„Wie kann man nur so ein blödes Gegentor bekommen?“, ärgerte sich der Trainer des OSC Bremerhaven, Björn Böning, maßlos über das späte Siegtor des Blumenthaler SV von Kilian Lammers. Der 1,98 Meter große Angreifer schraubte sich in der vierten Minute der Nachspielzeit, nach einem gekonnten Freistoß von Malte Tietze, noch einmal in die Höhe und köpfte das nicht mehr für mögliche gehaltene 3:2 in der Fußball-Bremen-Liga.
„Wie stehst du denn in der Luft?“, fragte Blumenthals Altherrenspieler Robert Herdzina den Siegtorschützen bewundernd nach der Partie. Blumenthals Trainer Peter Moussalli hätte sich gerne schon vorher mehr solcher guter Freistöße gewünscht.
„Wir hatten nicht eine gefährliche Standardsituation“, prangerte der gerade aus dem Urlaub zurückgekehrte Coach in der ersten Trinkpause nach knapp einer halben Stunde an. Auch hielt er seine Mannen dazu an, die Kontersituationen gegen einen sehr spielstarken Titelanwärter besser auszuspielen. Nach 40 Minuten hielt Kevin Stegie so gerade eben noch seinen Kopf in einen brandgefährlichen Schuss von Bremerhavens Mehmet Ari. Der Ball hätte vermutlich ansonsten genau in den Giebel gepasst.
Kurz darauf bediente Amadeo Chapru Tate nach einem Konter über die rechte Seite herrlich den am langen Pfosten freistehenden Hannes Günther. Die routinierte Leihgabe aus der zweiten Mannschaft vollstreckte ganz cool zum 1:0 für die Platzherren. „Ich hatte ein wenig darauf spekuliert, dass der Ball durchkommen könnte, weil ich keinen Gegenspieler hatte. Da hat mir auch meine Erfahrung geholfen“, freute sich der 33-Jährige, dessen letztes Spiel für die erste Formation lange zurückliegt. Er habe erst am Abend vor dem Spiel von seinem bevorstehenden Comeback erfahren.
Die Hausherren mussten vor allem auf die Flügelzange des Kontrahenten mit Ali Wazneh und Mechak-Lazolo Nankishi aufpassen. Vor allem Letzterer sorgte im Spiel gegen seinen Ex-Klub für viel Alarm auf der rechten Seite. Sekunden vor der Pause stoppte BSV-Keeper Nico Kuchta den schnellen und dribbelstarken Kicker so erst im Nachfassen. Wenige Sekunden nach dem Wiederanpfiff schickte Hannes Günther Kilian Lammers mit einem schönen Pass in die Tiefe auf die Reise. Lammers überwand OSC-Tormann Yannik Rühmkorf mit einem platzierten Schuss in die lange Ecke zum 2:0.
In der Folgezeit drängten die Gäste auf den Anschluss. Doch die Blumenthaler Akteure verteidigten aufopferungsvoll ihren Kasten. „Wir waren kämpferisch stark gegen einen spielerisch überlegenen Gegner“, stellte Peter Moussalli fest. Dieser lobte in diesem Zusammenhang ausdrücklich seine Co-Trainer Malte Tietze, Rainer Raute und Jannik Brüggemann für das gute Einstellen der BSV-Mannschaft.
Evan Kostylev ballte hiernach die Faust, nachdem er einen Schuss von OSC-Akteur Luan Muhaxheri zur Ecke abgewehrt hatte (50.). Nico Kuchta drehte zudem einen Ball von Marcel Wagner glänzend um den Pfosten (55.). „Wir stehen zu tief“, bemängelte Moussalli in dieser Phase – es half aber alles nichts. Nach einem zu kurz geblockten Vorstoß von Ali Wazneh über links beförderte Jozo Tunjic die Kugel nach knapp einer Stunde zum 1:2 über die Linie.
„Ihr müsst den Ball besser halten“, gab Peter Moussalli seinen Schützlingen in der Trinkpause der zweiten Hälfte mit auf den Weg. Jozo Tunjic hätte kurz darauf beinahe einen Ausflug von Nico Kuchta aus seinem Kasten heraus bestraft. Kuchta lief aber rechtzeitig zurück und verhinderte so das 2:2. Eine Viertelstunde vor dem Ende touchierte Mehmet Ali mit seinem Freistoß aus 18 Metern noch leicht den BSV-Außenpfosten.
Beim 2:2 ließen sich die Blau-Roten ein wenig überrumpeln. Der Gast führte einen Einwurf mit einem zweiten Ball schnell aus. Im Anschluss nutzte Mechak-Lazolo Nankishi seinen Geschwindigkeitsvorteil auf dem rechten Flügel zum Einstand. Zwei Zeigerumdrehungen später zog Eren Kaya auf rechts noch einmal clever einen Freistoß, der zum vielbejubelten 3:2 führte. „Es war eine Teamleistung“, gab sich der zweifache Torschütze Kilian Lammers bescheiden.
