Nach dreimonatiger Pause geht die Saison für die Fußball-Regionalligisten FC Oberneuland, Werder U23 und SV Atlas Delmenhorst im März weiter. Während der FCO dann in der Abstiegsrunde gegen die Teams aus der Nordgruppe antritt, spielen Atlas und Werder in der Aufstiegsgrunde.
Neue Gesichter in Oberneuland
Wer dieser Tage das Training oder die Testspiele des FC Oberneuland erlebt, wähnt sich in einem neuen Verein. Der Tabellenletzte der Südgruppe hat die lange Winterpause genutzt, sich personell und inhaltlich neu aufzustellen – und schöpft etwas Hoffnung, in den Spielen der Abstiegsrunde den Klassenerhalt schaffen zu können. Nach dem Wechsel des langjährigen Cheftrainers Kristian Arambasic zum Ligakonkurrenten BSV Rehden und der Beförderung des Co-Trainers Daniel Prause herrscht ein neuer Geist beim FCO. Der soll sich auch auf dem Platz zeigen.
Der 31-jährige Prause setzt auf einen lockeren Umgangston mit den Spielern und versprüht Vorfreude: „Es ist reizvoll, dass wir in jedem Spiel ans Limit gehen müssen, um unser Ziel zu erreichen.“ Ein enger Kontakt zu den Spielern sei ihm wichtig, sagt Prause, der einen Master in Sportpsychologie hat und zuvor in den Nachwuchsleistungszentren von Werder Bremen und Holstein Kiel arbeitete. Die Trainingswochen nutzte er, um eine mutigere Spielweise zu etablieren. Die Mannschaft wird Tore brauchen, deshalb wird verstärkt der Abschluss gesucht, ohne gleich Angst vor einem Konter zu haben. Dass Oberneuland trotz einer defensiven Ausrichtung viele Kontertore kassierte, war ebenfalls Teil der winterlichen Analyse.

Das neue Gesicht beim FC Oberneuland: Daniel Prause wurde zum Cheftrainer befördert.
Personell ist Prause nicht die einzige Veränderung. Fünf Spieler haben den Klub verlassen, nur beim wechselwilligen Meshak Nankishi legte Prause sein Veto ein. Fünf neue Spieler kamen, darunter ein alter Bekannter, der zuletzt im Kosovo spielte und nun den Angriff des FCO durch Physis, Tempo und Zug zum Tor belebt: Edison Mazreku. Aus Lotte kam Defensivspieler Florent Berisha, seit Dienstag hat auch der japanische Neuzugang Shuto Kono die Spielgenehmigung. Torhüter Jasin Jashari und Abwehrspieler Abel Maruschke sind ebenfalls neu. Dafür fehlt Leistungsträger Lars Tyca wegen seines Kreuzbandrisses wohl bis Saisonende. Ebenfalls ein Manko: Einen echten Mittelstürmer konnte man nicht unter Vertrag nehmen. Das Team soll sich künftig spielerisch in der gegnerischen Hälfte festsetzen und die Ballverluste im letzten Drittel minimieren. Sieben Testspiele stehen bis zum Start der Abstiegsrunde auf dem Plan, um die neuen Ideen einzustudieren. Acht seiner zwölf Punkte nimmt der FCO dann mit.
Aufbruchstimmung bei Atlas Delmenhorst
Als der SV Atlas Delmenhorst Ende Januar sein erstes Testspiel der Wintervorbereitung gegen Phönix Lübeck (0:3) aus der Nord-Staffel bestritt, ging es am Rande des Platzes um glorreiche Zeiten von Werder Bremen. Es drehte sich um Champions-League-Spiele, als sich zwei unterhielten, die damals dabei waren: Tino Polster und Dominik Schmidt. Polster war Medienchef bei Werder und ist auch dem SV Atlas aus seiner Heimatstadt Delmenhorst eng verbunden. Schmidt spielte einst für die Grün-Weißen und läuft künftig für Atlas auf.
