Das Finale: "eine Machtdemonstration". Die Rückfahrt: "bombastisch". Der Empfang im heimischen Klubheim: "überwältigend". Vereinschef Henning Mühl war auch am Montag noch gefangen von den Eindrücken des Wochenendes. Mit 8:3 (5:0) hatte sich die weibliche A-Jugend des Bremer HC im Finale um die deutsche Feldhockey-Meisterschaft in Duisburg gegen den gastgebenden Club Raffelberg durchgesetzt und den begehrten Blauen Wimpel als Trophäe an den Heinrich-Baden-Weg gebracht. Die Mannschaft habe perfektes Hockey gespielt, lobte Henning Mühl den Auftritt des Teams, das im Anschluss auch bei den Feierlichkeiten eine meisterliche Kondition bewies.
Drei Stunden dauerte allein die Heimreise. Drei Stunden, in denen in den beiden Kleinbussen durchgängig gefeiert und gesungen wurde. "Das war schon sehr lustig", sagte BHC-Torfrau Angelina Blietz, die ihrem Team tags zuvor im Halbfinale gegen den Harvestehuder THC mit einer überragenden Leistung im Shoot-out den Einzug ins Endspiel ermöglicht hatte. In Bremen angekommen, ging die Party dann erst richtig los. Unter tosendem Beifall und lauthals singend zog die Mannschaft um A-Nationalspielerin Lena Frerichs ins voll besetzte Klubhaus ein. Gefeiert wurde schließlich bis kurz vor Mitternacht. "Das war einfach unglaublich", sagte die 18-Jährige nach einer Endrunde, "in der alles gepasst hat".
Der Applaus galt indes nicht nur dem Team, das mit Natalie Hoppe die beste Offensivspielerin und mit Frerichs die beste Allrounderin dieses Finalwochenendes gestellt hatte. Der Applaus galt auch dem scheidenden Cheftrainer Martin Schultze, der nun nach 17 Jahren beim BHC als Sportdirektor zum Deutschen Hockey-Bund wechselt. Diese Endrunde in Duisburg war für Schultze der finale Akt. Und dieser Titelgewinn war gewissermaßen der letzte Tusch in einer von Erfolgen gespickten Amtszeit. "Ein größeres Abschiedsgeschenk hätten wir ihm nicht machen können", sagte Lena Frerichs.

Das Objekt der Begierde: Die weibliche Jugend A des BHC mit dem Blauen Wimpel.
Acht deutsche Meisterschaften hat der Klub mit Martin Schultze als Cheftrainer in verschiedenen Altersklassen im Jugendbereich gewonnen. Sowohl in der Halle als auch auf dem Feld ist die Damenmannschaft des Vereins aktuell in der 1. Bundesliga vertreten. Und auch der Unterbau ist derzeit gut aufgestellt: Die weibliche Jugend A ist die Königsklasse im Jugendbereich. Gleich neun Spielerinnen aus der frisch gekürten Meistermannschaft gehören bereits dem Erstligakader an. Überdies bemerkenswert: Das Gros dieser Spielerinnen hat in frühester Jugend beim BHC mit dem Hockeyspielen begonnen – und nie einen anderen Trainer erlebt als eben diesen Martin Schultze.
"Martin hat hier etwas Großes geschaffen", sagte der 2. Vorsitzende Sarat Maitin. "Martin hat im BHC Sportgeschichte geschrieben und blaue Farbtöne ins Klubhaus gebracht", sagte Henning Mühl in seiner Ansprache und erntete dafür ebenso lautstarken Zuspruch wie für seine anerkennenden Worte an das Team. Jede einzelne Spielerin, 17 an der Zahl, wurde namentlich erwähnt und für ihren Einsatz gewürdigt – "das fand ich richtig gut", erklärte Angelina Blietz am Montagmittag. Auch da war die Torhüterin, die im Finale unter anderem einen Siebenmeter partiert hatte, noch im Feiermodus: Bestens gelaunt hatte sich das Team nämlich bei Johanna Mühl zum Frühstück getroffen und sich gemeinsam noch einmal die Aufzeichnung des Endspiels angeschaut. Laut wurde es dabei vor allem bei den Treffern von Lilli Bode, Natalie Hoppe, Lena Bobrink, Johanna Mühl, Lena Frerichs, Gesa Lubienski und der zweimal erfolgreichen Maya Maitin.
Und der Coach? Der saß zu diesem Zeitpunkt im Auto, um in neuer Mission wieder gen Duisburg zu fahren. Nachdem er in den vergangenen sieben, acht Wochen bereits parallel im Einsatz war, tritt Martin Schultze an diesem Dienstag nun offiziell seine neue Stelle beim Hockey-Bund an. Seinen ersten Auftritt hat der 51-Jährige bei einer zweitägigen Klausurtagung der Bundestrainer, ehe er am Donnerstag mit der Damennationalmannschaft für zwei Wochen nach Argentinien fliegt. Das 22-köpfige Aufgebot, dem mit Lena Frerichs und der früheren BHC-Spielerin Emma Davidsmeyer (jetzt Club an der Alster Hamburg) auch zwei Bremerinnen angehören, wird bei dieser Lehrgangsmaßnahme auch vier Länderspiele im Rahmen der Pro League bestreiten.
Der neue Sportdirektor steht also von Beginn an voll unter Strom. Martin Schultze kennt das. Er lebt und liebt das. Die Doppelbelastung der letzten Wochen sei zwar schon ein bisschen an die Substanz gegangen, sagte er. Aber er sagte auch: "Es war ein traumhafter Abschluss mit einem rundum gelungenen Abend." Seinen Schreibtisch hatte er schon vorher geräumt und seine persönlichen Dinge aus dem Büro entfernt. Ein sehr persönliches Utensil verbleibt indes im Klubhaus: ein sogenanntes Dubbeglas, ein typisches rheinland-pfälzisches Trinkgefäß für Weinschorle, das ihm von der Klubführung zum Abschied überreicht wurde.

Ein Trinkgefäß zum Abschied: Trainer Martin Schultze (Mitte) mit den Vereinsvorsitzenden Henning Mühl (links) und Sarat Maitin.
"Das wird hier an der Theke für mich verwahrt", erklärte Schultze. Seine Verabschiedung an diesem Sonntag fiel dabei noch eher klein aus. Ganz bewusst, wie der Vorsitzende Mühl erläuterte. "Dieser Abend gehörte der Mannschaft", sagte Henning Mühl und verriet: "Die große Abschiedsfeier für Martin Schultze wird es im Frühjahr geben." Und bis dahin, so hoffen die Verantwortlichen, hat man dann auch einen Nachfolger präsentiert. Man befinde sich in konkreten Gesprächen, sagte Sarat Maitin.
Für den Bremer HC spielten: Angelina Blietz, Mia Neckritz - Rika Lubienski, Lea Schultze, Charlotte Müller, Lena Frerichs, Gesa Lubienski, Helen Katenkamp, Maya Maitin, Johanna Mühl, Natalie Hoppe, Mia Neckritz, Lina Obermaier, Mina Üzbe, Carlotta Gläbe, Lena Bobrink, Jette Kirsch, Lilli Bode.