Planänderung beim Bremer HC: Florian Keller steigt beim Klub am Heinrich-Baden-Weg mit sofortiger Wirkung zum Sportlichen Leiter für den kompletten Hockeybereich auf. Ursprünglich hätte der 41-Jährige mit Beginn des neuen Jahres eine Stelle als Landestrainer im niedersächsischen Hockeyverband antreten und parallel dazu beim BHC als Cheftrainer die erste Damenmannschaft und die weibliche Jugend A trainieren sollen. Dieses Vorhaben ist nun aber vom Tisch. Florian Keller habe in der seit Anfang November laufenden Kennenlernphase positive Stimmung reingebracht und derart überzeugt, dass man sich gefragt habe: Warum arbeitet er nicht voll bei uns? So schildert es Vorstandsmitglied Sarat Maitin.
Also hat man Gespräche geführt beim Bremer HC. Hat Optionen ausgelotet. In einer Dreierrunde mit Maitin, Keller und Vereinsboss Henning Mühl. Aber auch mit dem niedersächsischen Verbandsvorsitzenden Fabian Hoppe, übrigens Vater der BHC-Spielerin Natalie Hoppe. "Wir kennen uns gut", sagt Sarat Maitin. Weil es ohnehin noch Details zu klären gab und Kellers Vertrag mit dem Verband noch nicht unterzeichnet war, sei auch die Reaktion des Verbandes sehr konstruktiv gewesen. Man werde dort eine andere Lösung finden, lautete der Tenor.
Damit war also der Weg frei für Keller und den BHC, künftig in Vollzeit gemeinsame Sache zu machen. Der Klub habe eine strategische Chance gesehen und sie ergriffen, "wir haben ein gutes Gefühl", sagt Sarat Maitin. "Die Aufgabe reizt mich sehr, ich bin sehr glücklich über diese Entwicklung", sagt Florian Keller. Für alle Beteiligten sei das eine gute Geschichte, betont der Olympiasieger von 2008, der seit seinem Dienstantritt quasi jede Minute auf der Anlage verbracht hat. Um den Klub kennenzulernen. Die handelnden Personen. Die Teams. Keller hat sich die Strukturen angeschaut. Und er hat angefangen, sich Notizen zu machen. Er hat aufgeschrieben, wo aus seiner Sicht Handlungsbedarf besteht, wo ein neuer Sportdirektor ansetzen müsste.
Jetzt wird es also Florian Keller selbst sein, der diese Notizen zur Hand nimmt. "Schön, dass es so gekommen ist", sagt er. Schön auch, dass er ab Januar nun eben nicht viel Zeit auf der Autobahn verbringen und zwischen Braunschweig, Hannover und Bremen pendeln muss. Und ja: Damit ist auch klar, dass sich Keller nun eine Wohnung in Bremen suchen kann. "Ich bin dem Verein dafür sehr dankbar", sagt er, "das war der beste Schachzug, den wir machen konnten". Nun wolle er die Dinge anpacken und den Verein voranbringen.
Der Auftrag an den A-Lizenz-Trainer ist dabei klar umrissen: Er soll konzeptionell arbeiten, eine Nachwuchsstrategie entwickeln, die Abteilung im Nachwuchs- und Jugendbereich breiter aufstellen, Talenten eine Plattform zur Entwicklung bieten und den Fokus natürlich auch auf die erste Damen als Leistungsmannschaft legen, erläutert Sarat Maitin. Er sei Feuer und Flamme und wolle den Verein in allen Bereichen noch besser aufstellen, sagt Florian Keller und spricht von einer durchgängigen Spielidee für alle Mannschaften, er nennt es die BHC-Philosophie. "Mir ist dabei auch wichtig, das Augenmerk auf die Kleinen zu richten, denn die sind die Zukunft des Vereins."
Keller ist voller Tatendrang. "Der hat richtig Bock, das spürt man", sagt auch Maitin. Schon an diesem Mittwoch wird es ein erstes Arbeitstreffen mit allen hauptamtlichen Trainern des Vereins geben, "ich will keine Zeit verlieren", sagt Keller. Bevor der neue Sportliche Leiter sich dann Anfang nächster Woche in eine kleine Weihnachtspause verabschiedet, ist er an diesem Wochenende aber auch noch als Cheftrainer gefordert – und zwar doppelt. Am Sonnabend trifft der BHC in der 1. Bundesliga Nord der Damen in eigener Halle auf Spitzenreiter Uhlenhorster HC Hamburg (Anstoß 15 Uhr), tags darauf gastieren die Bremerinnen beim Schlusslicht Polo Club Hamburg (14 Uhr).
Mit zwei Remis und einem Sieg ist der BHC nach drei Spieltagen noch ungeschlagen. "Es werden Rückschläge kommen", sagt Keller mit Blick auf die mit Abstand jüngste Mannschaft der Liga. Aber er sagt auch: "Wir können aus jedem Spiel etwas mitnehmen." Unabhängig vom Ausgang der UHC-Partie am Sonnabend, könnten die Bremerinnen mit einem Sieg bei Polo Hamburg bereits frühzeitig den Klassenerhalt festzurren, "mit acht Punkten steigt man nicht aus der Bundesliga ab", weiß Keller. Er schaue aber nicht nach unten, "wir reden nicht über Abstiegskampf". Der frühere Co-Trainer der Damen-Nationalmannschaft blickt vielmehr nach oben. Man wolle sich in der Tabelle im Vorderfeld positionieren. Man wolle den etablierten Teams die Stirn bieten. "Wir haben das Potenzial, auf dem Niveau mitzuhalten. Wir sind nicht schlechter besetzt als der UHC", betont Keller.