Am Mittwoch gehen die Tickets in den regulären Verkauf. Bereits seit Montag können die rund 50.000 Mitglieder des "Fan Club Nationalmannschaft" zuschlagen. Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft kommt nach Bremen, sie wird am 12. Juni im Weserstadion gegen die Ukraine spielen. Besonderer Gegner, besonderes Jubiläum, besonderer Ort: Es wird zwar "nur" ein Freundschaftsspiel sein. Aber es wird das tausendste Länderspiel der DFB-Auswahl sein – und das erste nach einer ausgiebigen Eiszeit zwischen der DFB-Spitze und Bremens Innensenator Ulrich Mäurer.
Mäurer hatte sich den hohen Herren des Milliardenspiels entgegengestellt und der Deutschen Fußball-Liga (DFL) Rechnungen geschickt für zusätzlich anfallende Polizeikosten bei Bundesliga-Spielen. Der sogenannte Polizeikosten-Streit entbrannte und erzürnte die Hüter des großen Fußballs. Der Streit gärt immer noch, auch wenn Bremen seit dem vorläufig letzten Gerichtsurteil sozusagen gerade vorn liegt. Der Nachteil, der Bremen aus dem Streit entstanden war: Der große Fußball machte einen großen Bogen um den Ort, wo die Weser einen großen Bogen macht. Seit dem Februar 2012, als die damals noch von Joachim Löw betreute Elf mit 1:2 gegen Frankreich verlor, vergab der DFB kein einziges Länderspiel mehr in die traditionsreiche Arena an der Weser. Eine für 2014 geplante Begegnung gegen Gibraltar wurde wieder abgesagt. „Mit der Vergabe des 1000. Länderspiels an Bremen hat der DFB seine bisherige Haltung korrigiert. Das ist erfreulich." So ließ sich Ulrich Mäurer am Montag in einer Pressemitteilung zitieren.
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Das war, wenn man so will, das wohl stacheligste Zitat, das am Montag veröffentlicht wurde. Das musste wohl auch so sein. Mäurer hatte einst neben großer Zustimmung aus der Steuern zahlenden Bevölkerung auch eine ordentliche Portion Empörung abbekommen aus allen möglichen Ecken, nicht nur des bezahlten Fußballs. Im vergangenen Herbst führten nun der Bremer Senator und sein SPD-Parteifreund Bernd Neuendorf, der mittlerweile als Präsident den DFB anführt, nun ja: so etwas wie Friedensgespräche. Wenig später kursierten die ersten Gerüchte über eine Annäherung zwischen Verband und Hansestadt, über ein Länderspiel im Juni in Bremen.
Das Aufeinandertreffen mit der Ukraine soll einerseits eine symbolische Kraft entfalten. "Wir möchten es nutzen, um ein klares Zeichen für Frieden und Völkerverständigung und gegen Krieg und Zerstörung zu setzen“, sagte Bernd Neuendorf laut einer Mitteilung des DFB. Rein sportlich gesehen, bildet es den Auftakt zu einer Dreierreihe von Testspielen im Juni. Am 16. Juni trifft die Mannschaft von Bundestrainer Hansi Flick in Warschau auf Polen, drei Tage später in Gelsenkirchen auf Kolumbien. Als Gastgeber der EM bestreitet Deutschland bis zum Sommer 2024 keine Qualifikationsspiele. Was sich sehr angenehm anfühlt, bedeutet gleichzeitig Wegfall echter Stresstests.
Mäurers triumphierendes Zitat wurde am Montag ergänzt durch eine Vielzahl von Statements, die den wettermäßig trüben Montag als wirklich sehr guten Tag für Bremen erstrahlen ließen. "Die Vorfreude bei uns als Ausrichter des Länderspiels ist groß. Natürlich laufen bereits die Vorbereitungen", sagte Hans-Jörg Otto, Geschäftsführer der Bremer Weser-Stadion GmbH. „Ich bin sehr froh, dass es uns im vertrauensvollen Austausch mit DFB- und DFL-Spitze sowie dem Senat gelungen ist, die Vorbehalte auszuräumen und den Boden dafür zu bereiten, dass wieder Länderspiele am Osterdeich stattfinden können“, sagte Werders Präsident Hubertus Hess-Grunewald.
Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt, die dem Aufsichtsrat der Stadion-GmbH vorsteht, kommentierte: "Es ist gut und richtig, dass der DFB wieder ein Länderspiel nach Bremen vergibt. Dass es zugleich eines mit großer symbolischer Bedeutung ist, zeigt, dass der DFB sich dieser Historie bewusst ist." Sportsenatorin Anja Stahmann wies freudig darauf hin, dass die ukrainische Mannschaft eine ganze Woche in Bremen sein werde. "Ein sportliches Großereignis vor Ort hat eine unglaublich hohe Bedeutung als Motivationsschub für den Nachwuchs im Sport“, sagte sie. Bremen nehme auf der Landkarte des internationalen Fußballs wieder eine Rolle ein. In der vergangenen Woche habe eine ukrainische Delegation für drei Tage Bremen besucht und dabei unter anderem das Stadion und die Trainingsmöglichkeiten auf Platz 11 inspiziert. „Sie haben sich insbesondere über die ukrainischen Nationalflaggen gefreut, die überall in der Innenstadt als Zeichen der Solidarität mit dem von Russland überfallenen Land wehen“, sagte Stahmann. Die Ukraine, aktuell trainiert von Ruslan Rotan, tritt vier Tage nach der Partie in Bremen zum nächsten EM-Qualifikationsspiel in Nordmazedonien an.
Die Bremer Fans dürfen sich für den 12. Juni noch einmal speziell auf den aktuellen Torschützen vom Dienst im DFB-Dress freuen: Stürmer Niclas Füllkrug. Sollte er gesund sein, wird er mit großer Sicherheit spielen. Und er wird dann auf jeden Fall noch Spieler des SV Werder sein. Das Fußballjahr 2022/23 endet offiziell erst am 30. Juni.