Die Gewaltvorfälle im Bremer Fußball-Verband (BFV) beschäftigen jetzt auch die Bremer Politik. Nach den Geschehnissen rund ums Spiel der Kreisliga B zwischen Bremen United (ehemals Fums) und der zweiten Mannschaft des Bremer SV hat die CDU-Bürgerschaftsfraktion Bremens Innen- und Sportsenator Ulrich Mäurer gebeten, im Rahmen der an diesem Freitag ab 11 Uhr anstehenden Sitzung der Sportdeputation einen Bericht zum Thema „Gewalttat beim Bremer SV“ abzugeben.
Im Anschluss an die besagte Partie am 1. März war es auf der BSA Hemelingen zu Ausschreitungen gekommen, bei denen mindestens zwei Spieler des Tabellenführers Bremen United von Spielern und Fans des Bremer SV verletzt worden sind. Ein knapp zweiminütiges Video dokumentiert die Tumulte. Es zeigt, wie sich rund 40 Männer in der Mitte des Platzes versammelt haben. Wie gestenreich diskutiert, geschrien und geschubst wird. Und es zeigt, wie die Lage eskaliert. Wie Schläge verteilt werden. Wie ein am Boden liegender Spieler von Bremen United von einem BSVer im Vorbeilaufen an den Kopf getreten wird, während im Hintergrund mehrere Kicker des BSV auf den gegnerischen Torhüter einschlagen.
Für Jens Fröhlich, den Sport-Vorstand des BSV, waren die Vorkommnisse "unfassbar". Was sich dort abgespielt habe, entspreche nicht den Werten dieser Gesellschaft, des Fußballs und auch nicht des Bremer SV, sagte Fröhlich dem WESER-KURIER. Der Bremer SV hatte als erste Reaktion auf diesen Vorfall zwei Spieler und den Co-Trainer suspendiert. Die schriftliche Bestätigung des Vereinsausschlusses soll dann erfolgen, wenn das Sportgericht des Bremer Fußball-Verbandes die Strafen ausgesprochen hat. Der Bremer Fußball-Verband wiederum hatte den nächsten Spieltag komplett abgesagt und ab der D-Jugend bis hoch zur Bremen-Liga ein Spielverbot ausgesprochen. Betroffen waren insgesamt 224 Punktspiele.
Nun also ist dieser Gewaltausbruch auch Thema in der Deputationssitzung. Zur Beantwortung der Fragen hat Sportsenator Mäurer dabei im Vorfeld auch die Polizei, den Bremer Fußball-Verband sowie die beteiligten Vereine mit einbezogen. Die Polizei Bremen führe demnach Ermittlungen gegen zehn tatbeteiligte Personen, heißt es in dem Bericht, der dem WESER-KURIER vorliegt. Ermittelt werde wegen einfacher und gefährlicher Körperverletzung sowie Bedrohung beziehungsweise Nötigung. Die laufenden Ermittlungen stünden dabei laut Mäurer aber noch am Anfang. Er verurteile jegliche Form von Gewaltanwendung, egal ob physisch, psychisch oder verbal, egal ob innerhalb oder außerhalb des Fußballs auf das Schärfste, betonte der Sportsenator: "Dagegen ist konsequent vorzugehen."
Der BFV machte in einer Erklärung zudem noch einmal deutlich, dass der Fußball wie kaum eine andere Sportart einen Querschnitt der gesamten Gesellschaft widerspiegele und Gewalt auf und neben Fußballplätzen ein gegenwärtiges Problem darstelle. "Es ist daher wichtig, Gewalt im Fußball nicht isoliert zu betrachten, sondern vielmehr die Ursachen in den gesamtgesellschaftlichen Strukturen zu identifizieren", heißt es vonseiten des Verbandes. Man setze sich aktiv dafür ein, Maßnahmen zu ergreifen, um diese Erscheinung zu minimieren.
Maßnahmen, zu denen laut Fröhlich beim BSV auch ein Anti-Aggressionstraining gehören könnte. Der BSV plane, zukünftig Deeskalationstrainings für seine Teams anzubieten, heißt es dazu in Mäurers Bericht. Bremen United wiederum werde zukünftig mit zwei Vertretern in der Anti-Gewalt-AG des Bremer Fußball-Verbandes vertreten sein, um gemeinsame Lösungen für den Bremer Amateurfußball zu erarbeiten. Des Weiteren arbeite der Verein zurzeit an einem Präventions- und Sicherheitskonzept für seine Heimspiele. Über die Einführung einer Aufenthaltszone für alle nicht-mannschaftsangehörigen Personen werde dabei ebenso nachgedacht wie über die Möglichkeit der Videoaufzeichnung.