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Arbeitsplatz Weser Bereit für den Notfall im Fluss

Die Wasserretter der DLRG leisten an, in und auf der Weser ehrenamtlich Dienst. Sie sorgen für Sicherheit und sind in Notfällen zur Stelle – in Bremen-Nord seit 90 Jahren.
20.06.2021, 18:00 Uhr
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Bereit für den Notfall im Fluss
Von Julia Ladebeck

Bremen-Nord. Das Leben am Fluss hat Menschen immer gereizt. Flüsse fungieren als Landesgrenzen, Wasserwege, Nahrungsquelle, liefern Kühlwasser für Fabriken, locken Wassersportler und Erholungssuchende. Auf 42 Kilometern fließt die Weser von Hemelingen bis Rekum durch das Stadtgebiet Bremens. Vor allem der Charakter von Bremen-Nord ist geprägt durch Schiffbau, Walfang, Fischerei, Kahnschifffahrt und Lotswesen. DIE NORDDEUTSCHE stellt Menschen vor, deren Arbeitsplatz die Weser ist.

Er bezeichnet sich selbst als "Kind von der Weser". Das Flussufer gehört zu seinen Lieblingsorten. "Am liebsten gehe ich mit meiner Frau am U-Boot-Bunker in Farge am Wasser spazieren", sagt Heye Walter. Der langjährige Leiter des DLRG-Bezirks Bremen-Nord kennt die Weser, aber auch ihre Tücken, in- und auswendig. Sie sind immer wieder mal der Grund für Einsätze der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft. Viele sind gut ausgegangen, andere endeten tragisch.

Unzählige Stunden verbringen die Wasserretter der DLRG an, in und auf der Weser – ehrenamtlich und neben ihren eigentlichen Jobs. Heye Walter hatte allerdings auch beruflich immer mal wieder Einsätze am Fluss. Denn auch als Polizist war er beteiligt, wenn es darum ging, am Wasser nach vermissten Personen zu suchen. Das ist vorbei; im vergangenen Jahr ist der 63-Jährige in den Ruhestand gegangen. Als Bezirksleiter der DLRG Bremen-Nord – das Amt hat er seit 2013 inne – widmet er sich jedoch weiterhin der Sicherheit an den Nordbremer Gewässern. Die Weser spielt dabei eine besondere Rolle.

Immer wieder warnt Walter davor, im Fluss schwimmen zu gehen. Er wird nicht müde auf die starke Strömung hinzuweisen und den Sog der Schiffe. Er weiß: Beides wird von Badenden oft unterschätzt. Mit Sorge beobachtet er jeden Sommer die vielen Menschen, die in der Bucht am Bunker Valentin schwimmen gehen – offenbar ohne die Gefahr zu sehen. Einer der Einsätze, die die Wasserretter in der Weser hatten, ist dem Rönnebecker ganz besonders eindrücklich im Gedächtnis geblieben. Er liegt noch nicht lange zurück, ereignete sich im August 2020.

Damals suchten die Wasserretter der DLRG-Bremen-Nord gemeinsam mit Einsatzkräften der Feuerwehr, der Wasserschutzpolizei sowie der DLRG-Ortsgruppen Stedinger Land und Brake nach einem vermissten 26-Jährigen, der beim Baden in Höhe des Hotels „Weserblick“ in Berne untergegangen war. Die Suche blieb erfolglos. Der junge Mann konnte drei Tage später nur noch tot geborgen werden. Dass die Gefahren beim Schwimmen in der Weser unterschätzt werden, ist das eine, weiß Walter. Das andere ist, dass viele Badende sich selbst und ihre Schwimmfähigkeit überschätzen. Auch die Zahl der Menschen, die nicht sicher schwimmen können, habe zugenommen.

Walter sieht eine Ursache darin, dass der Schwimmunterricht irgendwann vernachlässigt wurde. Er selbst habe früh schwimmen gelernt. "Darauf haben meine Eltern großen Wert gelegt, aber auch an den Grundschulen war das damals selbstverständlich. In der Realschule haben dann alle ihren Grund- und Leistungsschein bei der DLRG gemacht", erzählt er. Überhaupt habe die DLRG in seiner Jugend in Bremen-Nord eine große Rolle gespielt. "Besonders in Blumenthal, Rönnebeck und Farge war der Rückhalt in der Bevölkerung groß. Es gab dort damals drei Bürgervereine – alle waren Mitglied in der DLRG."

Die enge Verbindung der Bevölkerung in diesen Ortsteilen zur DLRG hat auch etwas damit zu tun, dass früher viele Menschen an den Sandstränden in Farge, Rönnebeck und an der Bahrsplate badeten, weiß Walter. Direkt neben der Badeanstalt am Rönnebecker Weserufer, stand deshalb auch die erste DLRG-Wache. "Sie wurde Ende der 50er-Jahre gebaut", erzählt Walter. 1961 entstand eine weitere Station auf der Bahrsplate, eine sogenannte "fliegende Wache", die in einem Zelt untergebracht war, befand sich in Farge, "zwischen Kraftwerk und U-Boot-Bunker". 1982 wurde schließlich der Grundstein für die DLRG-Wache an der Straße Am Rabenfeld in Aumund gelegt. Von hier aus starten die Wasserretter heute zu ihren Einsätzen – in der Weser und allen anderen Gewässern in der Umgebung. "Ich bin stolz, dass ich die DLRG seit 50 Jahren begleiten darf", sagt der Bezirksleiter.

Zur Sache

Die Geschichte der DLRG in Bremen-Nord

Die DLRG Bremen-Nord wird in diesem Jahr 90 Jahre alt. Der Leiter des Wassersport-Vereins rief 1931 den "Bezirk Blumenthal der DLRG" ins Leben. Er umfasste den Altkreis Blumenthal und die Stadt Vegesack. Wilhelm Kohlmeyer leitete ihn ab 1932. Aufgabe war schon damals die Ausbildung von Rettungsschwimmern zur Bekämpfung des "nassen Todes", wie es damals hieß. 1935 bis 1945 ruhten die Aktivitäten und wurden erst nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgenommen. Der Begriff Bremen-Nord entstand erst nach 1939, nachdem die bis dahin selbstständige Stadt Vegesack und die preußischen Gemeinden Blumenthal, Lesum, Grohn, Schönebeck, Aumund sowie Farge mit Rekum in die Stadt Bremen eingegliedert wurden. Eine große Weiterentwicklung erfuhr die DLRG Bremen-Nord, als Dr. Karl-Heinrich Männche den Bezirksvorsitz übernahm. Der Mediziner setzte sich ab 1963 vor allem für den Auf- und Ausbau der DLRG-Katastrophenschutzsparte sowie des Taucheinsatzzuges ein. 2003 begleitete er den Aufbau der DLRG-Wache am Sportparksee Grambke. Er verstarb 2006. Der DLRG Bremen-Nord gehören heute rund 850 Mitglieder an. Zu den Aufgaben gehören die Schwimm- und die Rettungsschwimmausbildung, der Verein hat außerdem eine Rettungssportgruppe. Die ehrenamtlichen Helfer übernehmen den Wachdienst am Sportparksee Grambke und engagieren sich in der Wasserrettung: als Rettungsschwimmer, im Taucheinsatzzug und in der Gruppe Strömungsretter.

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