Der Blumenthaler SV hat im Abstiegskampf der Fußball-Bremen-Liga die Notbremse gezogen: Am Mittwochvormittag teilte der BSV-Vorsitzende Peter Moussalli Trainer Steffen Dieckermann telefonisch mit, dass der gemeinsame Weg nach rund 21 Monaten beendet ist. Der 49-jährige Vereins-Boss, zuletzt ohnehin näher ans Team herangerückt, selbst will in den verbleibenden elf Partien das Ruder herumreißen.
"Ich will nicht der Messias sein und sagen, dass wir mit mir als Trainer nicht absteigen. Aber wir gehen diesen Schritt, um einen neuen Impuls zu geben", erklärt Moussalli, der bei den BSV-Herren bereits dreimal als Trainer in der Verantwortung stand: von Juli 2002 bis Juni 2011, von Juli 2013 bis Juni 2014 und von Juli 2017 bis Dezember 2017. Die aktuelle Mission dürfte die schwerste sein.
Die Trennung von Steffen Dieckermann erfolgte keineswegs aus dem Nichts. Schon mehrfach hatte Moussalli die Mannschaft und das Trainerteam zusammengetrommelt, um auf den Ernst der Lage hinzuweisen. Das Echo aus dem Mannschaftskreis hätte laut Moussalli geheißen: Keine Sorgen, wir schaffen das. Die Ergebnisse unterstrichen das nicht. Der BSV verlor seine Spiele gegen die direkten Konkurrenten und war von wirklichen Befreiungsschlägen, geschweige denn einer Erfolgsserie weit entfernt. Schließlich folgte am 5. März zwischen Moussalli und Dieckermann die Absprache, dass eine Niederlage gegen den BSC Hastedt die weitere Zusammenarbeit beenden würde. Der BSV gewann mit 3:2. Der BSV lebte. Steffen Dieckermann blieb.
Lebhaft präsentierte sich der BSV auch fünf Tage später gegen SFL Bremerhaven. Die Crux an der Sache: Der Nordbremer Traditionsclub verlor mit 2:3 und handelte sich zwei Tage später nach einem 0:0 zur Halbzeit in Unterzahl ein 0:8 beim Brinkumer SV ein. "Ich habe mich lange schützend vor Steffen und Co-Trainer Steffan Wuttke gestellt", blickt Moussalli auf Gespräche zurück, in denen es von seinen Vorstandskollegen schon länger Stimmen für ein früheres Handeln gegeben hätte. Jetzt sah auch Moussalli den Zeitpunkt gekommen, um zu handeln.
"Fußball ist ein Ergebnissport. Wenn man keine Punkte holt, wird es eng. Die Mannschaft hat Steffen teilweise im Stich gelassen", sagte Moussalli. Davon ausgehend, dass der FC Oberneuland den Klassenerhalt in der Regionalliga nicht schafft, muss der Blumenthaler SV den 13. Rang erreichen, der vier Zähler entfernt ist. Und gerade mit Blick auf die erfolgreichen A- und von Moussalli trainierten B-Junioren kommt dem Klassenerhalt große Bedeutung zu. "Der Abstieg wäre ein fatales Signal für die Jugend", unterstreicht der Vereins-Chef.
Nach einer Bilanz von sieben Siegen, zwei Unentschieden und 14 Niederlagen stellt sich da natürlich die Frage nach dem Wie. "Wir müssen gucken, dass wir mehr Zusammenhalt in die Mannschaft kriegen", meint Moussalli, der sich auch als Psychologe ("Wenn man unten drinne steht, spielt der Kopf verrückt. Das geht an keinem spurlos vorüber") gefordert sieht. "Neuer Trainer, neues Gefühl, jeden kann sich neu beweisen", so beschreibt Moussalli, der vom verletzungsbedingt pausierenden Mittelfeldspieler Malte Tietze unterstützt werden soll, seinen ersten Ansatzpunkt, der neue Energien freisetzen soll. Und auch personelle Ergänzungen bringt Moussalli ins Spiel, der sich mit bewährten Kräften aus der zweiten Mannschaft und der Ü32 austauschen will.
Viel Zeit, einen von Verletzungen geplagten und sportlichen Negativerlebnissen verunsicherten Kader in die Erfolgsspur zu bringen, hat Moussalli nicht. Am Dienstag noch leitete Dieckermann das Training, an diesem Donnerstag geht es unter neuer Leitung in die Vorbereitung auf das Sonnabendspiel gegen den Tabellensechsten ESC Geestemünde. In den nächsten Wochen wird nicht nur geklärt, ob der Trainerwechsel zündet. Es wird auch die Frage beantwortet, ob die Mannschaft das Zeug zum Klassenerhalt hat. Eine Frage, auf die es von Peter Moussalli kein klares Ja gibt. "Ich glaube schon, dass wir 12,13, 14 Spieler für eine ordentliche Oberliga-Truppe haben", lautet seine Einschätzung, die er so ergänzt: "Die Frage, ob die Mannschaft genug Potenzial hat, wird am Ende der Saison die Tabelle zeigen."
Dafür, dass die Tabelle den BSV am Saisonende auf einem Nichtabstiegsplatz zeigt, drückt der geschasste Steffen Dieckermann jedenfalls die Daumen. Er glaube an die Truppe, ansonsten hätte er von sich aus die Reißleine gezogen. Der jetzige Zeitpunkt habe ihn überrascht, aber es sei eben einfacher, den Trainer wegzuschicken als 21 Leute. Dieckermann: "Jetzt gibt es das Alibi Trainer nicht mehr, jetzt muss geliefert werden." Rasenmähen und die Sonne genießen, das ist das, was Dieckermann mit der plötzlich zur Verfügung stehenden Freizeit machen will. Und noch einmal an den Burgwall zurückkehren, um sich an diesem Donnerstag persönlich von der Mannschaft zu verabschieden.