„Wir sind heute anders.“ Das klingt irgendwie doppeldeutig, und genau so ist es auch gemeint. Gesprochen hat den Satz Birger Winkelvoss, der Präsident des FC Oberneuland. Es war am Donnerstagabend, beim zweiten Sponsoren-Abend des Vereins nach 2016. Der FCO ist derzeit ja sowieso in aller Munde, tritt er am Sonntag (15.30 Uhr) doch in der 1. Runde des DFB-Pokals gegen Darmstadt 98 an. Die Aufregung um das Heimduell mit dem Zweitligisten wollten die Verantwortlichen nutzen, um Sponsoren und solche, die es werden könnten, auf den FC Oberneuland einzuschwören.
Deshalb auch dieser Satz. „Wir sind heute anders“ beschreibt dabei aber nicht nur eine strukturelle Entwicklung. Es soll auch die Abkehr vom einstigen Image unterstreichen: Der FCO ist nicht mehr der finanzkräftige Verein, der alles mit Geld regelt und deshalb erfolgreich, aber doch unbeliebt in der Regionalliga antritt. Diese Zeiten, geprägt vom mächtigen Präsidenten Holger Micheli, sind vorbei – spätestens seit der Insolvenz 2013. Heute tritt der FC Oberneuland bescheidener auf. Dort wissen sie: Ein schlechtes Image lässt sich schnell aufbauen. Ehe man es los wird, vergehen dagegen meist einige Jahre.
Deshalb war es auch eine gute Idee, zunächst einmal Kristian Arambasic sprechen zu lassen von dem guten Dutzend aufmerksamer Zuhörer. Der Trainer steht zwar auch nicht gerade für schlichte Bescheidenheit. Er formuliert schließlich regelmäßig ambitionierte Ziele und tritt recht selbstbewusst auf. Aber Arambasic hat auch einen gewissen Erfolg vorzuweisen, bleibt immer sachlich, und er kann Menschen begeistern. Nachdem der FCO-Coach also einen Großteil seines anwesenden Teams vorgestellt hat, geht es erst einmal um sportliche Großtaten: Zweimal belegte die Mannschaft nun den zweiten Platz in der Bremen-Liga – jeweils als fairstes Team der Spielklasse –, vor zwei Jahren gewann sie den Hallen-Cup, in der vergangenen Saison gar den Lotto-Pokal.
„Geht nicht, gibt‘s nicht“, heißt es in einem Video über das aktuelle Team. Es ist eine Botschaft, die Kristian Arambasic auch gern den Sponsoren näher bringen möchte: „Was ich von den Spielern verlange, ist brutal, aber es wird einem nichts geschenkt.“ Der FCO würde deshalb längst auf einem Niveau arbeiten, das deutlich über dem der anderen Bremen-Ligisten liegt. So viel Aufwand betreibt sonst nur noch der Bremer SV, vom FCO-Trainer als „Bayern München der Bremen-Liga bezeichnet“. Soll heißen: Der amtierende Meister verfügt über mehr finanzielle Möglichkeiten.
Oberneuland will in die Regionalliga
Der Aufstieg in die Regionalliga, das erklärte Ziel der Oberneuländer, sei deshalb in jeder Beziehung ein Kraftakt. „Ohne Euch geht es nicht“, sagt Arambasic also in Richtung der Besucher. Tatsächlich zeigt nach der Veranstaltung der ein oder andere ein Interesse am Engagement im Verein. „Vielleicht können wir schon bald unsere Ärmel besetzen“, sagt Uwe Piehl. Er ist Vizepräsident des FCO und meint die Werbung auf dem Trikot-Ärmel der Spieler. Es sei eben „eine Politik der kleinen Schritte“. Mit kleinen Schritten müssen sie allerdings Großes erreichen. Der aktuelle Etat ist zwar doppelt gedeckt. Die Summe von geschätzten 80.000 bis 90 000 Euro kommt allein durch die Sponsorenverträge zustande.
Das DFB-Pokalspiel bringt dem FC Oberneuland sogar rund 130.000 Euro, und so wird nach Abzug aller Kosten mindestens eine Summe im Höhe des laufenden Budgets übrig bleiben. Aber beim FCO wollen sie ja in die Regionalliga aufsteigen. Dort gilt ein Volumen von 250.000 Euro schon als sehr niedrig. „Wir würden unseren Etat mindestens verdoppeln“, sagt Uwe Piehl, „und das kriegen wir auch hin.“ Schließlich sehen die Verträge mit einigen aktuellen Sponsoren eine Anpassung der Zahlen vor – und für neue Geldgeber sorgt der FCO derzeit ja auch gerade.