Die Zeiten, in denen Radin Amadou seine Trainer anbettelte, im Angriff spielen zu dürfen, sind noch gar nicht so lange her. "Dann hat bei einem U17-Turnier mit Borgfeld ein Stürmer gefehlt und ich durfte ihn ersetzen", erinnert sich der 18-Jährige an die Situation zurück, die seinen Platz auf dem Platz veränderte. Aus dem Innenverteidiger wurde der Angreifer. Ein begehrter Angreifer, wie sich vor ein paar Wochen herausstellte. Denn der junge Mann entschied sich für einen Wechsel vom JFV Bremen zum Blumenthaler SV. Jenem JFV Bremen, den er zuvor im Aufstiegsspiel beim 4:1 gegen den FC Oberneuland mit drei Treffern in die Regionalliga geschossen hatte. Zu jenem Blumenthaler SV, bei dem er für sich auch wegen dessen guter Jugendarbeit und des Bekanntheitsgrades die besseren Perspektiven sieht. Nun, an diesem Sonnabend um 15 Uhr, trifft Radin Amadou im Heimspiel der Fußball-Regionalliga Nord der A-Junioren mit dem Blumenthaler SV auf den JFV Bremen.
Dass dieses Duell kommen würde, war klar. Dass er dort auch auflaufen kann, indes nicht. Denn Radin Amadou, der mit seiner aus Togo stammenden Familie in Walle lebt, hat die ersten drei Saisonspiele verpasst. Da er sich nicht den Richtlinien entsprechend abmeldete, verweigerte der JFV Bremen die Freigabe. Und da es dabei blieb, befand sich Radin Amadou in der Warteschleife. Die er schließlich verließ, weil ihn der Blumenthaler SV zum Vertragsamateur machte und ohne Freigabe des Ex-Vereins auf die Dienste des Torjägers zurückgreifen konnte. Dass er es versäumt habe, eine gültige Abmeldung abzugeben, bezeichnet Radin Amadou als lehrreich. Lehrgeld bezahlte er damit, zunächst zuschauen zu müssen. "Es war schlimm zu sehen, wie die anderen spielen. Ich hatte Schuldgefühle, dass ich ihnen nicht helfen konnte", blickt der 18-jährige Schüler zurück, der Mitte des Monats erstmals in das Regionalliga-Geschehen eingriff und beim 4:1 gegen Hildesheim mit drei Treffern ein glänzendes Debüt hinlegte.
Dass die Bäume für den BSV mit Radin Amadou nicht sofort in den Himmel wachsen, stellte sich schon eine Woche später heraus. Da kehrte der BSV aus Norderstedt mit einer 2:3-Niederlage im Gepäck zurück. Radin Amadou gehörte nicht zu den Torschützen. Zumindest nicht zu den offiziellen. Denn das vermeintliche 3:3 war ihm wegen einer zu harten Zweikampfführung abgepfiffen worden. Dass er in seinem zweiten Heimspiel für den Blumenthaler SV nun aber unbedingt gewinnen und am liebsten auch treffen will, liegt auf der Hand. Schließlich will er auch damit zeigen, dass der Schritt vom JFV Bremen zum Blumenthaler SV der richtige war. Natürlich wisse er um die bisherigen Höhen und Tiefen seiner neuen Mannschaft, die bei der Titelvergabe ein Wörtchen mitreden will, aber Angst habe er vor der Derby-Herausforderung absolut keine. Und auch keine Zweifel, wer den Platz als Sieger verlassen wird: "Ich bin sicher, dass wir das Ding nach Hause bringen."
Auch wenn er als gelernter Innenverteidiger möglicherweise dazu beitragen könnte, dass die BSV-Abwehr (13 Tore in fünf Spielen) stabiler wird, ist klar, was er im Derby liefern will: Tore. Und die Anzahl der Lieferungen darf sich nach seinem Geschmack durchaus noch erhöhen. Denn die Chancenverwertung sieht der 1,93 Meter lange und 90 Kilogramm schwere Radin Amadou als eine seiner Schwächen: "Ich habe immer Tore gemacht, deshalb ist es nicht aufgefallen." Aber: "Wenn ich drei Tore schieße, hätten es manchmal auch fünf oder sechs sein können." Eine Verbesserung würde nur von Kleinigkeiten abhängen, sagt Radin Amadou. Welche denn zum Beispiel? "Entschlossenheit", antwortet der Stürmer. An dieser Entschlossenheit dürfte es ihm gerade gegen sein Ex-Verein am Sonnabend ab 15 Uhr nicht fehlen. Entschlossenheit, die er auch gestern von einer Erkältung geplagt zum Ausdruck brachte: "Ich habe mich so sehr auf das Spiel gefreut. Deswegen lasse ich mich von einer Erkältung nicht aufhalten."