Bremen-Nord. Im Klinikum Bremen-Nord kümmern sich die jüngsten Pflegekräfte um die ältesten Patienten. Denn die Geriatrie-Station 1 wurde für vier Wochen zur Schulstation umfunktioniert. Auf solch einer Schulstation übernehmen Auszubildende sämtliche Pflegeaufgaben, unterstützt werden sie dabei von erfahrenen Pflegekräften und Praxisanleiterinnen. Diese besondere Praxisphase sei fester Bestandteil der Pflegeausbildung in der Gesundheit Nord – mit dem Ziel, einen fließenderen Übergang ins Berufsleben zu ermöglichen.
Es war gerade BZ-Runde im Klinikum Bremen-Nord. So wird im Klinikum Bremen-Nord die Runde genannt, auf der die Blutzucker-Werte der Patientinnen und Patienten jeden Tag überprüft werden. Melanie Kropp klopfte an die Tür des ersten Patientenzimmers. Sie begrüßte die Patientin und erklärte ihr Schritt für Schritt, was sie nun machen werde. Der Blutzuckerwert der Patientin betrugt 207. Mit Stationspflegeleitung Djina Selimovic besprach Melanie Kropp anschließend, wie viele Einheiten Insulin der Patientin verabreicht werden müssen.
Melanie Kropp ist noch keine examinierte Pflegekraft, sie ist Auszubildende zur Gesundheits- und Krankenpflegerin. Die 21-Jährige befindet sich in ihrem letzten Ausbildungsjahr. Bald stehe das Examen an, heißt es. Zusammen mit 14 anderen Azubis aus ihrem Jahrgang war sie seit Ende Januar für insgesamt vier Wochen auf einer echten Krankenhausstation im Einsatz, teilt Pressesprecher Timo Sczuplinkski mit. Die angehenden Gesundheits- und Krankenpfleger managen auf ihrer Schulstation den gesamten Pflegebetrieb. Dabei können sie sich immer mit den bereits examinierten Pflegekräften auf der Station und ihren Praxisanleiterinnen absprechen und beraten.
„Wir haben es uns eher chaotisch vorgestellt und waren erstaunt darüber, wie glatt alles lief“, zieht Melanie Kropp ein erstes Fazit. Für die Azubis seien die ersten Tage sehr aufregend gewesen. Durch die Pandemie hatten sie viel Online-Unterricht und kaum eine Gelegenheit, sich vorher persönlich kennenzulernen. Auf der Schulstation seien sie als Kurs das erste Mal zusammengeführt worden.
Gut und schnell eingespielt
„Trotzdem haben wir uns gut und schnell eingespielt“, blickt Melanie Kropp zurück. Ihren Einsatz in der Geriatrie, wo ältere Patienten zum Beispiel in Folge eines Unfalls oder einer neurologischen Erkrankung versorgt werden und ihnen die Rückkehr in ein selbstständiges Leben ermöglicht werden soll, sehen sie als Besonderheit an. Im Grunde träfen die jüngsten Pflegerinnen und Pfleger hier auf die ältesten Patientinnen und Patienten. Und neben einer fachgerechten Pflege lernten die Azubis – gewissermaßen als positiver Nebeneffekt – auch etwas zum Umgang mit dem Alter; es wachse ein gegenseitiges, generationenübergreifendes Verständnis.
Die BZ-Runde ist nur eine von vielen Aufgaben auf Station, die Melanie Kropp und ihr Kurs hier jeden Tag erledigen. Es müsse viel im Hintergrund geplant werden. Zu einem reibungslosen Ablauf gehöre auch die Aufgabenverteilung. Stets an der Seite der Auszubildenden sei Djina Selimovic. Die 24-Jährige ist Stationspflegeleiterin auf der G1 und selbst noch eine der Jüngsten im Klinikverbund auf dieser Leitungsposition. Sie kann sich noch gut in die Rolle der Auszubildenden hineinversetzen. „Uns liegt sehr viel daran, dass der Kurs hier bei uns auf Station viele wichtige praktische Erfahrungen sammeln und die Geriatrie als interessanten Bereich kennenlernen kann“, sagt Selimovic. Die Schulstation sei ein wichtiges Element für einen möglichst fließenden Übergang ins Berufsleben nach dem Pflegeexamen.
In regelmäßigen Teamtreffen sprechen Azubis, Praxisanleiterinnen und Pflegeteam auf der Schulstation ebenso über die Erfahrungen; über die Dinge, die gut gelaufen sind und über die Aufgaben, die die Auszubildenden noch vor größere Herausforderungen gestellt haben. Beispielsweise der Patient mit Covid-Verdacht, dessen Zimmer nur in Schutzkleidung betreten werden durfte. „Klar ist so eine Schulstation unter Corona-Bedingungen noch einmal besonders herausfordernd. Aber natürlich gehört der Umgang mit Corona ja auch schon längst dazu und ist irgendwie normal geworden“, sagt Melanie Kropp.
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