Borgfeld/Blockland. Es wird noch ungemütlicher. Schuld ist Tief "Zoltan". Drei Tage vor Weihnachten sagt der Deutsche Wetterdienst Sturm- und Orkanböen voraus. Im ganzen Norden drohen Überschwemmungen. Deichhauptmann Wilfried Döscher vom Deichverband am rechten Weserufer geht am Donnerstagnachmittag mit seinem zehnköpfigen Team noch mal den Katastrophenschutz-Plan für die nächsten Tage durch: "Am Freitag erwarten wir Hochwasser-Messwerte bis zu 2,4 Meter über dem mittleren Hochwasser", sagt Döscher. "Das ist vergleichbar mit dem Sturmtief ,Xaver' im Jahr 2013." In der Kommandozentrale des Deichverbandes am Lehester Deich geht es zu wie in einem Bienenstock. "Wir bereiten uns auf eine lange Nacht vor", unterstreicht der ehemalige Deichverbandschef.
Durch die Sturmflut einerseits und das hohe Binnenhochwasser andererseits werden die Überschwemmungsgebiete der Wümme laut Bremer Feuerwehrsprecher Christian Patzelt höchstwahrscheinlich überschwemmt werden. "Das ist ja ein normaler Vorgang", ordnet er die steigenden Pegel ein. Die Bremer Feuerwehr habe seit Donnerstagmittag rund 30 Einsätze aufgrund von Sturmschäden verzeichnet. Dabei waren und sind unter anderem auch die Freiwilligen Feuerwehren Bremen-Lehesterdeich und -Oberneuland im Einsatz. "Zumeist sind es abgestürzte Äste, aber es gibt auch wenige umgestürzte Bäume", berichtet Patzelt weiter.
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In den Flüssen in der Region könnten die Wasserstände am Freitagvormittag voraussichtlich sogar auf mehr als 2,5 Meter über dem mittleren Hochwasser steigen, wie das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) am Donnerstag mitteilte. Von einer schweren Sturmflut spricht man ab einem Wasserstand von 2,5 Meter über dem mittleren Hochwasser. "Alle Deichscharten werden dicht gemacht, unter anderem die Alte Hafenstraße in der Nähe der Fähre", sagt Wilfried Döscher. Die Vorbereitungen laufen. Bis zu zehn Windstärken würden für Bremen und Umgebung vorausgesagt. "Die Wetterküche ist auf See – wir wissen nicht, was hier letztendlich ankommt, aber die Nordsee drückt mit voller Wucht hier rein."
Für Borgfeld und das Blockland sieht Döscher bislang dennoch keine Gefahr voraus. "Das Lesumsperrwerk wird sehr lange geschlossen bleiben." Die Borgfelder Landstraße bleibe in beide Richtungen zwischen Erbrichterweg und Am Großen Moordamm gesperrt.
Freiwillige treffen Vorbereitungen
Die Freiwilligen Feuerwehren im Blockland und in Borgfeld haben bis zum Donnerstagnachmittag noch keine sogenannte Vor-Alarmierung von ihren Berufskollegen aus Bremen erhalten. "Wir sind in Bereitschaft, hoffen jedoch darauf, dass es ruhig bleibt", teilt der Blocklander Wehrführer Harald Kropp mit. Und auch Markus Theuerholz, Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr in Borgfeld, ist am frühen Nachmittag noch ganz entspannt. "Wir werden uns jedoch darauf einrichten, dass es zu einem längeren Einsatz kommt", sagt Theuerholz. Vorbereitet werde für den Notfall ein Löschfahrzeug mit neun Leuten Besatzung. Zusätzlich könnte ein Mannschaftstransportfahrzeug ausrücken: "Mit Pumpen, Schläuchen, Kettensäge und Absperrband", kündigt der Wehrführer an.
Am kräftigsten weht es laut Deutschem Wetterdienst bis zum Freitagmorgen. An Nord- und Ostsee und im Bergland ist mit orkanartigen Böen zu rechnen, an den Küsten zudem mit Sturmfluten. Dabei sind im Bergland Geschwindigkeiten um 150, an den Küsten bis 130, im nordwestlichen Binnenland bis rund 100 und sonst bis etwa 80 Kilometer pro Stunde möglich.
Zum Trost: Selten hat ein Wetterphänomen so sehr für Aufmerksamkeit gesorgt wie im Jahr 2013 das Sturmtief "Xaver". Drei Tage lang – vom 5. bis zum 7. Dezember – hielten starke Orkan-Böen und Sturmfluten die Menschen in Atem. Doch trotz Dünenabbrüchen an den Küsten, Überschwemmungen und dem vierthöchsten Wasserstand, der jemals in Bremen gemessen wurde, waren die angerichteten Schäden durch "Xaver" geringer als zunächst befürchtet, erinnert sich der Borgfelder Hydro-Biologe und ehemalige Deichhauptmann Michael Schirmer.

Wilfried Döscher steht auf dem Lesumsperrwerk.

Der Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Borgfeld, Markus Theuerholz.

Michael Schirmer.