Bremen-Nord. Der Plan für einen Blumenthaler Bildungscampus ist groß – so groß, dass die vorgesehene Zeit, ihn während der Beiratssitzung zu erläutern und zu diskutieren, nicht ausreicht. Aus anderthalb Stunden werden fast zweieinhalb. Das hat auch damit zu tun, dass viele an diesem Montagabend etwas zum Konzept sagen wollen: Vertreter von Behörden ebenso wie Vertreter von Vereinen. Auch sie haben Ideen entwickelt, wie aus dem Gelände der Bremer Woll-Kämmerei mehr werden könnte als ein Industriestandort.
Für Ortsamtsleiter Peter Nowack ist die Sitzung nicht mit anderen Beiratssitzungen zu vergleichen. Er nennt sie historisch. Nowack spricht von einem neuen Ortsteil, der mitten im Stadtteil entstehen soll, von einem Meilenstein, der Blumenthal voranbringen wird. Er sagt, was später auch die Mitarbeiter der Bildungs- und der Wirtschaftsbehörde, des Bauamts und der Wirtschaftsförderung sagen werden: dass der Entwurf, der den städtebaulichen Wettbewerb für den Berufsschulcampus gewonnen hat, wirklich erstklassig ist.
Er stammt von Johannes Langer und seinem Team. Der Mann arbeitet für die Kölner Dependance des niederländischen Planungsbüros De zwarte Hond (Der schwarze Hund). An diesem Abend sitzt der Projektleiter zwischen den Vertretern der Ressorts. Langer erklärt, wie er und seine Kollegen bei der Entwicklung des Campus-Konzepts vorgegangen sind und was sie sich auf der knapp zehn Hektar großen Fläche vorstellen. Mehrere Tage haben sie sich in Blumenthal umgeschaut und mehrere Monate am Entwurf gearbeitet.
Der Planer zeigt Grafiken von einem Parkhaus, das in der Nähe des Busbahnhofs steht und dessen Dach zu einer Tribüne umfunktioniert werden kann. Von einem Wohnheim für Schüler, einer Mensa, einer Bibliothek, einem Café. Für Langer ist vieles optional. Auch die Gebäude für den kaufmännischen Unterricht sind es. Der Projektleiter sagt, dass sie durch Wohnhäuser ersetzt werden können. Der Entwurf sieht vier weitere Berufsschulen vor: für Garten- und Landschaftsplanung, Metallbau, Elektrotechnik und Sozialpädagogik.
Rund um die Schulen, die mal in Altbauten, mal in Neubauten, mal in einem Mix aus beidem unterkommen, sind Firmenflächen vorgesehen. Zum Campus gehört auch ein Handwerkerpark. Die Behörden wollen, dass die Betriebe von der Nähe zu den Schulen und die Schulen von der Nähe zu den Betrieben profitieren. Aber auch die umliegenden Viertel vom neuen Quartier. Das Gelände ist offen gestaltet. Es gibt Wege zu benachbarten Supermärkten und Durchgänge zum alten Rathaus.
Den Mitarbeitern der Behörden gefällt das genauso wie die Campus-Grünfläche, die eigentlich das Dach eines Abstellplatzes für 1200 Fahrräder ist. Ob der Entwurf jedoch eins zu eins umgesetzt wird, können sie nicht sagen. Die Ressortvertreter sprechen davon, dass sie jetzt überprüfen, was umsetzbar ist und was nicht. Fest steht schon jetzt: Der Campus wird später kommen als angekündigt. Sollte die erste Schule bisher 2021 starten, ist jetzt von 2022/2023 die Rede. Und nicht mehr von einer zehnjährigen, sondern fünfzehnjährigen Bauzeit.
Offen ist neuerdings auch, wie die sogenannte Fliegerhalle genutzt werden soll. Planer Langer hat sie für Sporthallen vorgesehen – anders als Christian Gerken. Der Abteilungsleiter der Sportgemeinschaft Aumund-Vegesack stellt während der Beiratssitzung ein Konzept für ein Hallenbad mit mehreren Becken vor. Nach seiner Rechnung würde es neun Millionen Euro kosten und innerhalb von 18 Monaten gebaut werden können.