Anfang Januar war es noch die frohe Hoffnung. „Es wäre schön, wenn ich fit und gut vorbereitet in das Jahr gehen kann“, hatte Lennard Kämna über den Start beim neuen Arbeitgeber Bora Hansgrohe gesagt. Fast zwei Monate und drei Rennen später ist aus der Hoffnung Gewissheit geworden. „Weder Lennard noch wir haben geglaubt, dass es gleich so gut zu Beginn des Jahres läuft“, erklärte Bora-Sprecher Ralph Scherzer, nachdem der Bremer Rad-Profi auch bei der Algarve-Rundfahrt mehrere starke Rennen gefahren war. Im Gesamtranking landete der 23-Jährige auf Rang sieben.
Für Jean-Pierre Heyndericks, den Sportlichen Leiter bei Bora Hansgrohe, ein „sehr gutes Ergebnis“. Schon bei der Murcia-Rundfahrt, die Kämna vor zwei Wochen als Dritter im Endklassement beendete, und der Mallorca-Rundfahrt Ende Januar hatte der Bremer richtig gute Auftritte. „Man sieht, dass Lennard in der Vorbereitung gut gearbeitet hat. Seine guten Leistungen zum jetzigen Zeitpunkt haben aber auch uns überrascht“, sagte Scherzer. Man habe bei Bora nicht damit gerechnet, dass Kämna schon zum Einstieg in die Saison so weit sei. „Denn eigentlich war das Training ja auf die Highlights des Jahres ausgelegt.“ Dazu zählt natürlich die Tour de France (27. Juni bis 19. Juli) und womöglich auch das Straßenrennen bei den Olympischen Spielen in Tokio (25. Juli).
Die Algarve-Rundfahrt galt mit ihren vier Etappen und einem Zeitfahren mit einer starken Besetzung als eine erste Standortbestimmung für die Profifahrer. Am Start waren jetzt die amtierenden Welt- und Europameister im Zeitfahren und mit Geraint Thomas sowie Vincenzo Nibali zwei ehemalige Tour-de-France-Sieger. Die positive Erkenntnis für Kämna: In der Endabrechnung ließ er das Quartett hinter sich. Die erste und dritte Etappe waren jeweils Flachetappen, die der 23-Jährige nicht im Vorderfeld beenden konnte. Besser lief es bei den beiden Bergetappen, bei denen Kämna jeweils nur mit wenigen Sekunden Abstand auf den späteren Sieger Remco Evenepoelvor aus Belgien ins Ziel kam.
Beim abschließenden Zeitfahren landete Kämna mit 54 Sekunden Abstand auf Evenpoel auf Rang 14 und beendete die Algarve-Tour auf Platz sieben. Der deutsche Straßenradmeister Maximilian Schachmann, wie Kämna bei Bora Hansgrohe unter Vertrag, landete auf dem zweiten Platz. Für den erst 20 Jahre alten Evenepoel war es bereits der zweite Gesamtsieg in diesem Jahr, nachdem er im Januar schon die Vuelta San Juan in Argentinien gewonnen hatte.
Nur Kurz-Aufenthalt in Bremen
In Bremen wird es für Kämna nur einen Kurz-Aufenthalt geben, mit dem Bora-Team geht es jetzt ins Höhentrainingslager in die Sierra Nevada nach Spanien. Für Leistungssportler ist der Ausflug in das knapp 3400 Meter hohe Gebirge eine absolute Normalität. „Dort wird es einen ersten, sehr intensiven Trainingsblock für die nächsten Aufgaben geben“, sagt Bora-Sprecher Scherzer über die nächsten Tage. Es gehe für die Sportler jetzt darum, in der Höhe die Produktion roter Blutkörperchen zu steigern, um die Kapazität von Sauerstoffaufnahme und Sauerstofftransport deutlich zu erhöhen. „Damit werden die allgemeine Ausdauerleistungsfähigkeit gesteigert und die Regenerationszeiten verbessert“, so Scherzer.
Für März und April stehen in Kämnas Wettkampfkalender zwei wichtige Termine. Zwischen dem 23. und 29. März wird er an der Katalonien-Rundfahrt teilnehmen, vom 6. bis 11. April steht dann die Baskenland-Rundfahrt auf dem Programm.