Mit Einzug des Frühlings kam eine Menge Arbeit auf die Bremer Landwirte zu: Aussäen, pflügen, düngen – vieles muss erledigt werden. Was dabei allerdings nicht erst seit Frühlingsbeginn Einzug erhalten hat, ist die Digitalisierung landwirtschaftlicher Abläufe. „Trecker sind mittlerweile rollende Computer“, berichtet Hilmer Garbade. Von Kindesbeinen an ist der Präsident des Bauernverbands Bremen in der Landwirtschaft aktiv und hat den digitalen Wandel auf Feld und Hof in den letzten Jahrzehnten hautnah miterlebt.
„Maschinen sind bei uns im Stall allgegenwärtig“, erzählt Garbade, der im Jahr 2000 den landwirtschaftlichen Familienbetrieb im Blockland von seinen Eltern übernommen hat. Für seinen Milchviehbetrieb sei der Melkroboter das maßgeblichste Gerät, durch den die Kühe automatisch gemolken und die Milchmengen elektronisch gemessen werden. Der Melkroboter nimmt Garbade einiges an Arbeit ab, allerdings muss er genauestens betreut werden. Unter anderem ist es zunächst Aufgabe des Landwirts, dem Roboter die Position der Zitzen zu zeigen und neue Kühe müssen an den Melkroboter gewöhnt werden.
Eine wichtige Rolle in Zusammenarbeit mit dem Melkroboter spielen damit gekoppelte und vernetzte Computer und Smartphones. Garbade steuert den Melkroboter von seinem Smartphone aus und die bereitgestellten Daten zur Milchkontrolle sowie beispielsweise Futterberechnungen werden am Computer verarbeitet. „Das ist eine praktische Arbeitserleichterung“, stellt der Landwirt fest, der sich noch an frühere Zeiten erinnert, in denen lange Listen noch nicht mit Excel erstellt wurden, sondern mühsam per Hand.
Digitalisierte Maschinen sind auf den Höfen nicht nur bei der Tierhaltung im Stall zu finden. Insbesondere im Ackerbau bietet die digitalisierte Landwirtschaft große Einsparungspotenziale. Dank der GPS-gesteuerten Trecker kann zum Beispiel exakt die richtige Menge Dünger genau gestreut werden, sodass nichts doppelt besprüht und der Acker somit nicht doppelt befahren wird. Von „autonomen Fahren auf dem Acker“ spricht Garbade und verrät in gleichem Atemzug auch das Fachwort für diese präzise digitalisierte Bewirtschaftung des Ackers: „precision farming“.
Nicht jeder Trecker, der auf den Äckern Bremen-Nords unterwegs ist, werde elektronisch gesteuert, schließlich seien die Kosten dafür sehr hoch. „Außerdem lohnen sich die technisch ausgereiften Maschinen am meisten für jemanden mit viel Fläche“, erklärt der Präsident des Bremer Landwirtschaftsverbands. Nichtsdestotrotz bietet das durch Digitalisierung ermöglichte „precision farming“ enorme Vorteile, nicht nur hinsichtlich der Kosteneinsparung, sondern besonders für den Umwelt- und Klimaschutz. Die effektive und hoch produktive Lebensmittelerzeugung unter geringerem Ressourceneinsatz leiste einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz. Die genaue Mess- und Regeltechnik sowie präzise abgemessene Mengen seien beispielsweise für den Pflanzenschutz von hoher Bedeutung. „Je präziser desto besser für die Umwelt“, fasst Garbade zusammen.
Die elektronisch gesteuerten Trecker verbrauchen durch einen effektiveren Einsatz weniger Kraftstoff und im Bereich der Tierhaltung könnten durch einen Futtermischwagen Futtermittelressourcen eingespart werden. Die produktivere Arbeit spare auch für den Landwirt persönlich Arbeitszeit ebenso wie Arbeitskraft. „Früher haben wir alles selber gemacht. Gerade körperlich ist die Arbeit heute einfacher geworden“, erklärt der Bremer Landwirt. Die enormen Digitalisierungsschritte haben die Arbeit in der Landwirtschaft und damit das Berufsbild des Landwirts stark gewandelt. Das beobachtet auch Garabde: „Wir sind immer mehr Techniker." Das Personal müsse neben dem Umgang mit Tieren auch die komplizierte Technik betreuen können. Dies biete aber auch Potenzial, technikaffinen Nachwuchs für den Beruf des Landwirts zu gewinnen.