zeigte?

Es gibt verschiedene Meinungen dazu. Es gibt Toptorhüter in der Liga, die machen 40 oder 45 Spiele. Manche haben eine klare Nummer 1, andere wechseln. Es ist auch eine Typfrage. Unsere Ausrichtung hat ihm sicher geholfen: Wir haben die wenigsten Schüsse aufs Tor zugelassen, die Gegner bekommen gegen uns nicht so viele Großchancen, dass der Torhüter müde gespielt wird. Aber er hat uns oft mit einer Rettungstat ins Spiel zurückgeholt und Punkte gesichert. Man kann sich auf Kristers verlassen, daraus ist ein Vertrauensverhältnis der Mannschaft zu ihm entstanden. Das ist ein sehr wichtiger Punkt, dass sich die Mannschaft mit ihm im Tor sicher fühlt. Sie spielt dadurch befreiter nach vorne, weil sie weiß, dass hinten einer steht, der auch mal einen Fehler ausbügeln kann.

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Jetzt stehen Ihnen beide Torhüter wieder zur Verfügung, Franzreb hat nach seiner Schulterverletzung sein Comeback gefeiert. Hat sich Gudlevkis einen Vorteil erspielt?

Ja klar. Wir haben jetzt eine Position, die auch mit Kristers erreicht wurde. In dem Moment hat derjenige, der das erreicht hat, einen Vorteil. Aber genauso wissen wir natürlich, was Maxi Franzreb kann. Es ist nach der Verletzung keine einfache Situation für ihn, wieder zurückzukommen – aber er ist stark genug, auch mental, um seine Leistung abzurufen. Deshalb bin ich überzeugt, dass es jetzt eine Topvoraussetzung für den weiteren Saisonverlauf ist, dass wir zwei starke Torhüter haben.

Vor der Saison haben Sie im Interview mit uns erklärt, dass die Pinguins nicht mehr der Außenseiter sind wie in der Vergangenheit – sondern dass ein gutes Team gehalten und verstärkt wurde. Damit lagen Sie offensichtlich richtig. Ist es jetzt der perfekte Zeitpunkt, dass sich diese Mannschaft belohnt, etwa mit dem erstmaligen Erreichen des Halbfinales oder noch mehr?

Ich glaube schon. Auch letztes Jahr hätten wir es in den Play-offs gegen München schon packen können. Wichtig ist, dass die Mannschaft den festen Glauben daran hat – und den hat sie in dieser Saison, auch aus den Erfahrungen des vergangenen Jahres. Der Standort Bremerhaven ist nun im Eishockey gefestigt und hat jedes Jahr eine starke Mannschaft auf dem Eis. Jetzt kann es immer mal diese eine Saison geben, wo alles passt und wo nicht zu viele Spieler verletzt sind. Vielleicht ist das dieses Jahr so – wir können es aber nicht beeinflussen, ob wieder Spieler länger ausfallen. Das war in den vergangenen Jahren ein Problem. Aber klar ist: Wenn eine Mannschaft so hart arbeitet, dann kommt irgendwann der Moment, an dem sie sich belohnen kann.

Das Gespräch führte Jean-Julien Beer.

Zur Person

Thomas Popiesch (58)

ist seit 2016 Cheftrainer der Fischtown Pinguins und hielt sein Team in dieser Saison oft auf Platz eins. Die Gerüchte, dass er am Saisonende aufhört, kommentiert er weiterhin nicht.

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