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Fischtown-Profi Cody Lampl Die Kultfigur bei den Pinguins

Eishockey-Profi Cody Lampl gilt als eisenharter Arbeiter. Er entwickelte sich bei den Fischtown Pinguins zur Identifikationsfigur. In Bremerhaven sieht der US-Amerikaner seine sportliche Zukunft.
05.01.2016, 00:00 Uhr
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Von Nico Schnurr

Eishockey-Profi Cody Lampl gilt als eisenharter Arbeiter. Er entwickelte sich bei den Fischtown Pinguins zur Identifikationsfigur. In Bremerhaven sieht der US-Amerikaner seine sportliche Zukunft.

Wenn Cody Lampl vom "Coolsten, das mir in meiner Karriere passiert ist", spricht, dann spricht er von ein paar Zentimetern elastischem Gummi. Einem kleinen Spielzeug, genauer gesagt. "Bobbleheads", Wackelköpfe, nennen sie diese karikaturartig überzeichneten Miniatur-Figuren mit überdimensional großem Kopf in Nordamerika. Es gibt sie von den berühmtesten Politikern des Landes, von Popstars oder Kino-Helden. Und seit 2013 auch von Cody Lampl.

Der US-Amerikaner hatte die Toledo Walleyes bereits wieder verlassen, da verschenkte der Klub vor einem seiner Heimspiele 2000 Exemplare der Lampl-Figuren an die Fans. Der Verteidiger war der erste Spieler des Vereins, dem diese "Riesenehre" zuteil wurde. Dabei war in Lampls Fall kaum etwas der sonst so drastischen Überzeichnung nötig. „Ich habe es ihnen vermutlich ziemlich einfach gemacht“, sagt Lampl laut lachend. Der Eishockey-Profi selbst gleicht einer ikonischen Figur. Langer, irgendwo zwischen amerikanischem Holzfäller und stereotypem Berlin-Mitte-Hipster angesiedelter Rauschebart. Der Oberkörper übersät mit bunten Tattoos. Lampl ist ein „Charakterkopf mit Wiedererkennungswert“, sagt Alfred Prey, Manager der Fischtown Pinguins.

Über 50 Kämpfe auf dem Eis

Schon möglich, dass Lampls Äußeres diversen Klischees über Eishockey-Profis entspricht. Auch über sein Aussehen hinaus verkörpert er das idealtypische Bild eines Eishockey-Spielers. Lampl spielt aggressiv, schnell, körperbetont. Die Fans schwärmen von seinem offenen, herzlichen Umgang. „Er verkörpert all das, was sich ein Eishockey-Fan wünscht“, sagt Prey. Überall dort, wo Lampl im Laufe seiner Karriere auftauchte, entwickelte er sich zur Identifikationsfigur. In Toledo nahmen sie das wörtlich und verpassten Lampl ein comichaftes Abbild.

Weit entfernt davon ist Lampl auch bei den Fischtown Pinguins nicht mehr. Er war gerade mal zwei Wochen in Bremerhaven, da rief bereits die gesamte Eisarena wieder und wieder seinen Namen. Im Testspiel gegen Erstligist Iserlohn hatte er gerade seinen ersten Faustkampf im Trikot der Pinguins gewonnen. Keine allzu große Besonderheit für Lampl. Er schätzt, insgesamt bereits weit über 50 Kämpfe auf dem Eis ausgetragen zu haben. Zwar erinnere er sich vor allem noch an die Faustkämpfe, die nicht so glücklich für ihn ausgegangen seien. Manchmal seien Kämpfe im Eishockey aber unvermeidbar und ein wichtiger „Respektfaktor“, sagt Lampl. „Wenn man so körperbetont spielt wie ich, dann muss da auch etwas hinter stehen, dann muss man das unterfüttern. Ansonsten verliert man schnell den Respekt des Gegners.“ Wenn er mal über einen längeren Zeitraum keinen Kampf gehabt habe, erzählt der 29-Jährige, sei das für ihn auch gleichzeitig ein schlechtes Zeichen. Ein Signal, dass er nicht physisch genug gespielt habe.