Die große Fußballwelt ist für die Delmenhorster ein bisschen näher gerückt, und die Verpflichtung des 34-jährigen Innenverteidigers verdeutlicht am besten die Aufbruchstimmung, die beim SV Atlas nach dem Erreichen der Aufstiegsrunde und dem damit verbundenen Regionalliga-Klassenerhalt herrscht. „Das ist der bekannteste Transfer, den ich bisher getätigt habe“, jubelte der Sportliche Leiter Bastian Fuhrken. Der bundesligaerfahrene Schmidt kam ablösefrei, nachdem er seinen Vertrag beim Drittligisten MSV Duisburg aufgelöst hatte. Mit Mittelfeldmann Nico Matern von Teutonia Ottensen stieß ein weiterer potenzieller Stammspieler neu dazu. Einziger Abgang war Mohamed Darwish, der zu Shabab Al-Khaleel nach Palästina wechselte.
Die Delmenhorster wollen sogar die Lizenz für die dritte Liga beantragen – trotz der Kosten und eher geringer Aufstiegschancen. Vor allem sind sie aber auf einem guten Weg, ein fester Bestandteil der Regionalliga zu werden. Trotz der Pandemie ist der „SV Atlas Club“, in dem die Sponsoren organisiert sind, nach Vereinsangaben auf Wachstumskurs. Im Umfeld gibt es allerdings noch viel zu tun, das zeigt sich in der Wintervorbereitung deutlich. Mangels Kunstrasen in Delmenhorst müssen die Regionalliga-Kicker dort trainieren, wo gerade ein Platz frei ist. Klubchef Manfred Engelbart spricht von "einem Wanderzirkus, der nicht hinnehmbar ist". Seit Mitte Januar gehört der ehemalige Delmenhorster Oberbürgermeister Axel Jahnz zum erweiterten Atlas-Vorstand. Er soll sich dafür einsetzen, dass ein Kunstrasenplatz und ein Flutlicht am Stadionhauptplatz gebaut werden. Trotz aller Baustellen ist die Vorfreude auf die Aufstiegsrunde groß. Sportchef Fuhrken gab bereits das Ziel aus: "Wir haben den Anspruch, so weit wie möglich oben dran zu sein."
Werders U23 ohne den Toptorjäger
Werders Talentschmiede war eine der Überraschungen der Saison. Obwohl die junge Mannschaft neu formiert wurde, holte das Team von Konrad Fünfstück 42 Punkte in 18 Spielen. „Wir können absolut stolz und zufrieden sein", sagt der Trainer. Ein wichtiger Spieler ist jetzt aber weg: Toptorjäger Justin Njinmah wechselte im Winter zur Drittliga-Mannschaft von Borussia Dortmund. Fünfstück: "Das ist erneut ein Zeichen der guten Ausbildung bei uns, dass es wieder einer gepackt hat, den niemand auf der Liste hatte." Geholt wurde dafür kein gleichwertige Ersatz, sondern wieder ein junger Mann: Philipp Kühn, ein 19-jähriger Stürmer aus dem Nachwuchs von Union Berlin.
Die lange Winterpause war für die professionell arbeitende Werder-Reserve eine Herausforderung. Das letzte Pflichtspiel war im Dezember. "Die Situation in der Liga ist schon skurril", meint Fünfstück, "manche Mannschaften, die in die Aufstiegsrunde gehen, hatten schon zwei Spieltage. Wir sitzen gefühlt noch da und schauen, wie die anderen Fußball spielen." In den ersten Trainingswochen wurde primär im konditionellen Bereich gearbeitet, nach einer einwöchigen Regenerationspause begann nun eine vierwöchige Vorbereitung auf den Pflichtspielstart.
Schon jetzt hat die Mannschaft alle Ziele mehr als erreicht. „Wir werden mit diesem Kader so weiterarbeiten und wollen wieder das Beste daraus machen", sagt Fünfstück. Vergangene Saison beantragte Werder keine Lizenz für die dritte Liga, obwohl die U23 reif für den Aufstieg war. Unklar ist, ob Werder diesmal eine Lizenz beantragt. Björn Schierenbeck, Direktor des Nachwuchsleistungszentrums, erklärt: „Wir sind aktuell in der Abstimmung zu dem Thema. Die dritte Liga würde uns vor einige wirtschaftliche und sportliche Herausforderungen stellen, die es abzuwägen gilt. Zudem haben die letzten Jahre auch gezeigt, dass wir in der Regionalliga unseren Talenten eine gute Ausbildung gewährleisten können. Daher haben wir noch keine finale Entscheidung getroffen.“