Die deutschen Eishockey-Verbände haben auf den schrecklichen Unfalltod von Adam Johnson reagiert und werden für erwachsene Spieler zeitnah das Tragen eines Halsschutzes vorschreiben. Der 29-jährige letztjährige Profi der Augsburger Panther war am 28. Oktober in England an den Folgen eines Kufenschnitts am Hals nach dem Spiel seiner Nottingham Panthers bei den Sheffield Steelers gestorben. Für Nachwuchsspieler bis hoch zur U20 ist das Tragen des Halsschutzes bereits seit Jahren in Deutschland Pflicht.
"Dieser Schutz ist eine Notwendigkeit", sagt Alfred Prey. Der Teammanager der Fischtown Pinguins, die nach einer fantastischen Erfolgsserie derzeit Platz zwei in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) belegen, war vor mehr als 20 Jahren in Straubing Zeuge eines ähnlich schlimmen Unfalls gewesen. 2002 wurde dem kanadischen Profi Jeremy Stasiuk dabei durch eine Schlittschuhkufe ein Auge zerschnitten.
"Man muss alles tun, um Eventualitäten so weit wie möglich auszuschließen", sagt Alfred Prey. Allerdings seien, so der 69-Jährige, Unfälle wie bei Johnson oder Stasiuk sehr selten. Der Manager kann sich an keinen weiteren derartigen Unfall erinnern. Nach Johnsons Tod sei der Halsschutz jetzt gerade ein großes Thema. Obwohl es ihn seit Langem gibt, brauchten offensichtlich auch die Eishockeys-Verbände erst diesen traurigen Anlass, um schnell zu reagieren.
Am Montag beschlossen die 14 Sportchefs der DEL in ihrer Sitzung, dass das Tragen eines schnittfesten Halsschutzes ab 1. Januar 2024 in der DEL verpflichtend ist. Das Regelwerk der DEL wird entsprechend angepasst – mit der Folge, dass Spieler, die keinen Schutz tragen, dann wegen unkorrekter Ausrüstung während des Spiels bestraft werden, zunächst mit einer Verwarnung, im Wiederholungsfall mit einer zehnminütigen Disziplinarstrafe. Auch in der zweiten Liga, der DEL2, wird laut Aussage des Liga-Geschäftsführers Rene Rudorisch der Halsschutz eingeführt. "Die Empfehlung, den Schutz zu tragen, galt schon in der vergangenen Woche", sagt er. Allerdings stehe in der DEL2 der Einführungstermin noch nicht fest, weil nicht klar sei, ob überhaupt genügend Schutzkleidung zu bekommen sei.
Auch der Niedersächsische Eissport-Verband, der unter anderem für die Regionalliga Nord mit den Weserstars Bremen zuständig ist, hat bereits reagiert, sagt der Weserstars-Vorsitzende Alan Cemore. Am 1. November habe er die Mail bekommen, in der die Pflicht zum Tragen eines Halsschutzes ab 1. Dezember angekündigt wurde. Es sei nun eine "rein logistische Frage", ob die Ausrüstung bis zu dem Zeitpunkt zu bekommen ist – auch für die anderen Weserstars-Teams.
"Die Schutzkleidung ist die persönliche Sache der Spieler", sagt Cemore, "wir sind im Amateurbereich." Bei den Fischtown Pinguins sieht das anders aus. Schon lange gebe es im Verein schützende Halskrausen. Der Nachwuchs trage sie wie vorgeschrieben, aber die Profis fänden sie störend. Der DEL-Klub habe sich entschlossen, schnittfeste Hemden zu bestellen, die laut Alfred Prey ähnlich seien wie Rollkragenpullover. Alan Cemore betont, dass "wir die Regeln respektieren und sie entsprechend umsetzen möchten". Dabei hofft er, dass die Umsetzung nicht an logistischen Problemen scheitert.