Das Weserstadion sieht jetzt anders aus. Sergej Rebrov kann sich zwar noch an das Spiel erinnern, als er vor 26 Jahren mit der ukrainischen Nationalmannschaft hier angetreten ist. Dass sein Team verloren hat, mit 0:2, das weiß er natürlich auch noch, die Ukraine hat noch nie gegen Deutschland gewonnen. Aber die Arena hatte damals keine Glastürme und keine Photovoltaik-Hülle außen, innen hatte sie noch eine Laufbahn. Hatte Tribünen als Oval, nicht als Rechteck wie heute. "Sie haben hier wohl umgebaut", sagt Rebrov, inzwischen Nationaltrainer seines Landes. Er mag die deutschen Stadien, sagte er am Sonntag auf der Pressekonferenz vor dem 1000. Länderspiel der Deutschen, für das sich der DFB ganz bewusst den Gegner Ukraine ausgesucht hat.
Die Vertreter des von Russlands Krieg geschundenen Landes wissen das zu schätzen, das haben sie auch auf der Pressekonferenz im Weserstadion betont. „In unserem Land, unserem Volk fehlen die Emotionen. Im Krieg schaut jeder auf die Nachrichten, auf das, was passiert – wir auch.“ Fußball, das sei der Sport der Emotionen, das wolle man den Leuten daheim geben, wenn am Montag dieses Spiel angepfiffen wird, das kein Pflicht- und trotzdem ein besonderes Spiel ist (18 Uhr/ZDF). "Wir wollen versuchen, den Leuten etwas Positives zu geben. Es ist hart für die Spieler, aber wir müssen stark sein, weil wir Ukrainer sind“, sagte Kapitän Andrij Jarmolenko.
Und so arbeiten viele Helfer daran, dass diese Fußball-Veranstaltung am Montag mehr hergibt, als nur ein gutes Fußballspiel zu sein. Das Bremer Weserstadion kann darum nicht nur Sergej Rebrov, sondern auch dem heimischen Werder-Fan und Stadiongänger anders vorkommen als gewöhnlich. Der DFB hat die Arena nicht nur mit der Werbung seiner Sponsoren versehen. Das Blau und Gelb der ukrainischen Nation wird nun auch vorübergehend am Osterdeich weithin zu sehen sein, so wie die große ukrainische Flagge, die am Rathausdach steckt. Auch die Tribünen-Choreografie für das große DFB-Jubiläum war am Sonntag schon in Ansätzen zu erkennen.
Guter Fußball ist sowieso das, was die Leute, die Trainer, die Verbandschefs haben wollen. Die DFB-Auswahl, die die Fans in den vergangenen Jahren hinreichend enttäuscht hat, will erreichen, dass sie wieder von mehr Leuten gemocht wird. Die ukrainische Auswahl, die noch bis zum Mittwoch in Bremen bleiben wird, will sich gegen einen vierfachen Weltmeister behaupten. Sie will fit werden für die anstehenden EM-Qualifikationsspiele gegen Nordmazedonien und Malta, da gibt es schlechtere Test-Gegner als Deutschland. Die Gruppe C, in die die Ukraine gelost worden ist, ist, jawohl, eine sehr schwere Gruppe: Vertreten sind die Finalisten der letzten EM, Italien und England.