"Absoluter Arbeiter"

Das aber ist Lampls Maxime und Anspruch an sich selbst. „Ich will in jedem Spiel der Härteste auf dem Eis sein“, sagt er. Sein Aufgabenfeld bei den Pinguins steckt er damit gleich mal relativ präzise ab. „Ich musste mich hier nie verstellen“, sagt Lampl. In einer so gut funktionierenden Mannschaft wie dem Tabellenführer der DEL2 seien die Rollen der Spieler sehr klar verteilt. Seinen Einstieg bei seiner ersten Station außerhalb von Nordamerika habe das im Sommer erleichtert. „Von Beginn konnte ich in Bremerhaven genau der Typ Spieler sein, der ich bin.“ Und Lampl ist ein „absoluter Arbeiter“, wie Manager Prey sagt. Der Verteidiger selbst bezeichnet sich als einen „Blue Collar Player“. Als einen Spieler mit Blaumann, wie die Arbeiter unter den Eishockey-Profis in Nordamerika heißen.

„Er passt perfekt nach Bremerhaven“, sagt Manager Prey. „Spieler wie Cody Lampl wahren die Identität dieses Vereins.“ Die Pinguins leben seit jeher von ihrem glaubhaft nach Außen getragenen Image als Arbeiterverein. Schon immer gehörten eine gewisse Folklore und Romantisierung des Arbeiterethos zum Verein. Das Selbstverständnis des Vereins wurzelt tief im grauen und manchmal auch ganz schön rauen Bremerhaven. „Die Leute, die in die Eisarena kommen, sind in der Regel keine Professoren, sondern ganz einfache Arbeiter“, sagt Prey, „und deswegen erwarten sie ehrliche Arbeit auf dem Eis.“ Ein Spieler wie Lampl erfüllt dieses Versprechen. Er steht für einen Eishockey-Stil, weit weg von schöngeistigem Kurzpass-Spiel, der so wunderbar ins Selbstbild der Stadt zu passen scheint. Und das wirkt. Nach den Bundesliga-Fußballern von Werder sind die Pinguins die Mannschaft mit dem zweithöchsten Zuschauerschnitt im Bundesland Bremen. Die Fanbindung ist groß und die über 4500 Zuschauer fassende Eisarena regelmäßig ausverkauft. „Eishockey ist in Bremerhaven wie eine Religion“, sagt Lampl nach fünf Monaten in der Seestadt. „Anstatt in die Kirche kommen die Leute sonntags zu uns.“

Vertrag für kommende Saison

Das dem so ist, liegt auch an der Transferpolitik der Verantwortlichen und der Verpflichtung von Spielern wie Cody Lampl. „Bei ihm schwingt immer ein kleines bisschen Wahnsinn mit“, sagt Prey und beginnt von Lampl zu erzählen. Er erzählt von seinen Tattoos und der lauten Punk-Musik, die aus den Boxen seines Autos dröhne, wenn Lampl auf dem Parkplatz der Eisarena vorfahre. Von Lampls Engagement im Verein. Der Jugendmannschaft, die er trainiere, ohne das die Spieler sein Englisch verstünden. Oder von Lampls kurioser Idee, die Musiker von Bad Religion bei ihrem Tourstopp in Hamburg mit Pinguins-Trikots auszustatten. Preys Ausführungen machen deutlich, dass Lampl für die Pinguins inzwischen mehr ist als nur ein Spieler. Er hat sich auch zu einer Art Markenbotschafter entwickelt. Und das soll er bleiben. Einen Vertrag für die kommende Spielzeit hat er bereits unterzeichnet und nach Informationen des WESER-KURIER laufen schon die Gespräche über eine Zusammenarbeit weit darüber hinaus. „Ich hoffe, ich kann hier den Rest meiner Karriere verbringen“, sagt Lampl. Seit Kurzem besitzt er sogar einen deutschen Pass. Seine deutschen Großeltern wanderten einst nach Amerika aus.

Lampl will nun dort bleiben, wo die Reise seiner Familie begann: in Bremerhaven. Auf seine ganz eigene Art hat er sich bereits darauf eingestellt. In bunten Bildern zieren Teile des Stadtbildes aus jeder Station seiner bisherigen Karriere seinen Oberkörper. Bremerhaven soll bald folgen. Einen Termin bei einem Bremer Tattoostudio hat er schon. Noch rätselt er über das perfekte Motiv. „Es muss nichts Kleines werden, das in der Menge von Tattoos untergeht und es muss auch nicht sofort vollständig sein“, sagt Cody Lampl, „ich werde ja noch eine ganze Weile hier bleiben.“

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