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Squasher Sam Todd Der ehrliche Arbeiter

Sam Todd ist erst 18, verkörpert aber schon internationale Klasse. Der aus England kommende Squasher verstärkt den Bundesligsten Bremer SC, sein Motto lautet "fun and work", Spaß haben und arbeiten.
14.03.2022, 15:27 Uhr
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Von Stefan Freye

Sein erster Einsatz für den Bremer Squash-Club beanspruchte die Nerven. „Das ist sehr aufregend“, fand Sam Todd, bevor er zum – letztlich siegreichen – Duell gegen Balazs Farkas von Turnhalle Niederrhein antrat. Im Spiel nahm der 18-jährige Engländer eine erfolgreiche Revanche für die Niederlage im Finale der Odense Open am vorletzten Wochenende. Dieser Sam Todd verkörpert also internationale Klasse, er belegt den 68. Rang der Weltrangliste, was schon ziemlich beeindruckend ist für einen Squasher seines Alters. Wie er in den Kader des BSC kam? „Mein Freund Patrick Rooney hat mir davon erzählt“, sagt Todd.

Er meint den Patrick Rooney, der in den vergangenen Jahren in die Weltspitze aufstieg und dabei immer mal wieder für den Bremer Bundesligisten angetreten war. Mittlerweile auf Platz 31 der Weltrangliste angekommen, findet Rooney gerade zwar keine Zeit mehr für Einsätze im Bremer Trikot. Aber das kann ja wieder kommen. „Hoffentlich spielen wir mal zusammen für den BSC“, sagt Sam Todd. Er ist also der nächste englische Topspieler, der den Rufen von BSC-Präsident Willi Eickworth folgt und für internationalen Glanz in der Woltmershauser Sportwelt sorgt. Dabei betont der Bremer Macher den Hintergrund des Einsatzes. „Vorrangig geht es bei Spielern dieser Qualität um große Turniere und die Weltrangliste, für Sam ist ein Einsatz bei uns ein Teil seiner Freizeit“, so Eickworth. Der Spieler bestätigt das: „Wenn ich frei habe, komme ich auch zukünftig gern nach Bremen.“

Ein ganz normaler Squasher ist dieser Sam Todd allerdings nicht. Er misst schließlich stolze 1,93 Meter und ist damit deutlich größer als das Gros der anderen Topspieler. „Sie sind meistens unter 1,80 Meter und damit wendiger“, sagt Willi Eickworth. Er wünscht dem jungen Engländer auf dem Weg in die absolute Spitze deshalb vor allem, „dass er gesund bleibt“. Denn eines steht angesichts der ungewöhnlichen Körpergröße von Sam Todd fest: Seine Gelenke werden ungleich mehr beansprucht als die seiner Kontrahenten, und er benötigt in der Regel auch mehr Energie – etwa beim Retournieren von Stopp-Bällen. „Je größer man ist, desto tiefer muss man runter“, bestätigt Sam Todd lachend. „Er muss die Gegner so beschäftigen, dass die nicht so präzise spielen können“, erklärt Willi Eickworth die aus seiner Sicht geeignete Taktik von großen Squashern. Sam Todd ergänzt: „In meiner Situation sind Volleys sehr hilfreich.“

In jeden Fall ist eine aktive, bisweilen sogar aggressive Spielweise gefragt. Auf lange Ballwechsel oder gar eine passive Taktik sollten sich Squasher wie Sam Todd aus den genannten Gründen besser nicht einlassen. Sie müssen dominieren, können das angesichts ihrer Reichweite aber auch besonders gut: Wenn derart groß gewachsene Spieler am T, also in der Mitte des Squash-Courts agieren, müssen sich ihre Gegner das Spiel zwangsläufig aufzwingen lassen.

„Sam bringt außerdem eine mentale Stärke mit“, sagt Willi Eickworth. Die Grundlagen für diese Kraft habe der Engländer in seiner Heimat gelegt: Pontefract, eine Kleinstadt nahe Leeds, gilt dank des ortsansässigen Squash Clubs als herausragende Talentschmiede. Der Weltklassespieler James Willstrop, selbst 1,90 Meter groß, ist nur einer von zahlreichen renommierten Trainern. Er führt mittlerweile die Arbeit fort, die einst von seinem nicht minder bekannten Vater Malcolm Willstrop begonnen wurde. In Pontefract bereiten sie junge Spieler wie Sam Todd oder Patrick Rooney auf eine internationale Karriere vor – und dabei geht es offenbar nicht nur um die spielerischen Qualitäten.

„Das Umfeld dort ist ganz anders gestrickt: Es gibt keine Katastrophen, sondern nur Probleme, die du lösen musst“, sagt Willi Eickworth. Die bodenständige Art der Nordengländer würde sich auch in deren sportlichen Auftreten abbilden: „Sie sind geerdet und konzentrieren sich auf ihren Beruf als Profi-Squasher.“ Dabei kommt der Spaß allerdings nicht zu kurz. „Fun and work“, nennt Sam Todd die wesentlichen Inhalte seiner täglichen Trainingseinheiten: „Es ist bei uns nicht nur ernst, aber es geht vor allem um ehrliche Arbeit.“ Für Willi Eickworth ist die konzentrierte, mit viel Erfahrung versehene Ausbildung in Pontefract ein großer Trumpf des Sam Todd: „Er hat das Zeug, ganz nach oben zu kommen.“

Das findet Sam Todd auch. Zu seiner nordenglisch-ehrlichen Art gehört es auch, nicht allzu verklausuliert über seine Wünsche zu sprechen. „Mein Traum ist, einmal die Nummer eins in der Welt zu werden“, sagt der 18-Jährige. Beim BSC hätten sie nichts dagegen, würde Todd auf dem Weg in die Weltspitze noch möglichst lange auch mal in Bremen vorbeischauen.

Zur Sache

Nur ein Zähler für das Bremer Squash-Team

Das vergangene Wochenende bezeichnete Willi Eickwoth trotz des Debüts von Sam Todd als „heftig und mega-anstrengend“. Es begann mit einer 0:4-Niederlage bei Airport Squash Berlin. Sie kam auch deshalb zustande, weil der neu verpflichtete Topspieler Sam Todd seinen Anschlussflug in München verpasst hatte und verspätet in der Hauptstadt eingetroffen war. Also fehlte dem BSC die Nummer eins, und so wurde das Duell des Engländers mit 3:0 für dessen Gegner gewertet. Beim verlorenen 2:2-Unentschieden gegen Turnhalle Niederrhein (der Gegner siegte nach Punkten mit 147:132) lieferten Todd (3:0 gegen Farkas) und Heiko Schwarzer an der Position zwei (3:2 gegen Piedro Schweertmann) zwar richtig tolle Spiele ab. Letztlich gab neben der klaren 0:3-Niederlage von Jan Ole Bleil aber das knappe 2:3 von Felix Göbel gegen Amir Sadik den Ausschlag. Es hätte also ganz anders laufen sollen für den Bremer SC, der angesichts des nur einen Zählers aus den zwei Spielen des Wochenendes auf den vorletzten Platz der 1. Bundesliga Nord zurückfiel.

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