Die Kompetenzlotsen helfen seit mehr als zehn Jahren junge Menschen im Bremer Norden dabei, einen Arbeits-, Ausbildungs- oder Praktikumsplatz zu finden. Die Mitarbeiter unterstützen die Jugendlichen unter anderem bei der Bewerbung und bereiten sie auf ein mögliches Vorstellungsgespräch vor. Von Anfang an wurde das Angebot der Arbeiterwohlfahrt (Awo) durch den Europäischen Sozialfonds für Deutschland finanziert. Doch diese Förderung läuft Mitte kommenden Jahres aus.
"Unsere Zielgruppe sind junge Menschen von 16 bis 26 Jahren mit multiplen Problemlagen", sagte Michael Brandstädter, Leiter der Kompetenzlotsen, während der jüngsten Sitzung des Vegesacker Beirates. "Wir sind eine niedrigschwellige Anlaufstelle und haben maßgeschneiderte Angebote für die Jugendlichen." Außerdem gebe es Kooperationen mit anderen Trägern in den Quartieren.
Allerdings laufe die Finanzierung dieser Angebote zum 30. Juni 2022 aus. Doch schon jetzt reiche das Geld nicht, um die Beratung kostendeckend anzubieten. "Allein in diesem Jahr zahlen wir als Arbeiterwohlfahrt 8000 Euro aus eigener Tasche", so Brandstädter. Um die Mitarbeiter überhaupt finanzieren zu können, habe der Träger ein weiteres Projekt initiieren müssen. "Diesen Kompromiss sind wir eingegangen, weil wir wissen, dass die Laufzeit am 30. Juni nächsten Jahres endet", sagte er.
Nun gebe es mit "Jugend stärken im Quartier – Brücken in die Eigenständigkeit" ein neues Programm, durch die die Kompetenzlotsen finanziert werden könnten. "Das Problem ist, dass sich dieses Programm mehr um wohnungs- und obdachlose Jugendliche kümmern soll", schilderte er. Hinzu kommt nach seinen Worten, dass sich die Finanzierungsmodalitäten für das Personal nicht ändern würden und dass die Stadt bei diesem Programm anstatt der Hälfte 60 Prozent der Kosten tragen müsse. "Deswegen weiß man jetzt schon, dass mit dem Geld, das im Haushalt eingestellt wurde, die Projekte nicht im bisherigen Umfang fortgeführt werden können", sagte Brandstädter.
Die Arbeiterwohlfahrt wolle die Kompetenzlotsen nicht um jeden Preis fortsetzen. "Es braucht eine Finanzierung, die wenigstens den Fehlbetrag ausgleicht", forderte er. Allerdings seien die zuständigen Stelle hierauf bisher nicht eingegangen. Deshalb verfolgt die Awo nun den Plan, die Berufsberatung ab dem kommenden Jahr über das Landesprogramm „Lokales Kapital für soziale Zwecke" zu finanzieren. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Finanzierung vom 1. Juli 2022 bis zum 31. Dezember 2023 damit gesichert ist", sagte Brandstädter. "In dieser Zeit könnten wir versuchen, für den Haushalt 2024/2025 Mittel für eine mögliche Verstetigung der Kompetenzlotsen zu bekommen."
Weil die Kompetenzlotsen nicht nur in Vegesack, sondern auch in Blumenthal und Burglesum aktiv sind, sprach sich Vegesacks Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt dafür aus, das Thema im Regionalausschuss weiter zu behandeln. "Die anderen beiden Nordbremer Beiräte sollten sich auch mit dem Angebot befassen. Wenn drei Beiräte sich für das Programm aussprechen, hat das eine andere Qualität, als wenn das nur der Vegesacker Beirat tut", meinte Dornstedt.
Das Gremium ist seinem Vorschlag gefolgt. Außerdem haben sich die Stadtteilpolitiker darauf verständigt, die Sozialsenatorin aufzufordern, die Arbeit der Kompetenzlotsen auch in Zukunft zu gewährleisten. Heiko Dornstedt will sich dafür einsetzen, dass der Fortbestand des Angebotes auch in Blumenthal und Burglesum diskutiert wird.