Zwei Projekte, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und doch geht es bei beiden unterm Strich um ein und dasselbe: um mehr. Mehr regenerative Energie im ersten Fall und mehr Schulplätze im zweiten. Mit welchen Millionenvorhaben sich die Blumenthaler Stadtteilpolitiker auf ihrer September-Sitzung beschäftigt haben und wie sie über Forderungen von Anwohnern und Beiratsfraktionen abstimmten. Die Debatten und Entscheidungen im Überblick.
Windkraft: Zwei Rotoranlagen gibt es in Rekum – und zwei Rotoranlagen wird es auch weiterhin geben. Nur nicht dieselben. Die alten Windräder sollen durch neue ersetzt werden, die noch leistungsfähiger sind. Repowering nennen Projektleiter das. Projektleiter wie Felix Busse zum Beispiel. Der Ingenieur arbeitet für die Energiequelle GmbH, die den Austausch im nördlichsten Ortsteil Bremens plant. Er skizziert den Parteien an diesem Montagabend, wie der Wechsel vonstatten gehen könnte. Und was für Modelle wo hinkommen sollen. Nach seinen Schaubildern werden die neuen Standorte annähernd die alten sein. Jetzt stehen die Anlagen auf einem Acker nahe der niedersächsischen Landesgrenze, später sollen ihre Nachfolger ebenfalls auf diesem Acker stehen, nur etwas weiter nordwestlich.
Busse sagt, dass alle vorgeschriebenen Abstände zu Siedlungen eingehalten werden. Er spricht von 700 Metern zu Wohnhäusern im Innen- sowie 600 Metern zu Häusern im Außenbereich. Und davon, dass die Windräder zwar höher sind als ihre Vorgänger, aber alle Richtlinien zu Schall und Schlagschatten nach wie vor erfüllt werden. Die alten Anlagen kommen auf eine Nabenhöhe von 65 Metern, die neuen von 164. Die bisherigen haben eine Leistung von 1,8 Megawatt die künftigen von sieben. Nach Busses Rechnung werden sich die Energieerträge verzehnfachen. Und nicht nur die Umwelt profitieren, sondern auch der Haushalt Bremens und benachbarter Kommunen. Stadt und Umlandgemeinden bekommen Geld, wenn es zur Stromeinspeisung kommt. Der Projektleiter beziffert die Summe auf 80.000 bis 100.000 Euro, die es jährlich geben könnte. Er geht davon aus, das die neuen Anlagen in zwei Jahren stehen. Der Beirat hat dem Projekt zugestimmt.
Schulneubau: Dass zum geplanten Dillener Quartier in Rönnebeck auch eine Schule gehört, ist schon länger bekannt – neu ist jedoch das Tempo, in dem die Bildungsbehörde die zusätzlichen Unterrichtsplätze schaffen will. Ab dem nächsten Schuljahr sollen sie da sein. Und weil so schnell nicht gebaut werden kann, gibt es diese Plätze zunächst in einem Provisorium. Ein Mobilbau soll her. So sagen es Claudia Neumann und Karsten Thiele. Und auch, was es bedeutet, dass Blumenthal ab 2024 eine Grundschule mehr hat. Die beiden Referenten aus dem Ressort zeigen den Fraktionen erst eine Straßenkarte, dann eine Tabelle mit Straßennamen. Beide spiegeln wider, wie sich der Einzugsbereich der Grundschulen in diesem Teil Blumenthals verändern wird, wenn die Interimslösung kommt.
Anpassungen gibt es überall: bei der Grundschule Rönnebeck, am Pürschweg, der Tami-Oelfken-Schule, der Grundschule an der Wigmodistraße. Neumann und Thiele sprechen von einem Ringtausch. Und davon, dass die Tami-Oelfken-Schule und die Grundschule an der Wigmodistraße entlastet werden müssen. Sie geben Kinder an andere Schulstandorte ab. Die neue Schule im Dillener Quartier nimmt dagegen vor allem Kinder auf, die bisher im Einzugsgebiet der Grundschule Rönnebeck wohnen. Der Neubau wird dreizügig. 66 Schüler sollen in ihm unterrichtet werden. Nach Angaben der Referenten sind die Einzugsbereiche in Absprache mit den Schulleiterinnen und -leitern der Grundschulen festgelegt worden. In Einzelfällen kommt es vor, dass Kinder nicht immer den kürzesten Weg haben. Die Fraktionen befürworten die neue Aufteilung trotzdem. Wie der Mobil- und dann der reguläre Neubau im Dillener Quartier aussehen, soll ihnen im Oktober vorgestellt werden.
Forderungen: Sieben Anträge gibt es, abgestimmt wird aber nur über sechs. Grünenpolitiker Marc Pörtner zieht seine Forderung, die Rodung eines Geländes überprüfen zu lassen, zurück. Es hat sich herausgestellt, dass alles rechtens ist. Der Antrag von Bündnis Deutschland, den Containerplatz an der Straße An der Lehmkuhle mit Kameras zu überwachen, weil er ständig zum Müllplatz wird, findet dagegen keine Mehrheit. Die Fraktionen stimmen stattdessen einer Verlegung der Container an den Fährer Weg zu, wo sie besser eingesehen werden können. Abgelehnt werden auch zwei Vorstöße zur Mühlenstraße, für die Anwohner mal ein Anrainer-Parken, mal ein Halteverbot wollen, weil Autos immer wieder verbotenerweise abgestellt werden. Für die Einhaltung von Regeln sollen nach Ansticht der Parteien andere sorgen. Sie fordern mehr Kontrollen vom Ordnungsdienst und Fahrten von der Feuerwehr, bei denen überprüft wird, ob ihre Fahrzeuge jederzeit durchkommen.
Mit Straßen haben auch drei weitere Anträge von Parteien und Anwohnern zu tun. Etwa mit der Rekumer Straße, an der auf Antrag der CDU jetzt eine Lücke im Fuß- und Radwegenetz geschlossen werden soll. Mit dem Boddener Ring, über den ein Anwohner wissen will, ob die Straße für mehr Verkehr ausgelegt ist, wenn an ihr eine Kita gebaut wird – ohne eine Antwort vom Beirat zu bekommen, der argumentiert, die falsche Adresse dafür zu sein. Und mit zwei Straßen, die noch gefunden werden müssen. Sie sollen nämlich nach Margarete Göhner und Willi Vogel benannt werden. So wie es ein Blumenthaler vorschlägt. Mit dem Unterschied, dass die Parteien nicht so wie der Anwohner mit Wegen an die ermordete Nordbremerin und den Maler aus dem Stadtteil erinnern wollen, sondern lieber gleich mit Straßen.