Nicht der mit viel Trara vom JFV Bremen zum Blumenthaler SV gewechselte Torjäger Radin Amadou schrieb die Geschichte des Derbys in der Fußball-Regionalliga Nord der A-Junioren am Sonnabendnachmittag im Burgwall-Stadion. Sondern die BSV-Innenverteidiger Jesco Köhler und Jeremy Spies, die beim 3:1 (3:0)-Erfolg der Platzherren alle drei BSV-Treffer erzielten. Und nicht nur das: Insbesondere in der zweiten Spielhälfte, in der Aufsteiger JFV Bremen bisweilen zeigte, warum er bereits drei Siege in der Tasche hat, hielt das Innenverteidiger-Duo die Abwehr zusammen und verdiente sich auch defensiv die Note 1.
"Die haben 90 Prozent der Zweikämpfe gewonnen", fand auch BSV-Trainer Denis Spitzer die Vorstellung von Jesco Köhler und Jeremy Spies überragend. "Eine 1 mit Sternchen", verteilte Denis Spitzer auch für die kämpferische Leistung seiner Truppe, die nach dem Anschlusstreffer (52.) und der Ampelkarte gegen Fatih Sakinc (57.) unter der Druck geriet, aber nicht den Kopf verlor. Der Freistoßtreffer von Elly Senayah, der links oben einschlug, war herrlich anzusehen und die bis dahin beste Aktion der Gäste. Er unterstützte den Aufwind, den der JFV mit mehr Raum und Ballbesitz gegen den nun verstärkt auf Umschaltaktionen lauernden BSV erhalten hatte. Bitter nötiger Aufwind, denn die ersten 45 Minuten waren aus Sicht des JFV Bremen zum Vergessen gewesen. "Wir hatten nicht eine Torchance", stellte auch der Vorsitzende Klaus Otten in der Halbzeit fest.
Darüber hinaus schenkte der BSV, der kombinationssicher die Breite und Tiefe des Platzes nutzte und quasi alle Passwege des Gegners verschloss, dem JFV Bremen auch noch drei Treffer nach Standardsituationen ein. Dreimal war der Ausgangspunkt ein von Fatih Sakinc getretener Eckball. Das 1:0: Jeremy Spies und Radin Amadou gewannen am langen Pfosten ein Luftduell und über beide Köpfe gelangte der Ball vor die Füße von Jesco Köhler, der ihn unter den Querbalken setzte. Das 2:0: Wieder ein Eckball auf den zweiten Pfosten, den der enorm hochsteigende Jeremy Spies per Aufsetzer unterbrachte. Das 3:0: Diesmal kam der Eckball kurz und der einlaufende Jesco Köhler verwandelte per Kopf. Tore, die kein Zufall waren, sondern das Ergebnis einstudierter Varianten. Tore, bei der die JFV-Abwehr aber auch kein gutes Bild abgab. "Die Standards haben uns natürlich in die Karten gespielt", stellte Denis Spitzer fest, während sein Gegenüber Mete Doener schimpfte: "Wir haben dreimal gepennt und kassieren drei Gegentore."
Damit war die Sache für Mete Doener aber nicht vom Tisch. Nach dem Schlusspfiff nahm er sich seine Mannschaft gehörig und lautstark zur Brust: "Wir ziehen das hier disziplinarisch durch. Wer nicht mehr will, kann gehen, auch wenn wir am Ende nur noch zehn Spieler haben. Hört auf mit der Arroganz." Ein Statement, das sich darauf bezog, dass Einsatzzeiten gefordert werden, die Schuld bei anderen gesucht wird und es viele Besserwisser gebe. Am Ende seiner Rede beschwor Mete Doener den Teamgeist und formulierte seine Erwartungen für das kommende Wochenende: "Wir müssen ein Zeichen setzen und zeigen, dass wir nicht unten drin sein wollen."
Während beim JFV Bremen gegen eine Krise gearbeitet wurde, ließen Spieler, Verantwortliche und Funktionäre das an solchen Tagen übliche Lied durchs Stadion schallen: "Derbysieger, Derbysieger, hey, hey, hey." Denis Spitzer: "Einen Derbysieg muss man leben, feiern und auskosten. Derbysiege schmecken am meisten." In der Kabine entfachte er den Jubel beim obligatorischen Siegerfoto noch einmal neu. Bei aller Zufriedenheit des Moments forderte er aber auch ein Ende von Auf und Ab, von ihm als "Sieg, Niederlage, Sieg, Niederlage, Sieg" beschrieben. Denis Spitzer: "Mit zwei Niederlagen und einem Remis haben wir schon genug Punkte für die ganze Hinrunde abgegeben." Beim VfB Lübeck wird sich am Wochenende zeigen, ob Siege am Stück möglich sind.