Blockland. Lange Zeit war das Bremer Blockland vom schnellen Internet abgehängt. Und das wird wohl vorerst auch so bleiben. Das jedenfalls glaubt Ortsamtsleiter Gerd Gartelmann. Der Blocklander Ortsbürgermeister ist sauer. Er fürchtet, dass es in diesem Jahr nichts mehr wird mit dem Breitbandausbau am Deich. Die Lage ist verzwickt.
Grund für die Verzögerung ist weiterhin die unklare Trassenführung für die rund 18.500 Meter Glasfaserleitungen, die in die Deichstraße im Ober- und Niederblockland sowie in Wasserhorst und an der Hemmstraße verlegt werden sollen. Seit über einem Jahr streiten sich Deichverband, Wasserbehörde und Telekom um den Verlauf. Ortsamtsleiter Gartelmann erwägt bei der Wirtschaftsbehörde anzufragen, ob man das Unternehmen nicht wechseln könne. Indes schieben sich die Akteure gegenseitig die Schuld an den Verzögerungen zu.
„Wir haben unsere Hausaufgaben längst gemacht. Im Juli 2020 haben wir der Telekom einen Plan für einen möglichen Trassenverlauf in die Hand gedrückt“, sagt Deichverbandsgeschäftsführer Wilfried Döscher. Die Telekom habe die Unterlagen dann viel zu spät bei der Wasserbehörde eingereicht. Dann wurde der Bauantrag abgelehnt. Jetzt müsse das Unternehmen nacharbeiten.
25 Kilometer für 60 Haushalte
Bislang habe die Telekom ihre neuen Trassenplanungsunterlagen noch nicht eingereicht, bestätigt der Sprecher der Bremer Umwelt- und Verkehrsbehörde Jens Tittmann. „Die Zusammenarbeit läuft sehr zähflüssig“, so der Sprecher. Das Umweltressort habe ein Interesse daran, „schnellstmöglich in der Sache zu bescheiden“. Dem schließt sich der Deichverbandschef an. „Wir sind bereit über einen vorzeitigen Baubeginn zu verhandeln, wenn die Telekom soweit ist.“
Optimistisch hingegen zeigt sich die Sprecherin des Telekommunikationsunternehmens, Stefanie Halle. Es habe Gespräche seit Anfang des Jahres gegeben. „Dabei wurde über die Verlegemethoden im Blockland soweit Einigkeit erzielt. Aktuell überarbeiten wir unsere Planung“, heißt es. Neue Unterlagen würden von einem Planungsbüro erstellt. Wann diese bei der Behörde vorliegen werden, bleibt unklar. Der Zeitplan spielt jedoch eine wesentliche Rolle; aus Deichschutzgründen dürfen Bauarbeiten nur zwischen Mai und Oktober stattfinden. Die Telekomsprecherin bleibt zuversichtlich. Ihr Fazit: „Es geht weiter, ein Baubeginn ist im Mai geplant. Allerdings“, schränkt sie ein „ist das abhängig von der Genehmigungslage.“
Wie berichtet hatte die Deutsche Telekom die Verträge für den Breitbandausbau am Blocklander Deich bereits im vergangenen Jahr unterzeichnet. Im Sommer vergangenen Jahres sollte es dann eigentlich losgehen. Nach den Plänen der Telekom sollte der Ausbau bis Ende September 2021 fertig sein.
„Das ist natürlich sowieso nicht mehr zu halten“, sagt Ortsamtsleiter Gartelmann. Er vermutet, dass die Telekom den aufwendigen Ausbau für lediglich rund 60 Haushalte über eine Strecke von rund 25 Kilometern zu günstig angeboten habe, ohne sich vorher über die Bedingungen am Deich informiert zu haben. Gartelmann glaubt nicht an einen Baubeginn zum 1. Mai. „Das kriegen die nicht hin“, sagt der Blocklander. „Die haben schon so viel Zeit verdödelt.“Drei Jahre Wartezeit für 50 Megabit im Kupferkabel sei ohnehin zu lang im digitalen Zeitalter.
Viel Aufwand für 50 Megabit
Bislang hat die Telekom bei dem Projekt, dass zu 50 Prozent über Bundesmittel und zur anderen Hälfte über Bremer Landesmittel finanziert werden wird, nur eine Geschwindigkeitsabdeckung von 50 Megabit pro Sekunde bis zu den Hausanschlüssen vertraglich zugesagt. Das ist den Blocklandern zu wenig. Sie fordern auf ein Gigabit zu gehen.
Peer Beyersdorff vom Breitbandzentrum Bremen-Niedersachsen kann das verstehen. Die Bundesregierung habe jetzt schon zugesagt, dass bis 2025 alle Haushalte gigabittauglich sein sollen. Das sei mit der Technik, die jetzt im Blockland ausgebaut werde, nicht zu erreichen. Dafür müssten später sämtliche Blocklander Hausanschlüsse von Kupfer- auf Glasfaserleitungen umgerüstet werden.
Der Blocklander Beiratssprecher Jan-Hendrik Schumacher fordert, die Hausanschlüsse gleich zeitgemäß zu erneuern, ohne Kupfer und die Netzgeschwindigkeit auf ein Gigabit zu erhöhen. Das Problem: Dies war zur Zeit der Ausschreibung vor vielen Jahren nicht vorgesehen gewesen. Inzwischen sei es das Ziel der Bundesregierung, mindestens ein Gigabit beim geförderten Breitbandausbau hinzukriegen, berichtete der Breitbandzentrum-Referent bereits vor einem Jahr auf einer Blocklander Beiratssitzung.
Die Krux: Vor drei Jahren hätte es die Möglichkeit gegeben, die Anträge noch einmal zu ändern. Beyersdorff bestätigte, dass es eine kurze Phase gegeben habe, wo der Bund „ein Upgrade“ mitfinanziert hätte. Der Zeitraum sei aber Ende 2018 abgelaufen. Da waren die Blocklander noch mitten in den Verhandlungen.