Drei Siege, drei Unentschieden, vier Niederlagen – so lautet die Bilanz des Bremer Hockey-Clubs, der die Hallensaison in der 1. Bundesliga Nord der Damen mit zwölf Punkten auf Rang vier beendet und nach Einschätzung von Trainer Florian Keller "etwas Historisches" geleistet hat. Vor vier Jahren war der Klub vom Heinrich-Baden-Weg bei seiner Erstligapremiere mit nur einem mageren Punkt auf der Habenseite noch sang- und klanglos wieder abgestiegen. Diesmal aber war der Klassenerhalt schon nach der Hinrunde in trockenen Tüchern.
"Hätte mir das vor der Saison jemand gesagt, hätte ich das sofort unterschrieben", sagt Keller, der erst seit November beim BHC als Cheftrainer und Sportlicher Leiter tätig ist. Er sei stolz auf die Entwicklung, die sein junges Team genommen habe, das sagt Keller auch. "Man ist uns mit Respekt begegnet, man spürt: Der BHC hat eine neue Qualität." Darauf ausruhen kann und will sich indes niemand beim Bremer HC: "Wir haben große Aufgaben vor der Brust", sagt Florian Keller mit Blick auf die Herausforderungen der kommenden Wochen. Von einer Deutschen Meisterschaft über das Europapokaldebüt des Vereins bis hin zu Länderspielen in Bremen ist alles dabei.
Deutsche Meisterschaft der U18: Florian Keller zeichnet beim BHC auch als Trainer der weiblichen Jugend A verantwortlich, die im vergangenen Herbst noch unter der Regie seines Vorgängers Martin Schultze die Deutsche Meisterschaft auf dem Feld gewonnen hat. Für das Team, das im Großteil schon dem Bundesligakader der Frauen angehört, beginnt jetzt die Hallenrunde quasi erneut. Der Bremer Vertreter spielt an diesem Wochenende zunächst eine Relegation mit zwei Teams aus Niedersachsen. Danach werden auf nordostdeutscher Ebene die Teilnehmer für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft ermittelt, die Ende Februar ausgetragen wird. "Wir sind die beste Mannschaft in Deutschland", sagt Keller mit Blick auf sein Aufgebot, dem unter anderem A-Nationalspielerin Lena Frerichs, U21-Nationalspielerin Gesa Lubienski, U18-Nationalspielerin Natalie Hoppe und DHB-Auswahltorhüterin Angelina Blietz angehören. "Das ist eine verdammt starke Truppe", betont Keller. "Da zählt für uns nur der Titelgewinn."
Klubpremiere im Europapokal: Der Europäische Hockeyverband (EHF) plant eine Neuerung. Erstmals soll in diesem Frühjahr im Bereich der weiblichen U18 ein Landesmeistercup ausgetragen werden – und der Bremer HC wäre als Deutscher Feldmeister 2022 dabei! Vier Nationen sollen an dieser Premiere teilnehmen, stattfinden soll das Event am Osterwochenende vom 6. bis zum 10. April. Der Bremer HC würde dabei im altehrwürdigen Wagener-Stadion in Amstelveen, einem Vorort von Amsterdam, auf die Landesmeister Junior FC Barcelona (Spanien), HC Rotterdam (Niederlande) und Royal Oree Brüssel (Belgien) treffen. "Das ist eine tolle Geschichte und für die Spielerinnen ein absolutes Highlight zum Abschluss ihrer Jugendkarriere", sagt Florian Keller. "Wir wollen unbedingt daran teilnehmen und werden dann auch mit voller Kapelle nach Amsterdam fahren."
Länderspiele am Heinrich-Baden-Weg: Die deutsche A-Nationalmannschaft der Damen gastiert in Oberneuland. Vom 19. bis zum 23. März absolvieren die "Danas" um Bundestrainer Valentin Altenburg in Bremen ein Trainingslager und bestreiten dabei am Heinrich-Baden-Weg auch zwei Länderspiele gegen Belgien. "Wir sind sehr stolz darauf, diesen Lehrgang ausrichten zu dürfen", betont Florian Keller. Ob Trainingseinheiten mit den Nationalspielerinnen oder Einlaufkids beim Länderspiel: Der Verein sei bemüht, ein buntes Rahmenprogramm auf die Beine zu stellen und für eine volle Anlage zu sorgen. Dabei wird es übrigens auch reichlich Lokalkolorit geben: Neben Lena Frerichs gehören mit Emma Davidsmeier und Mali Wichmann (beide Club an der Alster Hamburg) zwei weitere waschechte Bremerinnen dem DHB-Aufgebot an. "Wir freuen uns darauf", sagt Keller.

Cheftrainer Florian Keller steht mit dem Bremer Hockey-Club in den kommenden Wochen vor großen Herausforderungen.
Kaderplanung für die Bundesliga-Rückrunde: Am 14. März startet der BHC die Vorbereitung auf die zweite Saisonhälfte. Personell setzt Florian Keller dabei auf das Gerüst der abgelaufenen Hallenrunde. Ob die starken Winterzugänge Julia Micheel und Thora Schneider indes dabei sind, ist noch unklar, da für die beiden Studentinnen noch keine Spielgenehmigung vorliegt. Klar ist derweil, dass der BHC beim Unternehmen Klassenerhalt auch weiterhin auf seine internationalen Kräfte setzt. Neben der Spanierin Claudia Rodriguez, die als einzige Ausländerin auch die Hallenrunde in Bremen bestritten hat, gehören dann auch deren Landsfrau Ana Calvo und die vier Argentinierinnen Mariquena Granatto, Paloma Cuadrelli, Agostina Lovagnini und Agustina Hasselstrom wieder zum Kader. "Anfang März trudeln sie in Bremen ein", schildert Keller. Verzichten muss der Coach in Zukunft indes auf Torfrau Chantal Bausch, die sich vom Leistungssport zurückzieht.
Play-offs sind das erklärte Ziel: Florian Keller hofft, den Flow aus der Halle mit in die Feldrunde nehmen zu können. Fünf Spiele sind dort ab dem 15. April noch zu absolvieren, allesamt gegen Gegner aus der sechs Teams umfassenden Staffel A. Zehn Punkte hat der BHC in den elf Begegnungen der Hinrunde eingesammelt. Die Bremerinnen stehen damit auf Rang fünf in ihrer Staffel. Am Saisonende würde dies den Gang in die Abstiegsrelegation bedeuten, wo man in Play-down und Play-in zwei Chancen hätte, den Klassenerhalt festzuzurren. Keller ist das aber zu wenig. Er will den BHC auf ein höheres Level heben. Er strebt Platz vier und damit den Einzug in die Play-offs an. "Für das Team wäre es eine tolle Erfahrung, K.o.-Spiele gegen Topmannschaften zu bestreiten."