In der Schlussphase des Nordderbys der Fußball-Bremen-Liga klappte bei den Blumenthalern alles und bei den Vegesackern nichts mehr. Und deshalb durfte die Burgwallelf am Sonnabend nach sechs Niederlagen in Folge seit 2020 gegen den Nachbarschaftsrivalen über einen 5:2-Heimsieg jubeln. Spielentscheidend war der Platzverweis für SAV-Mittelfeldakteur Lennart Kettner Ende der ersten Halbzeit.
Das Duell der beiden einzigen nordbremischen Vertreter in Bremens Amateurfußball-Oberhaus begann zur Freude der rund 200 Zuschauer mit Tempofußball, bei dem vor allem Vegesacks Rechtsaußen Sebastian Kurkiewicz die Blumenthaler Abwehr beschäftigte und Torwart Pepe Haedke mit einem Freistoß herausforderte (5.). Nur drei Minuten später aber brandete bereits Jubel im Burgwalstadion auf. Nach Vorbereitung von Nuno Porquet hatte Enes Corogli die Gastgeber in Führung gebracht.
Von der sich die Vegesacker allerdings wenig beeindruckt zeigten. Sie verstärkten ihre Offensivbemühungen, ließen den Ball schnell durch die eigenen Reihen wandern und forschten nach der Lücke in der BSV-Abwehr. Die tat sich in der 28. Minute auf. Bashkim Toski bediente den in den freien Raum gestarteten Avni-Serdar Güngör, der dem BSV-Keeper keine Abwehrchance ließ und zum 1:1 traf.
"Rot" kurz vor dem Pausenpfiff
Der Ausgleichstreffer beflügelte die Gäste, bei denen sich insbesondere der spielfreudige und oft gefoulte Abdullah Basdas als Antriebsmotor engagierte, während die Blumenthaler verstärkt auf Konter lauerten. So auch in der 47. Spielminute, als Nuno Porquet den Ball im Mittelfeld eroberte, den ihm Lennart Kettner mit einem Tackling von hinten wegschnappen wollte und den Blumenthaler dabei traf. Schiedsrichter Giulio Horney entschied sich umgehend, Kettner die Rote Karte zu zeigen (45.+2).
Für Blumenthals Trainer Marco Schultz und das nach dem Rücktritt von Markus Werle für die SAV zuständige Interims-Duo Issam El-Madhoun und Miguel Garcia galt es, ihre Teams in der Halbzeitpause wegen des numerischen Ungleichgewichts auf veränderte taktische Marschrouten einzuschwören. Die Umsetzung gelang der SAV zunächst besser, denn nach Vorarbeit von Kurkiewicz tauchte erneut Avni-Serdar Güngör allein vor Pepe Haedke auf und ließ ihm wiederum keine Abwehrchance. Die SAV führte 2:1 (54.). Doch die junge Blumenthaler Mannschaft zeigte sich wenig beeindruckt. Und nach einem Freistoß herrschte so große Verwirrung in der SAV-Abwehr, dass der aufgerückte Defensivmann Hannes Günther zum 2:2 traf.
Die Partie war nun wieder völlig offen, was die Gäste allerdings erneut schnell ändern wollten. Doch die Distanzschüsse von Güngör (75.) und Kurkiewicz (77.) schrammten jeweils knapp an den Torpfosten vorbei ins Aus. Effektiver zeigten sich die Blumenthaler. Einen Konter in der 80. Minute schloss Zinar Tunc zum 3:2 ab (79.). Entschieden war das Derby damit jedoch noch nicht, wie SAV-Goalgetter Güngör zeigen sollte. Allerdings landete sein Torschuss in der 82. Minute am linken Pfosten. Danach folgte der Sturmlauf des Blumenthaler SV in die Fußball-Seligkeit. Mit schnellem Konter- und ansehnlichem Kombinationsspiel hoben die Youngster von Marco Schultz die ausgepumpte SAV-Defensive aus den Angeln. Und der eingewechselte Abdul-Hakim Malek (85.) sowie abermals Enes Corogli (90.+5) sorgten für den 5:2-Kantersieg.
SAV-Interimstrainer Issam El-Madhoun machte für die Schlappe die umstrittene Rote Karte für Kettner sowie individuelle Fehler seiner Mannschaft verantwortlich, die bei allen fünf Gegentreffer gemacht worden seien. Blumenthals Coach Marco Schultz lobte derweil seine Spieler dafür, dass sie insbesondere taktisch alles richtig gemacht und den Gegner auch bei dessen Unterzahl nicht unterschätzt hätten. Schultz mit Blick in die Zukunft: „So können wir weiter machen.“