Ein halbes Jahr lang ist die sogenannte Fliegerhalle für ein Projekt reserviert worden, das es so im Bremer Norden noch nicht gegeben hat: Der frühere Industriebau im Kämmerei-Quartier soll zu einer Schwimmhalle umgebaut werden – und das Geld dafür ausschließlich von Sponsoren kommen. Einen Monat vor Ablauf der Frist ist nun klar, dass die Projektplaner rund zwei Drittel der Millionensumme zusammen haben. Und über das letzte Drittel mit einem Partner verhandelt wird, der ein anderer Geldgeber ist als die übrigen: die Förderbank des Bundes.
Christian Gerken sagt, dass das Vorhaben zwar noch nicht sicher ist, aber beinahe. Der Chef der Schwimmer der Sportgemeinschaft Aumund-Vegesack geht davon aus, dass die Finanzierungsfrage kurz nach den Sommerferien endgültig geklärt sein wird. Ihm zufolge ist die Volksbank dabei, letzte Details zu prüfen, damit der Antrag bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau gestellt werden kann. Er hofft, dass sie bis September die Summe bewilligt bekommen, die ihm und seinen Helfern noch fehlt, um aus der Fliegerhalle eine Schwimmhalle für Vereine machen zu können.
Der Vereinsfunktionär und sein Team brauchen mittlerweile mehr Geld, als sie bisher veranschlagt haben. Aus dem Neun-Millionen-Projekt ist nach den letzten Berechnungen der Architekten ein 9,8-Millionen-Projekt geworden. Gerken sagt, dass der Umbau vor allem deshalb teurer geworden ist, weil die Preise für Baustoffe wegen der Pandemie so angezogen sind. Darum hoffen sie so schnell wie möglich eine Zusage der Förderbank zu bekommen, um noch in diesem Jahr das Material für den Umbau ordern zu können, bevor die Kosten im nächsten noch einmal steigen.
Damit alles zack, zack gehen kann, haben die Architekten der Schwimmbadplaner inzwischen eine Bauvoranfrage bei der Behörde eingereicht – und ihre Juristen die Verträge für die übrigen Nutzer des Gebäudes vorbereitet. Träger der Halle soll die Sportgemeinschaft Aumund-Vegesack werden, die Becken und Bahnen quasi an Kooperationspartner untervermieten will. Zum Beispiel an die Deutsche Rheuma-Liga, Sportmediziner, Krankenkassen. Auch Schulschwimmen hält Gerken für denkbar. Das Gespräch mit dem Bildungsressort steht allerdings noch aus.
Genauso wie das Treffen mit Sponsoren, die bisher noch nicht angesprochen worden sind. Eigentlich wollten der Abteilungsleiter und sein Helferteam potenziellen Geldgebern noch vor den Sommerferien vor Ort zeigen, wie die Schwimmhalle werden soll. Doch wegen steigender Corona-Zahlen haben sie den Termin vorsorglich in den September verschoben – und ein Video produziert, das zumindest einen virtuellen Rundgang durch das neue Schwimmbad möglich macht. Der Kurzfilm soll nächste Woche auf der Internetseite der Projektplaner hochgeladen werden.
Mit ihm wollen sie nicht nur zeigen, was aus der Fliegerhalle werden soll, sondern auch deutlich machen, dass das Vorhaben ein gutes Vorhaben ist – sowohl für Schwimmanfänger als auch für Leistungsschwimmer. Nach Gerkens Rechnung fehlen inzwischen so viele Bäder in Bremen, dass Kinder mindestens ein halbes Jahr auf einen Platz in einem Kursus warten müssen. Und Athleten immer seltener so trainieren können, wie sie sollten, um sich fit zu halten. Das Blumenthaler Bad soll deshalb eine Halle werden, die der Schwimmverband als Wettkampfhalle anerkennt.
Darum haben die Architekten zwei Becken geplant: eines für Nichtschwimmer und eines für Sportler, die sich regional und überregional messen wollen. Das kleine kommt auf eine Fläche von 80, das große auf fast zwölfmal so viele Quadratmeter. Acht 50-Meter-Bahnen soll es haben – und einen Hubboden, der das Bassin bei Bedarf in vier Bereiche mit unterschiedlichem Wasserniveau unterteilen kann. Der Entwurf sieht außer Umkleiden, Seminarräumen und Materiallager auch ein Fitnessstudio und eine Küche vor. Ein Blockheizkraftwerk soll das Bad mit Energie versorgen.
Gerken und seine Helfer hoffen, dass noch in diesem Jahr der Umbau beginnt und im nächsten Sommer abgeschlossen werden kann. Dass das Bad weniger kostet und schneller fertiggestellt werden kann als andere Bäder, erklärt er zum einen mit den Außenwänden, die schon stehen. Und zum anderen mit den Becken, die nicht ins Fundament kommen, sondern aufs Fundament: Statt eine Grube auszuheben, soll quasi der Boden des Bades erhöht werden. Die Projektplaner wollen die Schwimmhalle mit einem Hersteller bauen, der ihnen zufolge zu den größten in Europa zählt – und schon vor Monaten erstmals Maß genommen hat.