Erst war ein einziges Konzertprogramm im Kämmerei-Quartier geplant, jetzt werden zwei Festivals vorbereitet – und vielleicht kommen noch weitere hinzu. Das Blumenthaler Gelände, das Anfang September von der Musikszene Bremen für Open-Air-Auftritte hergerichtet wird, wollen immer mehr Kulturmacher nutzen. Oder planen es zumindest. Auch die Theaterwerkstatt der Hochschule und der Club 100, ein Zusammenschluss mehrerer Veranstalter, sind interessiert.
André Stuckenbrok ist inzwischen mit beiden im Gespräch. Dass sich das Theater und das Club-Bündnis an ihn gewandt haben, kommt nicht von ungefähr. Stukenbrok ist Chef der Musikszene Bremen. Ihr gehört die Bühne, die Anfang nächsten Monats auf einer Freifläche vor dem früheren Sortiergebäude der Woll-Kämmerei aufgebaut wird – und die nach dem Hellseatic-Festival, das Stuckenbrok organisiert, bis Oktober stehen bleiben wird, damit andere sie nutzen können. So ist es mit dem Land vereinbart worden, das Kulturschaffende in der Pandemie unterstützen will. Es übernimmt einen Großteil der Veranstaltungskosten.
Das Hellseatic-Festival ist ein Metal-Festival und quasi der Auftakt einer Open-Air-Reihe. 14 Bands stehen am 9. und 10. September auf der Bühne zwischen den ehemaligen Industriebauten. Holger Möller hat sie sich angeschaut. Der künstlerische Leiter der Theaterwerkstatt der Hochschule hält die Klinkergebäude als Kulisse für so interessant, dass er sich daran gemacht hat, ein Kontrastprogramm zu der Konzertveranstaltung zu entwickeln. Möller plant Performance-Auftritte von Studenten, die auf dem Festivalgelände an die Zwangsarbeiter erinnert, die in den Produktionsanlagen eingesetzt worden waren.
Möller meint, dass der politische Aspekt bei einer Kulturreihe an einem so geschichtsträchtigen Ort wie dem Kämmerei-Quartier nicht fehlen sollte. Auch Stuckenbrok findet das. Er hält Möllers Idee für eine gute Idee. Auch wenn der künstlerische Leiter der Theaterwerkstatt noch nicht weiß, ob sie sich tatsächlich umsetzen lässt. Um eine Performance einzustudieren, sagt er, bleibt nicht mehr viel Zeit. Außerdem hat Möller noch nicht alle Studenten, die sich an der Theaterwerkstatt beteiligen, bisher erreichen können. Momentan kommt er auf knapp zehn Hochschüler, die mitmachen könnten.
Ein anderes Auftrittsprogramm ist da schon weiter. Musikszene-Chef Stuckenbrok sagt, dass der Club 100 gerade mehrere Veranstaltungen vorbereitet. Und dass die Allianz der Kulturmacher die Bühne und das Festivalgelände nicht nur einmal buchen will. Wie oft und für was, lässt der Festival-Organisator offen. Ihm zufolge will der Club seine Angebote, die er für das Kämmerei-Quartier plant, demnächst selbst vorstellen. Dass der Zusammenschluss diverse Konzerte in Bremen und Bremerhaven in petto hat, kündigt er mittlerweile auf seiner Internetseite unter einer speziellen Rubrik an: Club 100 Open Air.
Während die einen ihr Programm erst noch vorstellen wollen, hat die Blumenthaler Bürgerstiftung ihres in dieser Woche offiziell präsentiert – und es um Details ergänzt, die vorher noch nicht feststanden. "Green Sounds of Blumenthal" heißt das bisher zweite Festival im Stadtteil. Das Grün im Namen soll für die Nachhaltigkeit der Veranstaltung stehen. Der Förderverein hat eine Eventagentur eingeschaltet, die nach eigenen Angaben ökologisch plant. Dass die Bürgerstiftung darauf Wert legt, hat einen guten Grund. Das Programm ist quasi Ersatz für ein anderes Nachhaltigkeitsprogramm: für die abgesagte Mobilitätsmesse E-Day.
Statt Elektroautos gibt es nun Musik. Drei Bands und ein Discjockey werden an zwei Tagen auf der Festivalbühne stehen: Die Gruppe Afterburner aus Osterholz-Scharmbeck und DJ Peer aus Bremen werden am 17. September auftreten – und Soulrender aus dem Landkreis Cuxhaven und Flying Soul Toasters aus Bremen einen Tag später. Die Open-Air-Konzerte beginnen um 19 beziehungsweise um 18 Uhr. Karten werden in Kürze bei Nordwest-Ticket erhältlich sein und ab Mittwoch, 11. August, bei den Blumenthaler Edeka-Märkten. Sie kosten 15 Euro, inklusive 4,50 Euro für Essen und Trinken.
Drei Gastronomen wollen den Besuchern auftischen. Nach den Worten von Annette Kordas kommen sie alle aus dem Stadtteil. Die Sprecherin der Eventagentur sagt, dass auch das zum Nachhaltigkeitskonzept gehört. Genauso wie abwaschbares Geschirr, um so wenig Müll wie möglich anfallen zu lassen. Kordas rechnet mit 500 bis 1000 Besuchern pro Abend. Immer vorausgesetzt, dass die Corona-Auflagen so bleiben, wie sie jetzt sind. Musikszene-Chef Stuckenbrok schließt nicht aus, dass die Bestimmungen für Veranstaltung noch einmal gelockert werden. Nach seiner Rechnung könnten dann bis zu 2000 Menschen aufs Festivalgelände.