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Kunst im öffentlichen Raum Wenn ein Haus zum Kunstobjekt wird

Manche Wände sind gestrichen, andere sind mit Kunstwerken versehen. Genau danach haben die Bremer Autoren Jens Emigholz und Roland W. Schulze Ausschau gehalten, auch in Vegesack, Blumenthal und Burglesum.
14.09.2021, 15:52 Uhr
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Wenn ein Haus zum Kunstobjekt wird
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Fassaden können so unterschiedlich sein, wie die Gebäude, zu denen sie gehören. Manche Wände sind einfarbig gestrichen, andere sind mit Kunstwerken versehen. Gleiches gilt auch für Bunker. Die Bremer Autoren Jens Emigholz und Roland W. Schulze beschäftigen sich seit einiger Zeit genauer mit diesen Fassadengemälden und bringen im kommenden Jahr ein Buch dazu heraus.

Das Thema beschäftigt insbesondere Jens Emigholz schon seit vielen Jahren. "Ich habe damals die Waller Wand an der Utbremer Straße 27 in Auftrag gegeben", erzählt er. Das Bild entstand in den 1990er-Jahren und zeigte einen Hasen und ein Auto. Mit diesem Projekt im Hinterkopf beschlossen Jens Emigholz und Roland W. Schulze, die bereits zuvor mehrfach zusammengearbeitet haben, sich genauer mit bemalten Wänden in der Hansestadt zu befassen. "Ich habe etliche Fotos gemacht, die wir uns gemeinsam angeschaut haben. Bei der Durchschicht sind wir auch auf mehrere Bunker gestoßen, auf die wir uns letztlich in unserer Arbeit fokussiert haben", sagt Emigholz.

Während es südlich der Lesum rund hundert Bunker gibt, steht nördlich davon kein einziger, sagt Roland W. Schulze. "Bremen liegt auf sandigem Boden, wodurch es nur Hochbunker gibt." Damit die Bauten trotzdem standfest sind, durften sie maximal zwei Etagen unter der Erde und sechs darüber haben. "Das geht in der Stadt leidlich, aber im Norden gar nicht", so Schulze. Deshalb sind in Burglesum, Vegesack und Blumenthal Stollen an den Ufern von Weser und Lesum errichtet worden, die früher als Zivilschutz genutzt wurden. "Diese Funktion hatte der Bunker Valentin nicht. Der wurde als U-Boot-Werft gebaut", ergänzt Emigholz.

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Dennoch befassen sich die Buchautoren auch mit dem Bremer Norden. Dort sind Emigholz und Schulze auf bemalte Häuser und Garagen gestoßen, zum Beispiel in Blumenthal. "Direkt gegenüber des Bahnhofes sind Blumenthaler Motive auf einer Hauswand zu finden", erzählt Emigholz. Ein anderes Werk entdeckte der Eventmanager durch Zufall, als er mit dem Auto in Blumenthal unterwegs war. "Ich bin auf dem Striekenkamp in Richtung A 270 gefahren. In einer Kurve habe ich geradeaus geschaut und ein bemaltes Hochhaus gesehen", erinnert er sich. Also begab er sich auf die Suche und wurde schließlich am Lüssumer Ring 90 fündig.

Das Fassadengemälde dort entstand im Rahmen eines Wettbewerbs. Studenten der Kunstschule Wandsbek reichten damals insgesamt elf verschiedene Entwürfe ein, über die die Lüssumer abstimmen konnten. Die Wahl fiel schließlich auf eine Blumenwiese samt Himmel, die das Wohnhaus seit 2015 ziert. Das Projekt wurde durch das Bund-Länder-Programm "Soziale Stadt" mit 20.000 Euro gefördert. Initiiert wurde der Wettbewerb von der Gewoba, die Eigentümerin des Hauses ist und das Gebäude damit aufwerten wollte.

Dass Fassaden gestaltet werden und nicht bloß weiß sind, ist auch den Autoren wichtig. "Das ist einfach eine Auflockerung", sagt Roland W. Schulze. "Außerdem werden mehr unausgesprochene Emotionen transportiert, als wenn die Fläche nur weiß wäre." Jens Emigholz sieht noch einen weiteren Nutzen. "Kunst im öffentlichen Raum ist Reichtum der Gesellschaft. Wir haben hier in Bremen mit den Fassadengemälden einen unglaublichen Reichtum." Das besondere dabei sei, dass die Kunstwerke für jedermann ohne jegliche Eintrittsgelder zugänglich sind.

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Deshalb sollten die Bürger sich etwa an ihre Beiräte wenden und dort weitere Fassadengemälde fordern, findet Emigholz. "Wenn eine neue Siedlung gebaut wird, könnte Kunst im öffentlichen Raum entstehen, die Spezifika des jeweiligen Stadtteils abbildet", sagt er. Darüber hinaus könnten sich Jens Emigholz und Roland W. Schulze auch ein Engagement von Privatleuten vorstellen, die ihre Häuser bemalen lassen.

Kunst im öffentlichen Raum beschäftigt die Autoren aber nicht nur für ihr Buchprojekt. "Da es bisher keine vollständige Dokumentation aller Fassadengemälde in Bremen gibt, wollen wir eine entsprechende Auflistung erstellen und an die Stadt übergeben", sagt Emigholz. Nicht nur deshalb wollen die beiden Bremer auch in Zukunft recherchieren, wo es in der Stadt bemalte Wände gibt.

Info

Das Buch "Bremens schmucke Wände" (ISBN: 978-3-95651-313-8) erscheint voraussichtlich Ostern 2022 im Kellner Verlag. Dort ist die Publikation bis einschließlich 31. Oktober zum Preis von 25 Eurovorbestellbar. Danach kostet sie 34,90 Euro.

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