Manche Leute würden Martin Janssen wohl als Stehaufmännchen bezeichnen. Erst kämpfte er über Monate mit gesundheitlichen Problemen, dann folgte die Insolvenz, die dazu führte, dass er Anfang März sein Geschäft an der Borgfelder Heerstraße nur ein halbes Jahr nach der Eröffnung wieder schließen musste. Doch aufzustecken, kam für ihn nicht infrage. Jetzt, so sagt er, sei er wieder happy, es gehe ihm gut. Der Grund: Im Stadskanaal 1 in Lilienthal startet Janssen mit "Antikes & Kurioses" neu durch. Seit einigen Tagen ist der Laden mitten im Ortskern geöffnet, dort wo sich einst Rossmann befand und sich zuletzt ein Brautmoden-Geschäft niedergelassen hatte.
"Back to the roots" – zurück zu den Wurzeln – sagt er zu seinem Schritt. Vor 31 Jahren hat Janssen in Lilienthal mit dem Handel von Antiquitäten und gebrauchten Alltagsgegenständen in Trupe begonnen und mit der Zeit auch so manchen Standortwechsel innerhalb der Gemeinde vollzogen. Die Liste ist lang und reicht vom alten Elektro-Jakobs-Haus gleich am Ortseingang hinter der Wümme-Brücke über die frühere Stahlhut-Tankstelle an der Hauptstraße bis zum Gebäude, in dem sich früher das Bekleidungsgeschäft "Der Herr" an der Ecke Hauptstraße/Im Bruch befand.
Janssen hat für den Neuanfang einen Schnitt gemacht: 14 Mitarbeiter zählte seine Firma vor der Insolvenz, jetzt sind es seinen Angaben zufolge noch sechs Leute, die sich um Haushaltsauflösungen, Entrümpelungen, Online-Verkauf und das Ladengeschäft kümmern. Auch beim Laden selbst hat er sich verkleinert. In Borgfeld erstreckte sich das Geschäft auf eine Fläche von gut 800 Quadratmetern über zwei Etagen und hintere Räume, jetzt kommt er auf rund 390 Quadratmeter, auf denen gestöbert werden kann. Und noch etwas läuft im kleineren Maßstab weiter: Der Laden ist nur an drei Tagen die Woche von donnerstags bis sonnabends geöffnet. Janssen selbst will so oft es geht vor Ort sein, doch sollte das mal nicht der Fall sein, schmeißt Christel Krey den Laden, die seit mehr als 20 Jahren für Janssen arbeitet.
Spaß am Kundenkontakt
Ende Juli hat Janssen den Mietvertrag für den neuen Laden unterschrieben und mit seinem Team hergerichtet und eingeräumt: Möbel, Glas, Dekoration, Kunstvolles und Außergewöhnliches kommen da zusammen. Doch so ein Laden befindet sich eben auch im ständigen Wandel: "Eine Sache geht, die andere kommt nach. Übernächste Woche kann es hier schon wieder ganz anders aussehen", sagt der 62-jährige Geschäftsinhaber. Janssen liebt es, mit den Kunden zu sprechen, zu verhandeln oder einfach nur nett zu plaudern. "Das macht mir Spaß. Ich bin ein offener Typ, und die Kunden geben mir viel zurück", sagt er. Nachdem er den Laden in Borgfeld schließen musste, hätten ihn fast täglich Leute gefragt, ob es nicht irgendwie weitergehen könne. "Das zeigt mir, dass ich über all die Jahre nicht so viel falsch gemacht haben kann", sagt Janssen.
80 bis 90 Prozent der Kunden kommen seinen Angaben zufolge nicht aus Lilienthal. Den Standort am Stadskanaal schätzt er, weil die Räume modern sind und durchgängig Platz auf einer Fläche bieten. Janssen findet, dass der Laden insgesamt zur Belebung des Ortskerns beitragen könne. Nicht mehr ganz so einfach wie in früheren Jahren sei der Handel mit antiken Möbeln – das Internet gebe den Preis vor und der betrage in vielen Fällen nur noch einen Bruchteil von dem, was vor 30 Jahren noch verlangt worden sei. Doch Janssen sei zuversichtlich, dass er mit dem, was er anbiete, unterm Strich wirtschaftlich klar komme. Das Insolvenzgericht habe ihm erlaubt, weiter ein Ladengeschäft zu betreiben, aber zur Bedingung gemacht, dass er keine neuen Schulden damit machen dürfe.
Janssen hatte Ende 2024 selbst das Insolvenzgericht eingeschaltet, nachdem es unter anderem Ärger mit dem Finanzamt gegeben hatte. Letztlich sei entschieden worden, dass der Laden in Borgfeld abgewickelt werden müsse, auch wenn das Geschäft zuletzt vielversprechend gelaufen sei. Auch die Idee, den Laden dadurch zu retten, dass er sich mit einem Kooperationspartner die Fläche teilt, habe sich letztlich zerschlagen. Janssen sagt, er habe versucht, von den aufgelaufenen Schulden so viel wie möglich abzubezahlen. Froh sei er, dass er jetzt wieder nach vorne blicken könne: "Ich bin ein positiver Mensch und glaube fest daran, dass ich es schaffe", sagt er.